Untersuchung zeigt: Städte nicht sehr hitzeresistent

31 Juli, 2024

Die Sonne brennt und in vielen Städten wird es unangenehm heiß. Die Ursachen sind oft: zu wenige Bäume, die Schatten spenden, und zu viele gepflasterte, betonierte oder bebaute Flächen.

Auf Grund dieser Problematik hat die deutsche Umwelthilfe mithilfe der Potsdamer Luftbild Umwelt Planungs GmbH eine Untersuchung und eine Karte erstellt. Auf der Karte wurde alle 190 Städte über 50.000 Einwohnern eingestuft, wie hitzeresistent sie aufgebaut sind. Insgesamt erhalten 24 Städte eine rote Karte, sind also zu stark versiegelt und haben zu wenige Bäume. 82 Städte erhalten eine Gelbe Karte und 84 eine Grüne.


Situation in Ludwigsburg

Ludwigsburg beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Thema Hitze. Die Stadtverwaltung möchte etwas dagegen unternehmen. “Wir stellen fest, dass sich die Stadt weiter aufheizt. Um die Stadt für die Menschen, insbesondere ältere und junge Menschen, erträglicher zu machen, müssen wir die Hitze reduzieren”, sagt Oberbürgermeister Matthias Knecht.

Als Beispiel nennt er den Walckerpark, ein Vorzeigeprojekt in Ludwigsburg. “Früher war hier eine versiegelte Parkfläche”, erklärt Knecht und zeigt auf eine große Grünfläche mit hohem Gras, umgeben von vielen großen Bäumen. Statt eines Parkplatzes gibt es hier seit zwei Jahren einen kleinen Erholungspark mit viel Schatten, einem Wasserspiel sowie einem Spiel- und Sportplatz.

“Besonders wichtig war der Erhalt der bestehenden Bäume. Es ist selten in der Stadt, dass man so viele große Bäume zur Verfügung hat”, erläutert Projektleiter Jürgen Straß von der Stadt Ludwigsburg. Im Walckerpark haben sie sowohl die alten Bäume erhalten als auch neue gepflanzt. Allerdings wurden einige Parkplätze beibehalten. Auf einer deutlich kleineren Fläche wurde ein Parkhaus errichtet und so begrünt, dass es auf den ersten Blick kaum auffällt.


Spannungsfeld der Entsiegelung

Doch genau hier zeigt sich eines der Hauptprobleme bei der Entsiegelung von Flächen: Interessenkonflikte. “Grundsätzlich haben wir immer Flächenkonflikte”, erklärt Ulrike Schmidtgen, Leiterin des Fachbereichs Tiefbau und Grünflächen der Stadt Ludwigsburg. “Jede Fläche hat eine Nutzung, und die Bürger sind daran gewöhnt, die Fläche entsprechend zu nutzen.” Auf dem Marktplatz finden der Markt oder Festivitäten statt, sagt Schmidtgen. “Dafür brauchen wir entsprechende Flächen. Es ist also nicht so einfach, alles zu entsiegeln. Wenn wir eine Straße sanieren, prüfen wir auch, ob die Straße in dieser Breite noch notwendig ist oder ob wir ein Stück davon wegnehmen können.”


Parkflächen ein sehr große Diskussionsgrundlage

Besonders bei Parkflächen gibt es intensive Diskussionen. Die Stadt muss dann alternative Flächen finden. Das zeigt auch das neue Projekt auf dem Arsenalplatz, etwa einen Kilometer vom Walckerpark entfernt. Dort graben Bagger derzeit den Boden auf. Auch hier wird ein Parkplatz in einen Park umgewandelt. Die großen Bäume sollen erhalten bleiben, und es soll eine kleine Oase in der Stadt entstehen. “Es gab über viele Jahre hinweg große Diskussionen, da der Arsenalplatz ein zentraler Parkplatz für die Stadt ist. Wir konnten jedoch den Einzelhandel und die Gastronomie überzeugen, da wir die 146 Parkplätze 200 Meter weiter durch ein neues Parkhaus in Zusammenarbeit mit der Kreissparkasse ersetzen konnten”, erklärt Matthias Knecht.


Forderung der deutschen Umwelthilfe

Die Deutsche Umwelthilfe sieht dringenden Handlungsbedarf bei der Entsiegelung und dem Erhalt von Baumbeständen. “Wir fordern von der Bundesregierung ein rechtlich verbindliches Ziel, die Flächenversiegelung in Deutschland bis spätestens 2035 zu stoppen”, sagt Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH. “In Zeiten der Klimakrise brauchen unsere Städte unversiegelte Böden zur Versickerung von Wasser und Grünflächen zur Kühlung”, fügt Metz hinzu. Grün sei jedoch nicht gleich Grün. Rollrasen könne mit dem alten Baumbestand nicht mithalten. “Deshalb ist es nicht nur wichtig, die Versiegelung zu stoppen und dort, wo es möglich ist, zurückzubauen, sondern auch, dass neben Rasenflächen vor allem Bäume, Büsche und Wiesen in unseren Städten zu finden sind.”


Wir haben uns mit dem Thema “Hitzemanagement in Städten” in einem Fokusthema beschäftigt. Mit einem Klick auf die Schaltfläche unten, gelangen Sie zum Fokusthema:

Vorheriger Beitrag

Die Umrüstung der Alsterflotte: Hamburgs Eilbek wird elektrisch

Nächster Beitrag

Der Weg zu klimaneutralen Militärfahrzeugen

GeheNach oben

Don't Miss