Ein neuer Konflikt zwischen China und der Europäischen Union sorgt für Spannungen – diesmal im sensiblen Bereich der Medizintechnik. Nachdem die EU chinesische Anbieter teilweise von öffentlichen Ausschreibungen ausgeschlossen hat, reagiert Peking mit Gegensanktionen. Der Streit offenbart nicht nur wirtschaftliche Interessen, sondern auch geopolitische Machtspiele im Gesundheitssektor.
Die Eskalation: Ausschluss und Reaktion
Am 20. Juni 2025 beschloss die EU-Kommission, chinesische Unternehmen von öffentlichen Ausschreibungen für Medizinprodukte über fünf Millionen Euro auszuschließen. Begründet wurde dies mit ungleichen Wettbewerbsbedingungen: In rund 90 % der Ausschreibungen in China seien europäische Anbieter benachteiligt worden.
China reagierte prompt. Seit dem 6. Juli dürfen EU-Firmen bei chinesischen Ausschreibungen für Medizingeräte im Wert von über 45 Millionen Yuan (ca. 5,3 Mio. Euro) nicht mehr teilnehmen – sofern die Produkte vollständig aus der EU importiert wurden. Lokale Produktionen europäischer Firmen in China sind davon nicht betroffen.
Medizintechnik als geopolitisches Spielfeld
Medizinprodukte wie Beatmungsgeräte, Röntgentechnik oder Verbandsmaterialien sind nicht nur wirtschaftlich relevant, sondern auch strategisch. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig eine stabile Versorgung mit Medizintechnik ist. Der aktuelle Konflikt zeigt: Wer Zugang zu diesen Märkten hat, besitzt auch politischen Einfluss.
Die EU nutzt erstmals das sogenannte „International Procurement Instrument“ (IPI), um auf diskriminierende Vergabepraxis zu reagieren. China hingegen wirft Brüssel Doppelmoral und Protektionismus vor.
Globale Lieferketten unter Druck
Die Maßnahmen treffen nicht nur Regierungen, sondern auch Unternehmen. Viele europäische Hersteller sind auf den chinesischen Markt angewiesen – sei es als Absatzmarkt oder als Produktionsstandort. Gleichzeitig versucht China, unabhängiger von westlicher Medizintechnik zu werden und investiert massiv in eigene Forschung und Entwicklung.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Der Konflikt könnte langfristige Auswirkungen auf die globale Gesundheitsversorgung haben. Wenn sich Märkte abschotten, steigen Preise und sinkt die Innovationskraft. Gleichzeitig wächst der Druck auf Unternehmen, ihre Lieferketten zu diversifizieren und lokale Produktionskapazitäten aufzubauen.
Die EU und China stehen vor der Herausforderung, wirtschaftliche Interessen mit geopolitischer Verantwortung zu vereinen. Ein konstruktiver Dialog wäre im Sinne aller – vor allem der Patientinnen und Patienten weltweit.