CDU-Rhetorik vs. Realität – Geflüchtete als „Sozialschmarotzer“?

27 August, 2025

Im politischen Diskurs der CDU zur Flüchtlingspolitik seit 2015 fällt ein Begriff immer wieder: „Migration in die Sozialsysteme“. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann etwa warnte 2025 vor „illegaler Migration in die Sozialsysteme“. Innenpolitiker Alexander Throm sprach von Menschen, die „untätig zu Hause bleiben“ und forderte verpflichtende Arbeitsmaßnahmen. Solche Aussagen prägen das Bild von Geflüchteten als potenzielle „Sozialschmarotzer“ – ein Begriff, der zwar selten direkt verwendet wird, aber unterschwellig mitschwingt.

Doch wie gerechtfertigt ist diese Rhetorik? Ein Blick auf die Zahlen zeigt ein anderes Bild.

Die Fakten: Geflüchtete arbeiten – und zwar ähnlich viel wie Deutsche

Laut einer aktuellen Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) liegt die Beschäftigungsquote von 2015 zugezogenen geflüchteten Männern inzwischen bei 76 % – höher als die Quote in der Gesamtbevölkerung, die bei 70 % liegt. Insgesamt haben sich die Beschäftigungsquoten der Geflüchteten dem deutschen Durchschnitt angenähert.

Auch die Art der Beschäftigung ist relevant: 90 % der erwerbstätigen Geflüchteten sind in sozialversicherungspflichtigen Jobs tätig – fast genauso viele wie in der Gesamtbevölkerung (92 %). Das bedeutet: Die Mehrheit arbeitet regulär, zahlt Steuern und Sozialabgaben.

Zwar verdienen viele Geflüchtete weniger – der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst liegt bei etwa 2.675 €, was rund 70 % des Medianverdienstes in Deutschland entspricht. Dennoch können 84 % der Geflüchteten ihren Lebensunterhalt ohne ergänzende Leistungen bestreiten.

Politische Rhetorik und ihre Folgen

Die Diskrepanz zwischen CDU-Rhetorik und Realität ist frappierend. Während führende Politiker von „Leistungsbezug“ und „Arbeitspflicht“ sprechen, zeigen die Daten: Die Mehrheit der Geflüchteten arbeitet – und das unter oft schwierigen Bedingungen.

Solche Aussagen sind nicht nur faktisch fragwürdig, sondern auch gesellschaftlich gefährlich. Sie fördern Vorurteile, erschweren die Integration und lenken von strukturellen Problemen ab – etwa von fehlenden Qualifizierungsangeboten, bürokratischen Hürden oder Diskriminierung am Arbeitsmarkt.

Fazit: Zeit für eine ehrliche Bilanz

Zehn Jahre nach dem Satz „Wir schaffen das“ ist klar: Die Integration in den Arbeitsmarkt ist gelungen – nicht perfekt, aber deutlich besser als von Teilen der CDU suggeriert. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache als die Schlagworte. Wer weiterhin von „Sozialschmarotzern“ spricht, ignoriert nicht nur die Realität, sondern gefährdet auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

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