Frankreichs Atomstrategie: Klimaschutz mit finanziellen Nebenwirkungen?

8 Oktober, 2025

Frankreich gilt als europäischer Vorreiter in Sachen CO₂-armer Stromproduktion – über 70 % des Stroms stammen aus Atomkraftwerken. Doch hinter dieser beeindruckenden Bilanz verbirgt sich ein wachsender finanzieller Druck, der nicht nur den staatlichen Energieversorger EDF, sondern auch die französische Haushaltslage belastet.

Die Kosten der Atomkraft: Zwischen Vision und Realität

Der Bau neuer Reaktoren wie Flamanville 3 zeigt, wie ambitionierte Projekte schnell zu finanziellen Mammutaufgaben werden. Ursprünglich mit 3,3 Mrd. € veranschlagt, liegt der aktuelle Preis bei über 23 Mrd. €. Solche Kostenexplosionen sind kein Einzelfall, sondern symptomatisch für die Komplexität und Sicherheitsanforderungen moderner AKWs.

Auch die Wartung bestehender Anlagen ist teuer. 2022 waren über die Hälfte der französischen Reaktoren zeitweise außer Betrieb – wegen Korrosionsproblemen und technischer Defekte. Die Folge: Frankreich musste Strom importieren, obwohl es eigentlich ein Exportland ist.

EDF unter Druck – Staatliche Rettung oder Systemwechsel?

Der staatliche Energieversorger EDF ist inzwischen vollständig verstaatlicht und trägt einen Schuldenberg von über 50 Mrd. €. Die Regierung stützt das Unternehmen mit Subventionen, doch die Rentabilität bleibt fraglich. Der französische Rechnungshof warnt vor weiteren Investitionen in neue Reaktoren, solange die wirtschaftliche Basis nicht gesichert ist.

Klimaschutz vs. Wirtschaftlichkeitimaschutz vs. Wirtschaftlichkeit

Frankreichs Atomstrategie hat zweifellos zur Dekarbonisierung beigetragen. Doch während Wind- und Solarenergie immer günstiger werden, bleibt Atomstrom teuer und risikobehaftet. Die Stromgestehungskosten neuer Reaktoren liegen bei über 12 Cent/kWh – deutlich über dem Marktpreis.

Fazit: Ein System am Scheideweg

Frankreich steht vor einer energiepolitischen Grundsatzentscheidung: Weiter auf Atomkraft setzen und hohe Kosten in Kauf nehmen – oder stärker auf dezentrale, erneuerbare Lösungen setzen, die wirtschaftlich zunehmend attraktiver werden. Die Debatte ist nicht nur technisch, sondern auch politisch und gesellschaftlich hoch relevant.

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