Kipppunkt erreicht: Tropische Korallenriffe stehen vor dem Kollaps

21 Oktober, 2025

Am 13. Oktober 2025 veröffentlichten internationale Klimaforscher eine alarmierende Studie: Tropische Korallenriffe haben mit ziemlicher Sicherheit ihren Kipppunkt erreicht. Das bedeutet, dass sich ihr ökologischer Zustand nicht mehr von selbst stabilisieren lässt – selbst bei einer sofortigen Begrenzung der Erderwärmung. Die Konsequenzen wären dramatisch: Der Verlust eines der artenreichsten Ökosysteme der Erde.

Was ist ein Kipppunkt?

Ein Kipppunkt beschreibt einen kritischen Schwellenwert im Klimasystem. Wird dieser überschritten, kippt ein Ökosystem in einen neuen, oft irreversiblen Zustand. Im Fall der Korallenriffe liegt dieser Schwellenwert laut Studie bei etwa 1,2 Grad globaler Erwärmung – ein Wert, der bereits überschritten wurde.

Die Riffe reagieren empfindlich auf steigende Meerestemperaturen. Bei Hitzestress stoßen Korallen die symbiotischen Algen ab, die ihnen Farbe und Nahrung liefern. Zurück bleiben bleiche, verhungernde Strukturen, die kaum noch überlebensfähig sind.

Globale Folgen: Artensterben und soziale Risiken

Korallenriffe sind nicht nur biologische Hotspots, sondern auch Lebensgrundlage für bis zu eine Milliarde Menschen weltweit. Sie schützen Küsten vor Erosion, sichern Fischbestände und sind wirtschaftlich relevant für Tourismus und Ernährungssicherheit.

Ein großflächiges Korallensterben würde:

  • Die Artenvielfalt im Meer massiv reduzieren
  • Küstenregionen verwundbarer für Sturmfluten machen
  • Die Ernährungsgrundlage vieler Küstengemeinden gefährden
  • Einen Dominoeffekt auf andere marine Ökosysteme auslösen

Wissenschaftlicher Konsens und politische Mahnung

An der Studie waren 160 Wissenschaftler aus 87 Institutionen in 23 Ländern beteiligt. Der leitende Autor Tim Lenton von der Universität Exeter erklärte: „Wir sind uns jetzt fast sicher, dass wir einen der Kipppunkte für Warmwasser-Korallenriffe überschritten haben“.

Auch der WWF warnt: „Einige Kipppunkte stehen kurz bevor oder sind im Fall der Korallenriffe womöglich schon erreicht. Damit stehen unsere Lebensgrundlagen auf dem Spiel – hier und heute“.

Die Forscher fordern:

  • Schnellen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen
  • Verbindliche Klimaziele und deren konsequente Umsetzung
  • Investitionen in nachhaltige Mobilität und Energie
  • Klimafinanzierung für den Globalen Süden

Hoffnung durch „positive Kipppunkte“?

Neben den negativen Kipppunkten betont die Studie auch die Möglichkeit positiver Kipppunkte: gesellschaftliche Veränderungen, die sich selbst verstärken – etwa durch den Ausbau erneuerbarer Energien oder den Wandel in Konsumverhalten.

Diese Dynamiken könnten helfen, die Erderwärmung zu bremsen und weitere Kipppunkte zu vermeiden – etwa beim Amazonas-Regenwald oder den Eisschilden in Grönland und der Antarktis.

Fazit: Die Zeit zu handeln ist jetzt

Der Kipppunkt der tropischen Korallenriffe ist ein Weckruf für die globale Klimapolitik. Die Wissenschaft zeigt klar: Ohne entschlossenes Handeln droht der Verlust eines zentralen Ökosystems – mit weitreichenden Folgen für Mensch und Natur. Doch noch besteht Handlungsspielraum. Die Frage ist: Wird er genutzt?

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