Iran 2025: Repression, Angst und der lange Schatten des Widerstands

28 Juni, 2025

Während sich die Welt auf geopolitische Großkonflikte konzentriert, spielt sich im Iran eine stille, aber brutale Tragödie ab. Die Islamische Republik hat nach dem jüngsten militärischen Schlagabtausch mit Israel und den USA eine neue Welle der Repression gegen die eigene Bevölkerung entfesselt. Hunderte Verhaftungen, Hinrichtungen und massive Überwachung prägen den Alltag – und lassen die Hoffnung auf Reformen schwinden.

Nach dem Krieg ist vor der Angst

Die jüngsten Spannungen mit Israel und den USA haben im Iran nicht nur militärische, sondern vor allem gesellschaftliche Spuren hinterlassen. Nach den Bombardierungen durch Israel und den USA herrscht in vielen Städten eine Atmosphäre der Angst. Das Internet funktioniert nur eingeschränkt, Sicherheitskräfte patrouillieren verstärkt, und die Bevölkerung lebt in ständiger Unsicherheit.

Die Regierung unter Ayatollah Ali Khamenei reagierte auf die Angriffe mit martialischer Rhetorik – und mit einer innenpolitischen Säuberung. Über 700 Menschen wurden laut offiziellen Angaben verhaftet, sechs hingerichtet. Die Vorwürfe: Spionage, Sabotage, Unterstützung ausländischer Medien. Doch viele Beobachter sehen darin vor allem den Versuch, Sündenböcke zu finden und die Kontrolle über die Gesellschaft zu festigen.

Systematische Unterdrückung

Die Repression folgt einem bekannten Muster: Menschenrechtsaktivistinnen, Journalistinnen, Angehörige von Protestopfern und selbst einfache Bürgerinnen geraten ins Visier der Behörden. Die UN und Menschenrechtsorganisationen berichten von systematischer Überwachung, unfairen Prozessen und gezielter Einschüchterung.

Besonders betroffen sind Frauen und Mädchen. Trotz gegenteiliger Versprechen des neuen Präsidenten Masoud Pezeshkian wurde die Kontrolle über das Tragen des Hijabs verschärft. Die sogenannte „Noor-Initiative“ nutzt digitale Überwachung, um Verstöße zu ahnden. Wer sich widersetzt, riskiert Geldstrafen, Gefängnis – oder Schlimmeres.

Stimmen des Widerstands

Trotz der Repression gibt es mutige Stimmen, die sich nicht zum Schweigen bringen lassen. Die Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi, selbst mehrfach inhaftiert, kritisiert sowohl das Regime als auch die ausländischen Angriffe. Sie spricht für viele, wenn sie sagt: „Wir wollen nicht durch Bomben befreit werden – wir wollen unsere Freiheit selbst erkämpfen“.

Auch der regimekritische Rapper Toomaj Salehi, Symbolfigur der „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung, wurde erneut verhaftet. Sein Schicksal ist ungewiss. Doch seine Worte hallen nach: „Die Menschen sind keine Kriegspartei – sie sind Geiseln.“

Ein Land zwischen Hoffnung und Resignation

Die iranische Gesellschaft steht an einem Scheideweg. Viele Menschen sind erschöpft, traumatisiert, aber nicht gebrochen. Die Proteste von 2022 und 2023 haben ein neues Bewusstsein geschaffen – besonders unter jungen Menschen. Doch die Repression ist allgegenwärtig, und die Angst vor einem erneuten Krieg lähmt jede Hoffnung auf Wandel.

Internationale Beobachter fordern Sanktionen gegen Verantwortliche und mehr Schutz für bedrohte Aktivistinnen. Doch solange das Regime seine Macht mit Gewalt sichert und die Welt nur sporadisch hinsieht, bleibt der Weg zu einem freien Iran steinig.

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