Die deutsche Energiewende – einst ein weltweit bewundertes Leuchtturmprojekt für nachhaltige Energiepolitik – gerät zunehmend ins Stocken. Was als ambitionierter Übergang von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien begann, wird heute durch politische Entscheidungen, wirtschaftliche Interessen und soziale Spannungen ausgebremst. Doch wie konnte es so weit kommen?
Rückbau der Förderung erneuerbarer Energien
Seit 2012 wurde die Förderung für Solar- und Windenergie schrittweise reduziert. Die Einspeisevergütung wurde gesenkt, bürokratische Hürden erhöht. Dies führt dazu, dass kleinere Akteure – etwa Bürgerenergieprojekte – kaum noch wettbewerbsfähig sind. Dabei sind gerade diese dezentralen Initiativen essenziell für die Transformation des Energiemarktes.
Rückkehr zu fossilen Brennstoffen
Im Zuge der Energiekrise nach dem Ukraine-Konflikt hat die Bundesregierung vermehrt Kohlekraftwerke reaktiviert und den Gasimport ausgeweitet – auch über fragwürdige Deals mit Autokratien. Das mag kurzfristig Versorgungssicherheit garantieren, torpediert jedoch langfristig die Klimaziele.
Einfluss von Industrieverbänden
Große Industrieverbände üben massiven Einfluss auf die Energiepolitik aus. Sie plädieren für „technologieoffene“ Lösungen – ein Buzzword, das häufig als Deckmantel für fossile Technologien dient. Wasserstoff aus Erdgas und CCS (Carbon Capture and Storage) sind dabei umstrittene Konzepte, die ökologische Ziele unterwandern.
Fehlende Langzeitstrategie
Die Energiewende benötigt klare Zeitpläne, verlässliche Investitionsbedingungen und eine ambitionierte Vision. Doch die Bundesregierung agiert oft reaktiv statt proaktiv. Klimaziele werden verschoben, Infrastrukturprojekte verzögern sich, und zentrale Entscheidungen – etwa zu Stromnetzausbau und Speichertechnologien – bleiben unklar.
Gesellschaftlicher Gegenwind
Die Akzeptanz der Energiewende leidet. Steigende Strompreise, der schleppende Ausbau von Windrädern und Diskussionen über Wärmepumpen und Verbote von Öl-Heizungen führen zu Polarisierung. Ohne gezielte Aufklärung und Beteiligung der Bevölkerung droht die Energiewende zum Elitenprojekt zu verkommen.