Am 31. Oktober 2025 blickt Berlin auf eine Woche zurück, die symptomatisch für die politische und wirtschaftliche Lage Deutschlands steht. Vor knapp einem Jahr zerbrach die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP – ausgelöst durch die verfassungswidrige Umwidmung von 60 Milliarden Euro aus dem Corona-Sondervermögen und den erbitterten Streit über die Schuldenbremse. Heute steht die neue Regierung, eine Große Koalition aus SPD und CDU, vor denselben Herausforderungen – nur unter noch schwierigeren Bedingungen.
Die Wirtschaft stagniert, die Steuerprognosen sind erneut negativ, und die Investitionsbereitschaft der Industrie sinkt. Laut ifo-Institut droht Deutschland 2026 ein weiteres Jahr mit minimalem Wachstum und steigender Arbeitslosigkeit. Die Regierung Scholz II, nun mit CDU-Finanzministerin Julia Klöckner, versucht gegenzusteuern – doch die Maßnahmen wirken halbherzig und zerfasert.
Ein zentrales Problem bleibt die Schuldenbremse. Während die SPD erneut für eine temporäre Lockerung plädiert, um Investitionen in Infrastruktur und Klimaschutz zu ermöglichen, beharrt die CDU auf fiskalischer Disziplin. Der Haushaltsentwurf für 2026 enthält ein Milliardenloch, das nur durch globale Minderausgaben und kreative Buchungstricks geschlossen werden soll – ein Vorgehen, das bereits 2024 zum Bruch der Ampel führte.
Auch die Kommunikation innerhalb der Regierung ist angespannt. Kanzler Olaf Scholz wirbt in Talkshows für seinen „Zukunftsplan Deutschland“, während CDU-Minister öffentlich eigene Konzepte präsentieren. Die Koalition wirkt nicht wie ein gemeinsames Projekt, sondern wie zwei parallel agierende Lager mit unterschiedlichen Prioritäten.
Besonders brisant: Der Streit um den sogenannten „Deutschlandfonds“, den Wirtschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) als Investitionsvehikel für den Mittelstand etablieren will. Die CDU lehnt das Modell ab – zu teuer, zu riskant, zu wenig kontrollierbar. Schulze kontert, dass ohne gezielte Impulse die Deindustrialisierung drohe.
Die Opposition nutzt die Schwäche der Regierung geschickt aus. Die Grünen fordern eine Rückkehr zu ambitionierter Klimapolitik, die FDP kritisiert die „Planwirtschaft“ der SPD, und die AfD inszeniert sich als Stimme der „wirtschaftlich abgehängten Mitte“. Die politische Polarisierung nimmt zu, während die Bevölkerung zunehmend das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Regierung verliert.
Fazit: Diese Woche zeigt, dass der Regierungswechsel 2024 keine strukturelle Lösung gebracht hat. Die wirtschaftlichen Probleme sind komplex, die politischen Gräben tief, und die Kompromissfähigkeit gering. Wenn die Große Koalition nicht bald eine gemeinsame Linie findet, droht Deutschland ein weiteres Jahr der politischen Lähmung – mit fatalen Folgen für Wirtschaft, Gesellschaft und internationale Glaubwürdigkeit.