Kontinuierlicher Photovoltaik-Ausbau – Wie Sonnenstrom die Netzlast senkt

18 August, 2025

Die Energiewende schreitet voran – und mit ihr verändert sich die Struktur unserer Stromnetze. Eine aktuelle Analyse des Fraunhofer IOSB-AST zeigt: Der kontinuierliche Ausbau von Photovoltaik-Anlagen führt zu einer spürbaren Senkung der Netzlast. Das bedeutet: Weniger Strom muss über zentrale Netze transportiert werden, weil immer mehr Haushalte und Betriebe ihren eigenen Strom erzeugen und direkt verbrauchen. Doch diese Entwicklung ist nicht nur ein technisches Detail – sie hat weitreichende Folgen für die Energiepolitik, Netzplanung und die Zukunft der Stromversorgung.

Eigenverbrauch entlastet das Netz

Seit 2010 ist die an Endverbraucher gelieferte Energiemenge im Netzgebiet der Stadtwerke Erfurt (SWE Netze GmbH) kontinuierlich zurückgegangen. Der Grund: Der Ausbau von Photovoltaik, insbesondere seit 2016, hat den Eigenverbrauch deutlich erhöht. Immer mehr Gebäude sind mit Solaranlagen ausgestattet, die tagsüber Strom produzieren – genau dann, wenn der Bedarf oft am höchsten ist.

Diese dezentrale Stromerzeugung entlastet die Verteilnetze, reduziert Übertragungsverluste und macht das System insgesamt effizienter. Für Netzbetreiber bedeutet das: Weniger Spitzenlasten, stabilere Versorgung und geringere Kosten für den Netzausbau.

Aber: Der Trend könnte sich umkehren

So positiv die Entwicklung klingt – sie ist nicht von Dauer. Denn mit der zunehmenden Elektrifizierung anderer Sektoren wie Mobilität (E-Autos), Wärme (Wärmepumpen) und Power-to-Gas-Anwendungen steigt der Strombedarf wieder. Das bedeutet: Auch wenn der Eigenverbrauch zunimmt, wird künftig wieder mehr Strom aus dem Netz benötigt.

Netzbetreiber stehen daher vor einer komplexen Aufgabe: Sie müssen die Netzlast nicht nur aktuell beobachten, sondern auch präzise für die kommenden Jahre prognostizieren. Ungenaue Vorhersagen können zu wirtschaftlichen Risiken führen – etwa durch Fehlinvestitionen oder Versorgungsengpässe.

Datenanalyse für bessere Prognosen

Das Fraunhofer IOSB-AST hat eine neue Datenmodellierung entwickelt, die auf tageszeitlichen, saisonalen und langfristigen Mustern basiert. Für das Referenzjahr 2024 konnte der Prognosefehler bei der Netzlast von 3,89 GWh auf 0,93 GWh reduziert werden – eine Verbesserung von 76 %. Diese Genauigkeit ist entscheidend für die Planung von Speicherlösungen, Lastmanagement und Netzausbau.

Was das für die Energiewende bedeutet

Der kontinuierliche Ausbau der Photovoltaik zeigt, wie effektiv dezentrale Energielösungen sein können. Sie stärken die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern, fördern die regionale Wertschöpfung und machen das Stromsystem resilienter. Doch sie erfordern auch neue Denkweisen in der Netzplanung, Politik und Infrastruktur.

Die Zukunft liegt in einem intelligenten Zusammenspiel von lokaler Erzeugung, digitaler Steuerung und flexibler Nutzung. Der Sonnenstrom ist da – jetzt muss das Netz mitwachsen.

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