Am 1. Juli 2025 verkündete US-Außenminister Marco Rubio offiziell das Ende der Auslandshilfen durch die US-Entwicklungsbehörde USAID. Damit geht eine Ära zu Ende, die jahrzehntelang ein zentraler Bestandteil der amerikanischen Außenpolitik war. Die Entscheidung markiert nicht nur einen politischen Kurswechsel, sondern wirft auch grundlegende Fragen zur Rolle der USA in der globalen Entwicklungszusammenarbeit auf.
Warum wurde USAID abgeschafft?
Rubio begründete den Schritt mit der mangelnden Wirksamkeit der Behörde: Entwicklungsziele seien selten erreicht worden, Instabilität habe sich in vielen Regionen verschärft, und die anti-amerikanische Stimmung sei gewachsen. Die Regierung unter Donald Trump hatte bereits Anfang 2025 mit der Zerschlagung der Behörde begonnen. Nun wurde der Prozess abgeschlossen – über 80 % der Projekte wurden gestrichen, nur etwa 1.000 von ursprünglich 6.200 Programmen sollen unter Aufsicht des Außenministeriums weitergeführt werden1.
Die Bedeutung von USAID
USAID war eine der größten Entwicklungsorganisationen weltweit. Sie finanzierte Projekte in Bereichen wie Gesundheit, Bildung, Infrastruktur und humanitäre Hilfe – von der Aids-Bekämpfung bis zum Wiederaufbau nach Naturkatastrophen. In vielen Ländern war USAID ein Synonym für amerikanisches Engagement und Einfluss.
Die Folgen des Rückzugs
Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im Fachmagazin The Lancet, prognostiziert dramatische Auswirkungen: In den kommenden fünf Jahren könnten weltweit über 14 Millionen zusätzliche Todesfälle auftreten – darunter rund fünf Millionen Kinder unter fünf Jahren. Besonders betroffen wären fragile Staaten, in denen USAID eine zentrale Rolle bei der Gesundheitsversorgung und Nahrungsmittelhilfe spielte.
Kritik und internationale Reaktionen
Die Entscheidung stieß international auf scharfe Kritik. Entwicklungsorganisationen und NGOs warnten vor einem humanitären Vakuum. Auch innerhalb der USA gibt es juristische Bedenken: Die abrupten Projektabbrüche könnten gegen internationale Verpflichtungen verstoßen. Kritiker werfen der Regierung vor, kurzfristige politische Interessen über langfristige globale Verantwortung zu stellen.
Was bedeutet das für die globale Entwicklungspolitik?
Das Ende von USAID könnte eine geopolitische Lücke hinterlassen, die andere Akteure wie China oder die EU zu füllen versuchen. Es ist zu erwarten, dass sich das Machtgefüge in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit verschiebt – mit ungewissem Ausgang.
Fazit
Mit dem Ende von USAID verabschiedet sich die USA von einem zentralen Instrument ihrer Soft Power. Die Entscheidung ist Ausdruck eines neuen außenpolitischen Selbstverständnisses – weniger global, weniger engagiert, stärker auf nationale Interessen fokussiert. Die Weltgemeinschaft steht nun vor der Herausforderung, die entstehende Lücke zu schließen – bevor sie zu einer humanitären Katastrophe wird.