Die Deutsche Marine steht vor einem bedeutenden Wandel in ihrer Flotte, da sie die seit 1994 im Dienst befindlichen U-Jagd-Fregatten der Brandenburg-Klasse durch die neuen Fregatten der Klasse 126 ersetzen wird. In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die Fregatte 126, ihre technischen Spezifikationen, Einsatzmöglichkeiten und die strategische Bedeutung für die deutsche Marine.
Einführung in die Fregatte 126
Am 19. Juni 2020 wurde der Vertrag zur Beschaffung der Fregattenklasse F126 mit der Firma Damen Shadow Naval Shipbuilding BV unterzeichnet. Dieser Vertrag umfasst den Erwerb von insgesamt sechs Fregatten, die für verschiedene Missionen und Operationen ausgelegt sind. Diese neuen Schiffe sind nicht nur eine technische Neuerung, sondern auch ein Schritt in Richtung einer modernen und effektiven Marine, die auf die Herausforderungen der heutigen Welt reagieren kann.
Vertrag und Finanzierung
Der Vertrag umfasst vier baugleiche Fregatten sowie zwei Missionsmodule für die Aufklärung und Gewahrsamnahme. Im Juni 2024 wurde eine Option auf zwei weitere Fregatten gezogen, nachdem der Haushaltsausschuss des deutschen Bundestages zugestimmt hatte. Insgesamt wird das Projekt mit 8,9 Milliarden Euro veranschlagt, wobei die ersten vier Schiffe etwa 5,7 Milliarden Euro kosten und die letzten beiden Fregatten 3,18 Milliarden Euro. Die Finanzierung erfolgt über den Einzelplan 14 sowie das Sondervermögen der Bundeswehr.
Lieferzeitraum
Die Auslieferung der Schiffe ist für den Zeitraum zwischen 2028 und 2034 geplant. Die ersten vier Fregatten werden voraussichtlich mit einem Monat Verspätung ausgeliefert, beginnend mit dem ersten Schiff im Juli 2028 und dem letzten im Januar 2032. Die beiden letzten Fregatten sollen dann 2033 und 2034 folgen.
Technische Daten der Fregatte 126
Die Fregatten der Klasse 126 sind mit beeindruckenden technischen Spezifikationen ausgestattet. Sie messen 160,3 Meter in der Länge, 21,7 Meter in der Breite und haben einen Tiefgang von 6,20 Metern. Mit einer Einsatzverdrängung von rund 10.000 Tonnen sind sie für verschiedene Missionen auf See konzipiert.
Reichweite und Besatzung
Bei einer Marschfahrt von 18 Knoten beträgt die Reichweite der Fregatten 4.000 Seemeilen. Dank der Intensivnutzung können die Schiffe bis zu zwei Jahre im Einsatz bleiben. Die Stammbesatzung umfasst 125 Personen, wobei bis zu 198 Personen an Bord untergebracht werden können, zusätzlich zu den Gewahrsamspersonen.
Antriebssystem
Die Plattform der F126 wird von einem Combined Diesel Electric and Diesel Antriebssystem angetrieben. Dieses innovative System besteht aus zwei Dieselfahrmotoren und zwei Elektromotoren, was eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 26 Knoten ermöglicht. Man Energy Solutions liefert die Antriebsmotoren, während Rolls-Royce die MTU Dieselaggregate bereitstellt.
Sensorik und Überwachung
Die Fregatten der Klasse 126 sind mit modernster Sensorik ausgestattet, die eine präzise Überwachung des Luft- und Seeraums ermöglicht. Ein zentrales Element der Sensor Suite ist das Multifunktionsradar TRS4 DNR von Hensoldt, das zusammen mit dem APA Block 2 eine fortschrittliche Ausstattung zur Luft- und Seeraumüberwachung bietet.
Radar und Zielverfolgung
Das Radar kann sowohl Mehrstrahl- als auch Dopplerverarbeitung gleichzeitig durchführen und gewährleistet eine hohe Aktualisierungsrate. Es hat eine Reichweite von 200 Metern bis 250 Kilometern und kann sicher Ziele sowohl auf hoher See als auch in komplexen Küstenumgebungen erfassen. Für die Zielverfolgung und Zielverwertung kommen das Feuerleitradar APA Block 2 sowie das elektrooptische System Mirador Mark 2 zum Einsatz.
Bewaffnung der Fregatte 126
Die Fregatten der Klasse 126 sind mit modernsten Waffensystemen ausgestattet, die für verschiedene Einsatzszenarien konzipiert sind. Dazu gehört das Evolve C Sparrow Missile Block 2 für die Bekämpfung von Luftzielen. Diese Weiterentwicklung des C Sparrow Systems bietet eine höhere Reichweite und Präzision.
Vertikale Abschussanlage
Die F126 verfügt über 16 VLS-Zellen, aus denen die ESSM Block 2 abgeschossen werden können. Mit dieser Anordnung können theoretisch bis zu 64 Flugabwehrraketen mitgeführt werden. Geplant sind auch Erweiterungen des vertikalen Abschusssystems, um zusätzliche Waffensysteme zu integrieren.
Schiffsgeschütz
Für die Bekämpfung von Überwasser- und Landzielen ist die Fregatte mit dem Otto Melara 127 mm L64 Schiffsgeschütz ausgestattet. Dieses Geschütz kann zwei Varianten der 127 mm Vulcano Munition verwenden und ermöglicht es, See- und Landziele auf bis zu 85 Kilometer zu bekämpfen.
Missionsmodule und Flexibilität
Ein herausragendes Merkmal der Fregatte 126 ist ihre neuartige Missionsmodularität. Dies ermöglicht eine flexible Anpassung des Schiffs für verschiedene Einsätze durch standardisierte Ausrüstungs- und Personalpakete. Zu den vorgesehenen Missionsmodulen gehören unter anderem:
- ASW Lagebild mit einem Schleppsonar zur Erstellung eines Unterwasserlagebildes
- Gewahrsam zur vorläufigen Ingewahrsamnahme von Personen
- MCM zur Bekämpfung von Seeminen
- Taucherdruckkammer zur Unterstützung von Tauchereinsätzen
Hubschrauber und Drohnen
Die F126 wird mit zwei NH90 MLFHC Tiger Bordhubschraubern ausgestattet, die für die Unter- und Überwasserseekriegsführung sowie für Aufklärungsmissionen eingesetzt werden können. Ergänzt werden diese durch ein unbemanntes Luftsystem, das ähnliche Aufgaben übernimmt.
Strategische Bedeutung der Fregatte 126
Die Einführung der Fregatte 126 stellt einen wichtigen Schritt für die Deutsche Marine dar. Sie wird nicht nur für die Landes- und Bündesverteidigung eingesetzt, sondern auch für internationale Krisen- und Konfliktmanagementmissionen. Die Fregatten der Klasse 126 sind jedoch nicht die kampfstärksten Schiffe der Deutschen Marine. Diese Rolle bleibt den Fregatten der Klasse 124 vorbehalten.
Kritische Betrachtung
Trotz der beeindruckenden technischen Spezifikationen und der modernen Ausstattung gibt es Bedenken hinsichtlich der Bewaffnung der Fregatte 126. Insbesondere die Anzahl der VLS-Zellen wird als unzureichend angesehen, wenn man sie mit anderen internationalen Kriegsschiffen vergleicht. Die Zerstörer der US Navy, die ähnlich groß sind, verfügen beispielsweise über 66 VLS-Zellen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Fregatte 126 ein vielversprechendes und modernes Schiff für die Deutsche Marine darstellt. Ihre technischen Fähigkeiten und die neue Modularität bieten viele Möglichkeiten für zukünftige Einsätze. Dennoch bleibt abzuwarten, ob die Bewaffnung und die Anzahl der VLS-Zellen den Anforderungen an moderne Seekriegsführung gerecht werden können. Die Entwicklungen in der Verteidigungspolitik und die Lehren aus aktuellen Konflikten werden entscheidend dafür sein, wie die Fregatte 126 in den kommenden Jahren in die Marine integriert wird.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mehr über die Fregatte 126 zu erfahren. Wenn Sie an weiteren Informationen zu Sicherheits- und Verteidigungspolitik interessiert sind, abonnieren Sie unseren Kanal und bleiben Sie auf dem Laufenden über die neuesten Entwicklungen.