Neue Stromabgabe für Reservekraftwerke – Was auf Verbraucher zukommt

3 August, 2025

Die Energiewende ist in vollem Gange – doch mit ihr kommen auch neue Herausforderungen und Kosten. Die Bundesregierung plant eine neue Abgabe für alle Stromkunden, um den Betrieb von Reservekraftwerken zu finanzieren. Was steckt hinter dieser Maßnahme? Und warum sorgt sie für Kritik?

Was sind Reservekraftwerke?

Reservekraftwerke sollen einspringen, wenn Wind und Sonne nicht genug Energie liefern – etwa bei sogenannten „Dunkelflauten“. Geplant ist der Bau neuer Gaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von bis zu 20 Gigawatt bis 2030. Diese sollen nicht dauerhaft laufen, sondern als Backup dienen, um die Stromversorgung zu sichern.

Damit sich der Betrieb für die Energieunternehmen lohnt, sollen sie nicht nur für die Stromproduktion, sondern bereits für die Bereitstellung der Kapazitäten bezahlt werden. Und genau hier kommt die neue Abgabe ins Spiel.

💸 Wer zahlt – und wie viel?

Die Finanzierung soll über einen sogenannten Kapazitätsmechanismus erfolgen. Das bedeutet: Alle Stromkunden – also Haushalte, Handwerksbetriebe und Industrie – sollen künftig eine zusätzliche Umlage zahlen. Wie hoch diese sein wird, ist noch unklar. Erste Berechnungen aus der letzten Legislaturperiode gingen von mindestens zwei Cent pro Kilowattstunde aus.

Besonders brisant: Diese neue Abgabe widerspricht dem Versprechen der Regierung, die Strompreise zu senken. Im Koalitionsvertrag war ein Rabatt von fünf Cent pro Kilowattstunde angekündigt – doch schon bei der Stromsteuer wurde dieses Versprechen nicht eingehalten.

Kritik aus der Politik

Grünen-Politiker Michael Kellner kritisiert die Pläne scharf: „Es ist klar, dass die Pläne teuer werden, und die Antwort belegt, dass die Kosten auch die Industrie tragen muss.“ Er bemängelt, dass die Regierung keine konkreten Zahlen nennt, obwohl Berechnungen vorliegen sollten.

Auch die Tatsacheigte Stromsteuer nur für Industrie und Landwirtschaft gilt, während private Haushalte und Handwerksbetriebe leer ausgehen, sorgt für Unmut.

Trotz vollmundiger Versprechen zur Entlastung der Stromkunden greift die Bundesregierung erneut tief in die Umlagen-Kiste: Nach der Abschaffung der EEG-Umlage und der angekündigten Gasspeicherumlage ab 2026 folgt nun eine Kapazitätsabgabe für Reservekraftwerke – de facto eine neue Belastung für alle Verbraucher. Während Netzentgelte seit Jahren steigen und Reformen zäh vorankommen, wird die Energiewende mit fragwürdigen Finanzierungsmodellen vorangetrieben, die kaum transparent erklärt werden. Viele fragen sich: Ist das noch Strategie – oder bloß ein hektisches Stopfen von Finanzierungslücken?

Was bedeutet das für Verbraucher?

Für Stromkunden bedeutet die neue Abgabe:

  • Höhere Stromkosten trotz gegenteiliger Versprechen
  • Weniger Transparenz bei der Preisgestaltung
  • Unsicherheit über zukünftige Belastungen

Die Maßnahme zeigt, wie komplex die Energiewende ist – und wie schwierig es ist, Versorgungssicherheit, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit unter einen Hut zu bringen.

Fazit

Die geplante Stromabgabe für Reservekraftwerke ist ein weiterer Baustein der Energiewende – aber auch ein Belastungstest für Verbraucher und Unternehmen. Während die Versorgungssicherheit gestärkt werden soll, drohen höhere Kosten und politische Spannungen. Die Bundesregierung steht vor der Herausforderung, ihre Versprechen einzulösen und gleichzeitig die Energiewende sozialverträglich zu gestalten.

Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article688cac8f7206220d53267d43/wegen-reservekraftwerken-bundesregierung-plant-neue-abgabe-fuer-alle-stromkunden.html

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