Lufthansa vor Kurswechsel: Warum hohe Standortkosten Inlandsflüge gefährden

19 Oktober, 2025

Die Lufthansa steht vor einem drastischen Einschnitt in ihr innerdeutsches Flugangebot. Wie Konzernchef Carsten Spohr am 18. Oktober 2025 bestätigte, prüft der Konzern die Streichung von rund 100 Inlandsflügen pro Woche. Grund dafür seien hohe Steuern und Gebühren, die den Flugbetrieb zunehmend unrentabel machen.

Wirtschaftliche Belastung: Standortkosten verdoppelt

Seit 2019 haben sich die staatlichen Standortkosten für Inlandsflüge verdoppelt. Dazu zählen Luftverkehrssteuer, Sicherheitsgebühren, Infrastrukturabgaben und CO₂-bezogene Belastungen. Spohr warnt: „Ohne eine Reduzierung der Standortbelastungen werden weitere Streichungen unvermeidbar sein.“

Besonders betroffen sind Strecken wie München–Münster/Osnabrück oder München–Dresden, die laut Lufthansa täglich defizitär betrieben werden. Der Flughafen Münster/Osnabrück würde bei einer Streichung sogar seine letzte Anbindung an ein internationales Drehkreuz verlieren.

Nachfrageproblem: Geschäftsreisen brechen weg

Neben den steigenden Kosten leidet der innerdeutsche Flugverkehr unter einem strukturellen Nachfrageeinbruch. Nach der Corona-Pandemie haben sich Geschäftsreisen nicht erholt – viele Unternehmen setzen dauerhaft auf Videokonferenzen. Zudem verlagert sich der Verkehr zunehmend auf die Schiene, insbesondere bei Strecken unter 500 Kilometern.

Die Zahl der Passagiere auf Inlandsflügen liegt deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Während internationale Verbindungen wieder boomen, bleibt der Inlandsmarkt schwach – ein Trend, der sich laut Branchenverbänden fortsetzen dürfte.

Politische Verantwortung: Steuerpolitik unter Druck

Die Lufthansa fordert nun politische Entlastung. Spohr appelliert an die Bundesregierung, die Standortkosten zu senken, um den innerdeutschen Luftverkehr zu erhalten. Sollte dies nicht geschehen, drohen weitere Kürzungen – nicht nur bei Lufthansa, sondern auch bei Tochtergesellschaften wie Eurowings und anderen Airlines.

Die Debatte berührt auch die Frage nach regionaler Erreichbarkeit. Flughäfen in Bremen, Dresden, Leipzig, Nürnberg und anderen Städten stehen auf der Kippe. Für viele Regionen bedeutet das: weniger Anschluss, weniger Wirtschaftskraft, weniger Mobilität.

Fazit: Zwischen Ökologie und Ökonomie

Die Lufthansa-Streichungen zeigen, wie ökonomische Realität und ökologische Zielsetzung kollidieren. Während die Politik auf CO₂-Reduktion und Bahnförderung setzt, geraten Flugverbindungen ins Abseits. Doch ohne tragfähige Alternativen droht eine Mobilitätslücke – besonders in Regionen ohne ICE-Anbindung.

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Bundesregierung auf die Warnungen der Lufthansa reagiert – oder ob der innerdeutsche Flugverkehr weiter schrumpft.


Schlagwörter:

Quellen:

Vorheriger Beitrag

Bürgergeld-Reform: Große Pläne, kleine Wirkung – was der Gesetzentwurf wirklich bedeutet

Nächster Beitrag

ICE L: Die neue Generation rollt an – Komfort, Barrierefreiheit und Hoffnung auf Pünktlichkeit

GeheNach oben

Don't Miss