Uran aus Kasachstan – Wie Rosatom, Putin und Frankreich in einem geopolitischen Spiel verwoben sind

1 September, 2025

Uran ist der unsichtbare Rohstoff hinter der Atomkraft – und damit ein strategisches Gut mit globaler Bedeutung. Während die öffentliche Debatte oft auf Reaktoren und Endlager fokussiert ist, bleibt die Herkunft des Urans meist im Schatten. Ein zentraler Akteur in diesem Spiel ist Kasachstan, das über die weltweit größten Uranreserven verfügt. Doch wer kontrolliert diesen Rohstoff? Die Antwort führt direkt zu Rosatom, Wladimir Putin – und überraschenderweise auch zu Frankreich.

Kasachstan – Uranlieferant der Welt

Kasachstan ist der weltweit größte Produzent von Uran. Die riesigen Minen des Landes liefern jährlich Tausende Tonnen des radioaktiven Metalls, das für die Energieversorgung vieler Länder essenziell ist. Doch Kasachstan ist kein neutraler Akteur. Die geopolitische Lage des Landes – zwischen Russland und China – macht es anfällig für Einflussnahme. Und genau hier kommt Rosatom ins Spiel.

Rosatom – Putins verlängerte Hand

Der russische Staatskonzern Rosatom ist nicht nur Betreiber von Atomkraftwerken, sondern auch tief in die globale Uranwirtschaft eingebunden. In Kasachstan hält Rosatom Beteiligungen an mehreren Minen, darunter das Joint Venture „Katco“, das gemeinsam mit dem französischen Konzern Orano betrieben wird. Diese Partnerschaft zeigt, wie komplex die geopolitischen Verflechtungen sind: Russland und Frankreich arbeiten hier Seite an Seite – trotz wachsender Spannungen auf anderen Ebenen.

Putin nutzt Rosatom als strategisches Instrument. Die Kontrolle über Uranminen bedeutet Kontrolle über die Lieferketten der Atomindustrie. Wer Uran braucht, muss sich mit Russland arrangieren – direkt oder indirekt. So entsteht eine stille Abhängigkeit, die sich nur schwer durch politische Distanz lösen lässt.

Frankreichs paradoxe Rolle

Frankreich ist eines der wenigen Länder Europas, das stark auf Atomkraft setzt. Rund 70 % des französischen Stroms stammen aus Kernenergie. Um diese Versorgung zu sichern, braucht Frankreich Uran – und bezieht einen erheblichen Teil davon aus Kasachstan. Die Kooperation mit Rosatom über Orano ist dabei ein strategischer Balanceakt: Einerseits will Frankreich sich von russischem Einfluss distanzieren, andererseits ist es auf die Rohstoffpartnerschaft angewiesen.

Diese Abhängigkeit wirft Fragen auf: Kann ein demokratischer Staat wie Frankreich mit einem autoritären Regime wie Russland wirtschaftlich kooperieren, ohne seine Werte zu kompromittieren? Und wie lange lässt sich diese strategische Ambivalenz aufrechterhalten?

Geopolitische Risiken und moralische Dilemmata

Die Uranförderung in Kasachstan ist nicht nur ein wirtschaftliches Thema, sondern ein geopolitisches Risiko. Russland nutzt seine Beteiligungen, um Einfluss auf die kasachische Regierung auszuüben. Gleichzeitig ist Kasachstan selbst ein autoritär regiertes Land, in dem Umweltstandards und Arbeitsschutz oft zweitrangig sind.

Für Europa – und insbesondere für Frankreich – stellt sich die Frage: Wie unabhängig ist unsere Atomkraft wirklich, wenn die Rohstoffe aus autoritären Systemen stammen und von russischen Konzernen kontrolliert werden?

Was getan werden muss

  • Transparente Lieferketten: Offenlegung der Herkunft und Kontrolle von Uranimporten.
  • Diversifizierung der Rohstoffquellen: Unabhängigkeit von Russland und autoritären Staaten.
  • Internationale Standards: Umwelt- und Menschenrechtsstandards für Uranabbau weltweit.
  • Politische Klarheit: Keine strategische Kooperation mit Unternehmen unter Kontrolle autoritärer Regime.

Die Uranmine in Kasachstan ist mehr als ein industrieller Standort – sie ist ein Symbol für die geopolitische Verflechtung von Energie, Macht und Moral. Wer Atomkraft nutzt, muss sich auch mit der Herkunft des Urans auseinandersetzen. Und das bedeutet: sich mit Rosatom, Putin – und den eigenen Widersprüchen.

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