Portugal galt lange als Geheimtipp für Auswanderer – mildes Klima, niedrige Lebenshaltungskosten und eine offene Gesellschaft. Doch seit der Wiederwahl von Donald Trump hat sich das Bild gewandelt: Immer mehr US-Amerikaner verlassen ihre Heimat aus politischen Gründen und suchen in Portugal ein neues Zuhause. Was für sie ein Neuanfang bedeutet, wird für viele Portugiesen zur existenziellen Herausforderung.
Die Zahl der US-Bürger in Portugal hat sich seit 2017 mehr als verdoppelt. Besonders Städte wie Porto und Lissabon erleben einen regelrechten Boom. Immobilienagenturen berichten von einem sprunghaften Anstieg der Nachfrage, insbesondere nach den US-Wahlen. Die Gründe sind vielfältig: politische Unsicherheit, teure Krankenversicherungen in den USA, und der Wunsch nach einem liberaleren Umfeld – etwa für LGBTQ-Personen.
Doch dieser Exodus hat Nebenwirkungen. Die Immobilienpreise in Portugal sind im ersten Quartal 2025 um über 16 % gestiegen – der höchste Anstieg in der EU. Für viele Einheimische bedeutet das: Mieten werden unbezahlbar, Eigentum unerreichbar. Besonders junge Portugiesen und Familien mit mittlerem Einkommen werden aus den Innenstädten verdrängt.
Die Wohnungsnot wird zusätzlich durch die Umwandlung von Wohnraum in Ferienunterkünfte verschärft. Airbnb und Co. machen aus einst bezahlbaren Wohnungen lukrative Renditeobjekte. Gleichzeitig stehen laut offiziellen Statistiken rund 30 % der Häuser leer oder sind Zweitwohnungen – ein Paradoxon inmitten einer Krise.
Die Debatte um die sogenannten „Trump-Flüchtlinge“ ist dabei nicht nur eine Frage der Statistik, sondern auch der sozialen Gerechtigkeit. Während viele Amerikaner Portugal als sicheren Hafen erleben, wächst bei der lokalen Bevölkerung das Gefühl, übersehen zu werden. Die Regierung hat zwar einige Steuerprivilegien für Ausländer eingeschränkt, doch strukturelle Lösungen fehlen bislang.
Was also tun? Eine nachhaltige Wohnpolitik müsste Leerstände aktivieren, sozialen Wohnungsbau fördern und die Zweckentfremdung von Wohnraum regulieren. Gleichzeitig braucht es eine ehrliche Diskussion über die Folgen internationaler Migration – ohne Ressentiments, aber mit Blick auf die Realität vor Ort.
Portugal steht an einem Wendepunkt: Zwischen globaler Attraktivität und lokaler Belastung. Die Herausforderung besteht darin, beide Seiten zu berücksichtigen – und Lösungen zu finden, die nicht nur für Neuankömmlinge funktionieren, sondern auch für jene, die Portugal ihr ganzes Leben lang Heimat nennen.