Gasspeicher in Deutschland 2025: Zwischen Marktlogik und Versorgungssicherheit

2 Juli, 2025

Zur Jahresmitte 2025 stehen Deutschlands Gasspeicher im Fokus der energiepolitischen Debatte. Mit einem Füllstand von rund 50 % sind sie deutlich leerer als in den Vorjahren – und das sorgt für Diskussionen. Doch wie bedrohlich ist die Lage wirklich? Und was steckt hinter den ungewöhnlich niedrigen Speicherständen?

Weniger Gas im Speicher – ein Grund zur Sorge?

Im Vergleich zu 2024, als die Speicher zur gleichen Zeit bereits zu über 80 % gefüllt waren, wirkt der aktuelle Stand alarmierend. Besonders auffällig: Deutschlands größter Gasspeicher in Rehden (Niedersachsen) ist mit nur etwa 2 % nahezu leer. Dennoch gibt sich die Bundesregierung gelassen. Laut Bundeswirtschaftsministerium bestehe kein akuter Anlass zur Sorge, da andere Speicher gut gefüllt seien und die Versorgung durch LNG-Terminals sowie Importe aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden gesichert sei.

Marktmechanismen statt staatlicher Eingriffe

Ein zentraler Grund für die zögerliche Befüllung liegt in der aktuellen Preisstruktur: Im Sommer 2025 waren die Gaspreise teilweise höher als im Winter – ein ungewöhnliches Phänomen, das die Attraktivität des Einspeicherns reduzierte. Händler und Versorger agieren marktwirtschaftlich und warten auf günstigere Konditionen. Die Bundesregierung verzichtet bislang auf eine staatliche Befüllung, um zusätzliche Kosten für Verbraucher zu vermeiden.

Gesetzliche Vorgaben und Zielmarken

Laut Energiewirtschaftsgesetz müssen die Speicher bis zum 1. Oktober zu 80 % und bis zum 1. November zu 90 % gefüllt sein. Diese Zielmarken gelten weiterhin, auch wenn das Bundeswirtschaftsministerium bei Bedarf abweichende Regelungen treffen kann. Die Bundesnetzagentur beobachtet die Lage genau, sieht aber derzeit keine Gefährdung der Versorgungssicherheit.

Flexibilität durch Infrastruktur

Ein wichtiger Faktor für die entspannte Haltung der Politik ist die gestärkte Infrastruktur: Neue LNG-Terminals, diversifizierte Lieferquellen und eine bessere europäische Vernetzung machen Deutschland weniger abhängig von einzelnen Speicherstandorten. Zudem sind Kavernenspeicher im Norden schneller befüllbar als Porenspeicher wie in Rehden – was deren niedrigen Stand teilweise erklärt.

Fazit: Entspannung mit Vorbehalt

Auch wenn die Speicherstände derzeit niedrig sind, ist Panik nicht angebracht. Die Versorgungslage ist stabil, die Infrastruktur robust und die Marktmechanismen funktionieren. Dennoch bleibt Wachsamkeit geboten – denn ein kalter Winter oder geopolitische Spannungen könnten die Lage schnell verändern. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Speicherziele erreicht werden. Klar ist: Die Energiepolitik muss weiterhin zwischen Marktlogik, Versorgungssicherheit und Verbraucherinteressen balancieren – ein Drahtseilakt, der Fingerspitzengefühl erfordert.

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