Hitzewellen in Deutschland: Wie vulnerable Gruppen besser geschützt werden müssen

3 Juli, 2025

Die Sommer in Deutschland werden heißer – und gefährlicher. Besonders für ältere Menschen, chronisch Kranke, Schwangere, Kinder und Obdachlose stellen extreme Temperaturen ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko dar. Laut Schätzungen starben allein im Sommer 2023 rund 7.600 Menschen an den Folgen von Hitze. Die Frage ist nicht mehr, ob wir handeln müssen, sondern wie schnell und gezielt.

Warum vulnerable Gruppen besonders gefährdet sind

Mit zunehmendem Alter oder bei bestimmten Vorerkrankungen verliert der Körper die Fähigkeit, sich an hohe Temperaturen anzupassen. Ältere Menschen empfinden Durst oft nicht mehr so stark, ihre Temperaturregulation ist eingeschränkt. Medikamente können zusätzlich die Wärmeregulation stören oder zu Wechselwirkungen führen. Auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder kognitiven Beeinträchtigungen sind besonders gefährdet – sie können sich nicht immer selbst helfen oder Schutzmaßnahmen umsetzen.

Kritik an fehlender Vorbereitung

Fachleute wie die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) schlagen Alarm: Deutschland sei auf extreme Hitzeszenarien wie sogenannte „Hitzedome“ nicht ausreichend vorbereitet. Dabei handelt es sich um stabile Hochdruckgebiete, die über Tage oder Wochen hinweg heiße Luftmassen einschließen – mit potenziell tödlichen Folgen. Es fehle an Notfallplänen, geschultem Personal und einer systematischen Identifikation gefährdeter Personen.

Was jetzt passieren muss

Experten fordern eine Reihe konkreter Maßnahmen:

  • Überarbeitung bestehender Hitzeaktionspläne, die auch Extremszenarien berücksichtigen.
  • Einrichtung von Krisenstäben, um im Ernstfall schnell reagieren zu können.
  • Gezielte Datenauswertung, um besonders gefährdete Personen frühzeitig zu identifizieren – etwa durch Abgleiche zwischen Kranken- und Pflegekassen.
  • Mobile Einsatzteams, die vulnerable Menschen direkt aufsuchen und versorgen.
  • Kühlräume in Stadtteilen, die öffentlich zugänglich sind – etwa in Bibliotheken, Museen oder Gemeindezentren.

Kommunen unter Druck

Zwar sieht das Bundesumweltministerium die Kommunen in der Pflicht, Hitzeschutzmaßnahmen umzusetzen, doch viele Städte und Gemeinden klagen über fehlende finanzielle Mittel. Gerade in dicht bebauten Stadtteilen fehlt es an Grünflächen, Schattenplätzen und öffentlicher Infrastruktur wie Trinkwasserstellen. Initiativen wie ein „Hitzebus“ für Obdachlose – analog zum Kältebus im Winter – werden bislang nur vereinzelt umgesetzt.

Gesellschaftliche Verantwortung

Hitzeschutz ist nicht nur Aufgabe der Politik. Auch Nachbarschaftshilfe kann Leben retten: Ein kurzer Anruf bei älteren Nachbarn, ein Glas Wasser für Obdachlose oder das Teilen von Informationen über kühle Rückzugsorte – all das kann im Ernstfall entscheidend sein.

Fazit

Die Klimakrise ist längst im Alltag angekommen. Hitzewellen sind keine Ausnahme mehr, sondern Teil einer neuen Realität. Umso wichtiger ist es, dass Deutschland jetzt handelt – mit klaren Zuständigkeiten, ausreichenden Ressourcen und einem Fokus auf die Schwächsten in der Gesellschaft. Denn Hitzeschutz ist Gesundheitsschutz – und damit eine Frage der Menschlichkeit.

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