Harald Lesch … und der Streit ums Auto

26 Juli, 2024

Es ist zu schön, um wahr zu sein: Eine Welt, in der verstopfte Straßen der Vergangenheit angehören und die Fahrt ins Büro oder in den Urlaub so reibungslos verläuft wie nie zuvor. Geht das wirklich?

Wie entstehen Staus?

Die Deutschen lieben ihre Autos. Das Auto ist das meistgenutzte Verkehrsmittel im Alltag. Auf dem Land mehr als in der Stadt, da es seltene Alternativen gibt. Pendler in die Städte leiden besonders unter Staus.

Ein japanisches Forschungsteam führte 2008 ein Experiment durch, um die Ursachen von Phantomstaus zu klären. 22 Autos sollten bei konstanter Geschwindigkeit im Kreis fahren. Nach kurzer Zeit entstanden kleine Staus, obwohl es keine Hindernisse gab. Der menschliche Faktor ist die Ursache.

Das Experiment zeigte, dass ab einer bestimmten Fahrzeugdichte der Verkehr ins Stocken gerät. Bei 25 Autos pro Kilometer tritt dieser Effekt auf. Dies gilt weltweit, wie Beispiele aus Chicago und London zeigen. Der schlimmste Stau aller Zeiten ereignete sich 2010 in China, wo Menschen mehr als zehn Tage feststeckten.

Ameisen als Vorbild

Ameisen haben erstaunliche Fähigkeiten. Sie geraten nicht in Staus, obwohl sie in großen Gruppen unterwegs sind. Ein französisches Forschungsteam untersuchte argentinische Ameisen und stellte fest, dass der Verkehr selbst bei hoher Dichte fließt.

Das Geheimnis der Ameisen liegt in ihrer Gemeinschaft. Sie handeln als Einheit und passen ihre Bewegungen aneinander an. Pheromone helfen ihnen dabei. Anders als Menschen denken sie nicht egoistisch, sondern kollektiv.

ÖPNV und die Liebe zum Auto

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) soll in der Theorie alles besser machen. Doch in der Praxis greifen viele Menschen immer noch auf das Auto zurück, besonders auf dem Land. Busfahrpläne sind oft unregelmäßig und das Bahnnetz ist lückenhaft.

Autos sind ein Kulturgut in Deutschland. Sie verpesten jedoch die Luft und tragen zum Klimawandel bei. Der Autoverkehr ist für rund ein Fünftel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Eine Greenpeace-Studie aus 2020 warnt, dass der Straßenverkehr in der EU bis 2040 klimaneutral sein muss, um die Pariser Klimaziele zu erreichen.

Sind E-Autos die Lösung?

E-Autos sind klimaneutral, zumindest am Auspuff. Doch nur knapp vier Prozent der Deutschen fahren elektrisch. Gebrauchtwagen sind unbeliebt wegen der Sorge um die Batterien. Der Kauf eines Neuwagens wird nicht mehr vom Staat unterstützt und viele fürchten, dass Lademöglichkeiten und Reichweite nicht genügen.

Studierende der TU München haben gezeigt, dass E-Autos große Reichweiten haben können. Ihr MOOC 22 fuhr mit nur einer Batterieladung 2573,9 Kilometer. Das Geheimnis liegt in der Bauweise: geringes Gewicht und aerodynamische Form.

Die Geschichte des E-Autos

Die Idee des E-Autos ist beinahe 200 Jahre alt. 1900 waren mehr als ein Drittel aller US-Autos elektrisch. Doch Henry Ford setzte auf Verbrenner, da diese günstiger herzustellen waren. Mit der Fließbandarbeit konnte er die Produktionszeit drastisch reduzieren und Autos für die breite Masse erschwinglich machen.

Heute wird wieder viel in E-Autos investiert. Lithium-Ionen-Akkus und Wasserstoffmotoren sind vielversprechende Entwicklungen. Doch die Frage bleibt: Ist das E-Auto wirklich die Zukunft?

Antriebsarten im Vergleich

Die meisten Menschen achten beim Autokauf auf den Preis. E-Autos sind teurer als vergleichbare Verbrenner. Wasserstoffautos sind noch teurer. Beim Thema Reichweite führt der Verbrenner, gefolgt vom Wasserstoffauto und dem E-Auto.

Das Tanken von Wasserstoff ist ähnlich schnell wie bei Benzin. Beim E-Auto schwankt es stark. Die Klimafreundlichkeit hängt von der Strom- und Wasserstoffproduktion ab. Auf das gesamte Autoleben gerechnet, gewinnt das E-Auto.

Eine Stadt ohne Autos?

Eine Stadt ganz ohne Autos klingt utopisch. Doch es gab Zeiten, in denen Städte wie Köln den Menschen gehörten, nicht den Autos. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele deutsche Städte zu Autoparadiesen umgebaut.

Barcelona zeigt, dass es auch anders geht. Dort entstehen sogenannte Superblocks, verkehrsberuhigte Viertel. Anwohner und Lieferanten dürfen nur noch in Schrittgeschwindigkeit fahren. Der öffentliche Nahverkehr wurde ausgebaut und Umfragen zeigen, dass das Wohlbefinden der Anwohner gestiegen ist.

Fazit

Die Verkehrswende in Deutschland ist noch nicht weit gekommen. Fahrradwege und öffentlicher Nahverkehr müssen ausgebaut werden. Menschen auf dem Land brauchen Alternativen zum Auto. Ein Tempolimit wäre sinnvoll.

Die Verkehrswende ist auch eine Frage der Psychologie. Das Auto ist ein Kulturgut in Deutschland. Doch wir müssen es schaffen, das Auto aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen und die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Es wäre besser für das Klima, die Gesundheit und die Effizienz der Fortbewegung.

Ausblick

In der nächsten Folge geht es um die Urlaubszeit und die verschiedenen Reisemöglichkeiten. Auto, Flugzeug oder Bahn? Fliegen ist klimaschädlich und Züge sind unzuverlässig. Wie werden wir in Zukunft reisen?

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