Der Klimawandel hat weitreichende Auswirkungen auf die marinen Ökosysteme des Mittelmeers. In den letzten Jahren sind dramatische Veränderungen zu beobachten, die nicht nur die Unterwasserwelt, sondern auch die Lebensgrundlagen der Menschen an den Küsten betreffen. Dieser Blogbeitrag beleuchtet die aktuellen Herausforderungen und Veränderungen, die das Mittelmeer durch den Klimawandel erfährt, basierend auf den Erfahrungen von Wissenschaftlern und Fischern in der Region.
Ein Blick in die Vergangenheit: Die Veränderungen im Mittelmeer
Seit über 35 Jahren taucht der österreichische Meeresbiologe Gerwin Gretschel in der kroatischen Bucht Wal Saline. In den ersten zwei Jahrzehnten seiner Tauchgänge bemerkte er kaum Veränderungen. Doch in den letzten sechs bis zehn Jahren hat sich die Situation dramatisch gewandelt. Die Unterwasserwelt hat sich stark verändert, was für die Wissenschaftler und die Fischer in der Region besorgniserregend ist.
Die Unterwasserwelt: Ein Verlust an Biodiversität
Früher breiteten sich in der Bucht Wiesen aus, die als Lebensraum für hunderte von Arten dienten und als die „Lunge des Meeres“ bezeichnet wurden. Diese Wiesen waren unverzichtbar für das ökologische Gleichgewicht. Heute sind sie jedoch verschwunden, und die Bucht sieht aus wie eine Wüste ohne jede Vegetation. Dieser Verlust hat dramatische Folgen für das marine Ökosystem und die Menschen, die von ihm abhängig sind.
Die Erwärmung des Mittelmeers: Eine alarmierende Realität
Das Mittelmeer erwärmt sich schneller als jede andere Region der Welt. Diese Erwärmung hat zur Folge, dass immer mehr Arten, die ursprünglich nicht hier heimisch sind, in die Adria eindringen. Ein Beispiel dafür ist die Blaukrabbe, die als aggressiver Konkurrent für die einheimische Wollkrabbe auftritt. Während Fischer die Blaukrabbe aufgrund ihrer guten Preise schätzen, kann dies die einheimischen Fischbestände gefährden und die Biodiversität weiter verringern.
Neue Herausforderungen für Fischer
Fischer wie Marin Kolapov berichten von den drastischen Veränderungen in ihren Fanggebieten. Früher gab es viel mehr Fisch und weniger Fischer. Heute ist die Situation ganz anders. Der Fang von neuen, potenziell gefährlichen Arten wie dem hochgiftigen Kugelfisch ist ein weiteres Beispiel für die Veränderungen, die die Fischer erleben. Diese Fische sind normalerweise tropisch und stellen eine neue Herausforderung dar, da viele Fischer nicht wissen, wie sie mit ihnen umgehen sollen.
Bildung und Aufklärung: Die Rolle der Meeresschule Pula
Um die nächste Generation über die Bedeutung der marinen Ökosysteme aufzuklären, leitet Gretschel die Meeresschule Pula. Hier lernen Kinder und Jugendliche über die Unterwasserwelt und die wichtigen Seegraswiesen. Diese Bildung ist entscheidend, um das Bewusstsein für die Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, zu schärfen.
Forschung über künstliches Licht und seine Auswirkungen
Zusätzlich zur Aufklärung engagieren sich Doktorandinnen in der Meeresschule in der Forschung. Sie untersuchen den Einfluss von künstlichem Licht, beispielsweise durch Uferbeleuchtung, auf die Braunalgen. Diese Forschung ist wichtig, um mehr über die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die marine Umwelt zu erfahren.
Tourismus und seine Folgen für das Mittelmeer
Kroatien ist stark vom Tourismus abhängig, was sowohl positive als auch negative Auswirkungen hat. Mit fast 2000 km Küste zieht das Land jedes Jahr Millionen von Touristen an. Doch der Bauboom, die Umweltverschmutzung und die unzureichende Infrastruktur stellen eine erhebliche Bedrohung für die marinen Ökosysteme dar.
Die Gesetze der Natur
Die Adria hat ihre eigenen Gesetze, die sich von denjenigen an Land unterscheiden. Alles, was im Meer beschädigt wird, kann nicht mehr repariert werden. Die einzige Möglichkeit, die marinen Lebensräume zu schützen, besteht darin, die Natur so schnell wie möglich in Ruhe zu lassen und auf eine natürliche Regeneration zu hoffen.
Die Zukunft des Mittelmeers: Handeln ist gefragt
Die Datenlage ist eindeutig: Der Klimawandel bedroht die marinen Ökosysteme des Mittelmeers. Es ist wichtig, mutige und ehrgeizige politische Maßnahmen zu ergreifen, um die natürlichen Ressourcen zu schützen und wiederherzustellen. Nur durch gezielte Anstrengungen können wir die vielfältigen Lebensräume im Mittelmeer bewahren und die Gesundheit von Mensch und Natur in den Mittelpunkt stellen.
Schutzmaßnahmen und Meeresschutzgebiete
Der WWF fordert ein Netz aus Meeresschutzgebieten, das bis 2030 mindestens 30 Prozent des gesamten Mittelmeers abdecken soll. Dies ist ein ehrgeiziges Ziel, das jedoch dringend nötig ist, um die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern und die Biodiversität zu schützen.
Fazit: Gemeinsam für das Mittelmeer
Die Herausforderungen, die der Klimawandel für das Mittelmeer mit sich bringt, sind enorm. Doch durch Bildung, Forschung und gezielte Schutzmaßnahmen können wir gemeinsam dafür sorgen, dass die Schönheit und Vielfalt dieser einzigartigen Region erhalten bleibt. Es liegt in unserer Verantwortung, die marinen Lebensräume zu schützen und für zukünftige Generationen zu bewahren.