Wahl in den Niederlanden: Linksliberale um Jetten bejubeln „historisches Ergebnis“

31 Oktober, 2025

Die Parlamentswahl in den Niederlanden am 29. Oktober 2025 hat ein überraschendes und historisches Ergebnis hervorgebracht: Die linksliberale Partei Democraten 66 (D66) unter der Führung von Rob Jetten hat sich nach vorläufigen Hochrechnungen als stärkste Kraft durchgesetzt. Obwohl das amtliche Endergebnis noch aussteht, feiern die D66-Anhänger bereits ihren Wahlsieg – mit einem Vorsprung von rund 15.000 Stimmen vor der rechtspopulistischen Partij voor de Vrijheid (PVV) von Geert Wilders.

Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 78 Prozent und damit leicht über dem Niveau der letzten Wahl 2023. Besonders bemerkenswert: D66 konnte ihren Stimmenanteil deutlich steigern und kommt nun auf 26 Sitze im Parlament – möglicherweise sogar 27, wenn ein Restmandat hinzukommt. Damit wäre die Partei mit weniger als 17 Prozent der Stimmen stärkste Kraft – ein Novum in der niederländischen Geschichte.

Rob Jetten, 38 Jahre alt und ehemaliger Minister für Klima und Energie, sprach von einem „historischen Sieg“ und kündigte an, bereits am kommenden Dienstag mit Sondierungsgesprächen zur Regierungsbildung zu beginnen. Sein Ziel: eine stabile Regierung der „breiten politischen Mitte“. Als mögliche Koalitionspartner gelten die Christdemokraten (CDA), die rechtsliberale VVD sowie eine vierte Partei, um eine parlamentarische Mehrheit zu sichern.

Jettens Erfolg ist nicht nur auf klassische D66-Themen wie Bildung und Klimapolitik zurückzuführen. Im Wahlkampf setzte er auch auf Wohnungsbau, Krankheitsprävention und eine differenzierte Migrationspolitik. So versprach er den Bau von zehn neuen Städten und die Fertigstellung von 100.000 Wohnungen pro Jahr durch Bürokratieabbau. In der Migrationspolitik will er legale Wege für Asylanträge außerhalb der EU schaffen und gleichzeitig mehr in Integrationsprogramme investieren.

Geert Wilders hingegen reagierte mit scharfer Kritik. Er warf der D66 und den Medien vor, voreilig den Sieg zu verkünden, und sprach von möglichen Unregelmäßigkeiten bei der Wahl – ohne dafür Belege zu liefern. Seine Partei PVV verlor deutlich im Vergleich zur Wahl 2023, bei der sie noch stärkste Kraft mit 37 Sitzen war. Nun kommt sie nur noch auf 26 Mandate.

Alle großen Parteien haben eine Zusammenarbeit mit Wilders ausgeschlossen, was ihm faktisch die Regierungsoption nimmt. Damit steht Rob Jetten vor der historischen Chance, als jüngster Ministerpräsident der Niederlande in die Geschichte einzugehen.

Die Wahl wurde notwendig, nachdem die vorherige Koalition im Juni 2025 zerbrach. Diese galt als die rechteste Regierung in der niederländischen Geschichte. Wilders hatte damals auf das Amt des Ministerpräsidenten verzichtet, doch die Koalition hielt nur elf Monate.

Die kommenden Tage werden zeigen, ob Jetten seine ambitionierten Pläne umsetzen kann. Die politische Mitte scheint bereit, Verantwortung zu übernehmen – und die Niederlande stehen vor einem möglichen Kurswechsel in Richtung progressiver, pragmatischer Politik.

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