CCS: Klimaretter oder teure Scheinlösung?

4 August, 2025

Die Bundesregierung will die CO₂-Speicherung per Gesetz beschleunigen – und setzt dabei auf die umstrittene CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage). Was technisch wie ein Durchbruch klingt, wirft bei Umweltverbänden und Experten massive Zweifel auf. Ist CCS wirklich ein Weg zur Klimaneutralität oder nur ein teurer Umweg, der fossile Strukturen zementiert?

Was ist CCS?

CCS steht für Verfahren, bei denen CO₂ direkt an der Quelle – etwa in Industrieanlagen – abgeschieden und tief unter die Erde gepumpt wird. In Norwegen läuft bereits ein Pilotprojekt, bei dem CO₂ aus der Zementproduktion über Pipelines in die Nordsee geleitet wird. In Deutschland ist CCS bislang verboten – doch ein neues Gesetz soll das ändern.

Wer braucht CCS?

Besonders Branchen wie die Zementindustrie, Chemie und Abfallwirtschaft gelten als „schwer dekarbonisierbar“. Selbst mit grünem Strom entstehen dort sogenannte „Restemissionen“, etwa durch chemische Prozesse. Der Verein Deutscher Zementwerke (VDZ) begrüßt das Gesetz und sieht CCS als Rettung vor dem EU-Emissionshandel, der ab 2040 keine neuen Zertifikate mehr ausgeben will.

Kritik: Lock-in-Effekt und Scheinlösungen

Umweltverbände wie der BUND schlagen Alarm:

„CCS ist eine teure Scheinlösung, die fossile Industrien am Leben erhält und Milliarden öffentlicher Gelder an Verschmutzer leitet.“
— Olaf Bandt, Vorsitzender BUND

Auch Klimaforscher warnen vor sogenannten Lock-in-Effekten: Wenn CCS zur Hauptstrategie wird, könnten Investitionen in echte Emissionsvermeidung und erneuerbare Alternativen ins Hintertreffen geraten.

Teuer, energieintensiv und riskant

Laut Prof. Klaus Wallmann vom GEOMAR ist CCS nicht nur teuer, sondern auch energieintensiv. Ein Teil des Gases müsse allein für die Abscheidung und Speicherung verfeuert werden. Speicher und Pipelines existieren in Deutschland bislang nicht – erste Projekte könnten frühestens in zehn Jahren starten. Zudem drohen Risiken für Trinkwasser und Natur, wenn CO₂-Endlager Vorrang vor Umweltschutz erhalten.

Fazit

CCS mag für einzelne Industrien eine Brückentechnologie sein – doch als zentrale Klimastrategie ist sie hoch umstritten. Die Bundesregierung riskiert, mit dem geplanten Gesetz Milliarden in eine Infrastruktur zu investieren, die den Ausbau der Erneuerbaren ausbremst und fossile Abhängigkeiten verlängert. Klimaneutralität braucht echte Emissionsvermeidung – nicht nur das Vergraben von Problemen.

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