Porsche zieht den Stecker: Das Aus für die Batterieproduktion in Deutschland

29 August, 2025

Was einst als Prestigeprojekt für die Elektromobilität „Made in Germany“ galt, endet nun abrupt: Porsche stellt die Batteriezellfertigung seiner Tochterfirma Cellforce in Kirchentellinsfurt ein. Rund 200 der knapp 280 Arbeitsplätze fallen weg – ein herber Rückschlag für die deutsche Industrie und ein deutliches Zeichen für die Herausforderungen der Elektromobilität.

Vom Hoffnungsträger zum Sorgenkind

Cellforce wurde 2021 mit großen Ambitionen gegründet. Ziel war es, Hochleistungsbatterien für Elektro-Sportwagen wie den Taycan oder den kommenden elektrischen 718 zu entwickeln und zu produzieren. Porsche wollte sich unabhängiger von asiatischen Zulieferern machen und gleichzeitig die Innovationskraft des Standorts Deutschland stärken. Millionen Euro an Fördermitteln von Bund, Land und EU flossen in das Projekt.

Doch nun ist klar: Die Serienproduktion wird nicht stattfinden. Stattdessen konzentriert sich Cellforce künftig ausschließlich auf Forschung und Entwicklung. Die geplante Gigafactory mit einer Jahreskapazität von rund einer Gigawattstunde bleibt ein Traum.

📉 Marktbedingungen und strategische Gründe

Porsche begründet die Entscheidung mit veränderten Marktbedingungen. Die Nachfrage nach Elektroautos wächst langsamer als erwartet, insbesondere in den USA und China. Förderprogramme stocken, heimische Anbieter drücken die Preise, und die Skaleneffekte für eine eigene Zellproduktion sind für Porsche schlicht nicht erreichbar.

Vorstandschef Oliver Blume erklärt: „Eine eigene Fertigung von Batteriezellen verfolgt Porsche aus Volumengründen und fehlenden Skaleneffekten nicht weiter.“ Stattdessen setzt der Konzern wieder verstärkt auf externe Zulieferer wie CATL und LG für seine Batterien.

Folgen für Beschäftigte und Fördermittel

Die Entscheidung trifft nicht nur die Belegschaft hart, sondern wirft auch Fragen zur Verwendung öffentlicher Gelder auf. Rund 56 Millionen Euro an Fördermitteln wurden zugesagt – ob Porsche Teile davon zurückzahlen muss, ist derzeit unklar. Medien berichten zudem von Abschreibungen in Höhe von 295 Millionen Euro auf die Produktionsanlagen.

Die IG Metall kritisiert den Schritt scharf: „Mitten in der Urlaubszeit sollen nahezu alle Beschäftigten rausgeschmissen werden – das ist kein guter Stil“, sagt Kai Lamparter von der Gewerkschaft.

Porsche bleibt elektrisch – aber anders

Trotz des Rückzugs aus der Zellproduktion bleibt Porsche der Elektromobilität verpflichtet. Die Modellpalette wird weiter ausgebaut, und die Forschung an innovativen Batterietechnologien wie Silizium-Anoden geht weiter. Der Konzern verfolgt nun eine Doppelstrategie: Elektromobilität mit zugekauften Batterien und parallel Investitionen in neue Verbrennungsmotoren.

Diese Kehrtwende zeigt, wie komplex und dynamisch die Transformation der Automobilindustrie ist. Porsche reagiert auf die Realität des Marktes – und verabschiedet sich von der Idee, alle Schlüsseltechnologien selbst zu beherrschen.

Fazit: Ein Rückschritt mit Signalwirkung

Das Ende der Batterieproduktion bei Porsche ist mehr als nur ein strategischer Schwenk – es ist ein Weckruf für die gesamte Branche. Die Elektromobilität braucht nicht nur Visionen, sondern auch realistische Geschäftsmodelle. Porsche bleibt elektrisch, aber nicht mehr mit eigener Zellfertigung.

Vorheriger Beitrag

Plastikrecycling: Warum Mülltrennung allein nicht reicht

Nächster Beitrag

Warum die deutsche Regierung die Energiewende gefährdet

GeheNach oben

Don't Miss