Wenn die Gletscher verschwinden – Was passiert mit unseren Flüssen?

23 August, 2025

Die Gletscher der Alpen sind nicht nur majestätische Eisriesen – sie sind die stillen Versorger Europas. Ihre Schmelzwasser speisen Flüsse wie den Rhein, die Donau, die Rhone und den Po. Doch mit dem rasanten Rückgang der Gletscher verändert sich auch das Verhalten dieser Flüsse. Die Folgen reichen weit über die Alpen hinaus und betreffen Millionen Menschen in ganz Europa.

Gletscher als natürliche Wasserspeicher

Gletscher funktionieren wie gigantische Wasserspeicher: Sie sammeln Schnee im Winter und geben im Sommer langsam Wasser ab. Diese verzögerte Freisetzung sorgt für stabile Flusspegel – besonders in heißen, trockenen Monaten. Ohne Gletscher würde das Wasser direkt nach dem Schneefall abfließen, und die Sommer wären deutlich trockener.

Doch genau dieses Gleichgewicht gerät ins Wanken. Seit 1850 haben die Alpen rund 60 % ihrer Gletscherfläche verloren. In besonders warmen Jahren wie 2022 und 2023 schmolzen einige Gletscher um mehrere Meter in der Höhe – ein Rekordverlust.

Peak Water – und dann?

Wissenschaftler sprechen vom sogenannten „Peak Water“: einem Punkt, an dem die Gletscher so stark schmelzen, dass kurzfristig mehr Wasser in die Flüsse gelangt. Doch dieser Moment ist trügerisch. Denn sobald die Gletscher ihre Masse verlieren, sinkt die Wassermenge rapide – und die Flüsse führen im Sommer deutlich weniger Wasser.

Das bedeutet:

– Frühjahrsfluten durch schnelle Schneeschmelze

– Sommerdürre durch fehlendes Gletscherschmelzwasser

– Sinkende Pegelstände in Rhein, Donau und Po

– Weniger Wasserkraft für Energiegewinnung

– Stress für Ökosysteme in Flussauen und Feuchtgebieten

Auswirkungen auf Mensch und Natur

Die Landwirtschaft ist besonders betroffen. In Regionen wie dem Po-Tal in Norditalien kommt es bereits zu Ernteausfällen durch Wassermangel. Auch die Trinkwasserversorgung in alpinen Gemeinden wird schwieriger – viele müssen neue Quellen erschließen oder Wasser rationieren.

Die Industrie, die auf konstante Wasserzufuhr angewiesen ist, steht vor Herausforderungen. Und die Schifffahrt auf Flüssen wie dem Rhein leidet unter niedrigen Pegelständen, was den Transport verteuert und verzögert.

Ein europäisches Problem

Was in den Alpen passiert, betrifft ganz Europa. Die Flüsse verbinden Länder, Regionen und Wirtschaftsräume. Ihr Rückgang ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein geopolitisches Thema. Es braucht grenzüberschreitende Lösungen, gemeinsame Strategien und ein neues Verständnis für den Wert von Wasser.

Denn ohne die Gletscher verlieren wir nicht nur ein Naturwunder – wir verlieren einen zentralen Pfeiler unserer Wasserversorgung.

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