Die Schleppnetzfischerei gilt als eine der effizientesten Methoden, um große Mengen Fisch zu fangen – doch der Preis dafür ist hoch. Für das Ökosystem Ozean bedeutet sie nicht nur den Verlust von Artenvielfalt, sondern auch eine massive Beeinträchtigung des Klimasystems.
Was sind Schleppnetze?
Schleppnetze werden von Schiffen über den Meeresboden gezogen. Dabei wird alles mitgenommen, was sich im Weg befindet – Fische, Korallen, Muschelbänke, Sedimente. Besonders problematisch sind sogenannte Grundschleppnetze, die direkt über den Boden schleifen und dabei ganze Lebensräume zerstören.
Ökologische Schäden
- Zerstörung von Lebensräumen: Riffe, Seegraswiesen und andere empfindliche Strukturen werden buchstäblich plattgewalzt.
- Beifang: Neben den Zielarten landen auch Meeresschildkröten, Seevögel und bedrohte Fischarten im Netz.
- Verlust von Biodiversität: Die Komplexität und Vielfalt der Meeresökosysteme nimmt drastisch ab.
Klimakiller Meeresboden
Eine aktuelle Studie zeigt: Schleppnetze setzen jährlich bis zu 370 Millionen Tonnen CO₂ frei. Der Meeresboden speichert große Mengen Kohlenstoff – wird er aufgewühlt, gelangt dieser in die Atmosphäre oder versauert die Ozeane.
„Ähnlich wie die Zerstörung von Wäldern verursacht das Aufkratzen des Meeresbodens irreparablen Schaden für das Klima, die Gesellschaft und die Tierwelt.“
— Trisha Atwood, Utah State University
Wirtschaftlich fragwürdig
Trotz Subventionen verursacht die Schleppnetzfischerei laut Studien jährlich Schäden von bis zu 11 Milliarden Euro allein in Europa. Die Praxis ist weder ökologisch noch ökonomisch nachhaltig.
Situation in der Deutschland
Fortschritte
Verbot in Schutzgebieten der Ostsee: Seit Januar 2025 sind Grundschleppnetze in zwei Drittel der Meeresschutzgebiete der deutschen Ostsee verboten.
Förderung selektiver Netze: Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unterstützt die Umstellung auf selektivere Schleppnetze, die Beifang – insbesondere von Dorsch – reduzieren sollen.
EU-weite Regelung ab April 2025: Neue Verordnungen der EU machen den Einsatz dieser selektiven Netze in bestimmten Fanggebieten verbindlich.
Herausforderungen
Stellnetze weiterhin erlaubt: In vielen Schutzgebieten sind Stellnetze noch erlaubt, obwohl sie für Schweinswale gefährlich sind.
Ostsee in schlechtem Zustand: Überfischung, Klimakrise und Verschmutzung haben die Ostsee stark geschädigt. Dorsch- und Heringpopulationen sind zusammengebrochen.
Deutschland unter den Top 10 Schleppnetz-Nutzern: Laut OceanCare gehört Deutschland zu den Ländern mit dem höchsten Anteil an Grundschleppnetzfischerei in der eigenen Wirtschaftszone.
Fazit
Schleppnetze sind ein Paradebeispiel für kurzfristige Ausbeutung mit langfristigen Schäden. Sie gefährden nicht nur die Meeresbewohner, sondern auch die Klimastabilität und die Lebensgrundlage vieler Küstengemeinden. Ein globales Umdenken ist überfällig.