Cottbus, eine Stadt im Osten Deutschlands, hat sich als ein bedeutender Bildungsstandort etabliert. Insbesondere die Technische Universität Cottbus zieht Studierende aus aller Welt an. Doch während die Universität ein internationales und offenes Umfeld bietet, gibt es außerhalb des Campus erhebliche Herausforderungen, insbesondere durch das Erstarken rechtsextremer Strömungen. In diesem Artikel beleuchten wir die Erfahrungen ausländischer Studierender und die Auswirkungen des politischen Klimas auf ihr Leben und Studium.
Die Technische Universität Cottbus: Ein Ort der Chancen
Die Technische Universität Cottbus genießt einen hervorragenden Ruf, der bis in die DDR-Zeiten zurückreicht. Heute ist sie die einzige Universität in Deutschland, die einen Masterstudiengang in künstlicher Intelligenz in englischer Sprache anbietet. Diese Tatsache zieht Studierende aus verschiedenen Ländern an, insbesondere aus Indien, Pakistan und Bangladesch.
Ein Beispiel ist die indische Studentin Abirami Wiinutmanju, die sich für Cottbus entschieden hat, um von dem vielfältigen und anspruchsvollen Studienprogramm zu profitieren. Sie hebt hervor, wie wichtig das vertrauensvolle Miteinander unter den Studierenden ist und schätzt die Unterstützung, die sie von der Universität erhält.
Internationale Gemeinschaft und Herausforderungen
Die Universität ist ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen. Fast die Hälfte der Studierenden stammt aus dem Ausland. Dies fördert nicht nur den interkulturellen Austausch, sondern bietet auch eine Plattform für Vielfalt. Dennoch gibt es Herausforderungen, die die Studierenden betreffen, insbesondere im Hinblick auf die gesellschaftliche Stimmung in der Umgebung der Universität.
Die bevorstehenden Landtagswahlen im September werfen einen Schatten auf die positive Entwicklung. Die rechtsextreme Partei AfD könnte in Cottbus zur stärksten Kraft werden, was bei den ausländischen Studierenden Besorgnis auslöst. Die Präsenz von rechtsextremen Symbolen und die Versuche, Veranstaltungen an der Universität zu organisieren, sind alarmierende Zeichen.
Die Angst vor Rassismus und Diskriminierung
Obwohl Abirami bisher keine negativen Erfahrungen auf dem Campus oder in der Stadt gemacht hat, sind die Sorgen um die gesellschaftliche Akzeptanz allgegenwärtig. Die zunehmende Fremdenfeindlichkeit außerhalb des Campus schürt Ängste. Die Präsidentin der Technischen Universität Cottbus hat festgestellt, dass rechtsextreme Netzwerke in der Region gut verankert sind und ein feindliches Klima schaffen.
„Wir wollen nicht in einer ausländerfeindlichen Umgebung leben. Wir wollen akzeptiert werden“, sagt Abirami. Ihre Zukunft in Cottbus hängt stark von der politischen Entwicklung ab.
Die Präsenz rechtsextremer Gruppen und die beobachtete Aggressivität sind nicht zu übersehen. Ein Vorfall, bei dem eine Kandidatin der Christdemokraten aufgrund ihrer Hautfarbe rassistisch angegriffen wurde, verdeutlicht die angespannte Lage in Cottbus.
Die Rolle der Universität im Kampf gegen Rechtsextremismus
Um dem zunehmenden Rechtsextremismus entgegenzuwirken, hat die Universität ein Konzept entwickelt, das Workshops und Aufklärung über rechte Symbole umfasst. Das Motto „Kein Platz für Rassismus“ steht dabei im Vordergrund. Cottbus leistet Pionierarbeit im Umgang mit rechtsextremer Einflussnahme an Hochschulen.
Die Hochschulpräsidentin betont die Bedeutung der Hochschulautonomie und versichert, dass kein Politiker oder keine politische Gruppe bestimmen kann, was an der Universität gelehrt oder geforscht wird. Diese verfassungsrechtlich geschützte Freiheit ist essenziell für die Wissenschaft und das Lernen.
Das Leben in Cottbus: Zwischen Hoffnung und Angst
Für viele ausländische Studierende ist Cottbus ein Ort der Hoffnung. Sie träumen von einer erfolgreichen akademischen Laufbahn und einer positiven Integration in die Gesellschaft. Allerdings ist die Angst vor einer möglichen Verschlechterung der gesellschaftlichen Bedingungen omnipräsent.
Elsan, ein weiterer Student aus Pakistan, der seit neun Jahren in Cottbus lebt, äußert ähnliche Bedenken. Obwohl er bisher keine Anfeindungen erlebt hat, sorgt ihn die politische Entwicklung. Die Möglichkeit, dass die AfD bei den Wahlen die meisten Stimmen erhält, könnte die gesellschaftliche Akzeptanz ausländischer Mitbürger gefährden.
Die Zukunft der nächsten Generation
Die Sorgen um die eigene Zukunft werden noch intensiver, wenn es um die Kinder der Studierenden geht. Elsan berichtet, dass seine Kinder in Deutschland geboren sind, aber aufgrund ihres Aussehens möglicherweise nie als Deutsche akzeptiert werden könnten. Diese Unsicherheit über die Identität der Kinder belastet die Familien.
„Wir haben Angst davor, was die Zukunft für unsere Kinder bereithält“, sagt Elsan. Diese Sorgen teilen viele Familien in ähnlichen Situationen.
Ein gemeinsames Handlungsfeld für Universitäten
Die Technische Universität Cottbus plant, gemeinsam mit anderen Hochschulen in Deutschland ein Handlungskonzept zu entwickeln, um den Herausforderungen des Rechtsextremismus zu begegnen. Die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten ist entscheidend, um eine einheitliche Strategie zu entwickeln.
Die Situation in Cottbus zeigt, dass die Herausforderungen, vor denen ausländische Studierende stehen, nicht isoliert betrachtet werden können. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, ein respektvolles und offenes Klima für alle zu schaffen.
Fazit: Ein Aufruf zur Solidarität
Die Erfahrungen der ausländischen Studierenden in Cottbus sind ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Herausforderungen, mit denen Deutschland konfrontiert ist. Es ist wichtig, die Stimmen dieser Studierenden zu hören und ihre Anliegen ernst zu nehmen. Ein respektvolles Miteinander und die Unterstützung von Bildungseinrichtungen sind entscheidend, um den Herausforderungen des Rechtsextremismus entgegenzuwirken.
Die Zukunft der Studierenden hängt nicht nur von ihrer akademischen Leistung ab, sondern auch von dem gesellschaftlichen Klima, in dem sie leben. Ein gemeinsames Engagement für Vielfalt und Akzeptanz ist notwendig, um eine positive Entwicklung für alle zu gewährleisten.
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