Dieser Beitrag beleuchtet den positiven Einfluss des Fahrradfahrens auf unser Klima. Von konkreten CO₂-Einsparungen über Vergleiche mit anderen Transportmitteln bis hin zur Rolle des Radverkehrs in der Mobilitätswende – wir analysieren umfassend, warum das Fahrrad ein Schlüsselinstrument im Kampf gegen den Klimawandel darstellt.
Einführung: Fahrradfahren als Klimaschutzmaßnahme
Fahrradfahren ist eine der umweltfreundlichsten Fortbewegungsarten, die uns zur Verfügung steht. Als emissionsfreies Verkehrsmittel verursacht das Fahrrad weder Treibhausgase noch Luftschadstoffe während seiner Nutzung. Diese Eigenschaft macht es zu einem besonders wertvollen Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel. Zusätzlich zeichnet sich das Radfahren durch seine Geräuscharmut aus, was zur Verbesserung der Lebensqualität in urbanen Räumen beiträgt. Aus energetischer Sicht ist das Fahrrad zudem äußerst effizient – keine andere Fortbewegungsart wandelt die eingesetzte Energie so wirksam in Bewegung um.
Der Verkehrssektor stellt in Deutschland eine erhebliche Herausforderung für den Klimaschutz dar. Mit einem Anteil von über 22 Prozent an den gesamten Treibhausgas-Emissionen gehört er zu den Hauptverursachern des menschengemachten Klimawandels. Besonders problematisch ist, dass der Verkehrsbereich im Gegensatz zu anderen Sektoren wie der Energieversorgung in den vergangenen Jahrzehnten kaum Fortschritte bei der Reduktion von Treibhausgasen verzeichnen konnte. Die Emissionswerte sind seit 1990 nahezu unverändert geblieben, während andere Bereiche deutliche Einsparungen realisieren konnten.
Im Rahmen des deutschen Klimaschutzgesetzes wurde das ambitionierte Ziel festgelegt, die Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 65 Prozent gegenüber dem Basisjahr 1990 zu senken. Um dieses Ziel zu erreichen, sind tiefgreifende Veränderungen in allen Bereichen erforderlich – insbesondere im Verkehrssektor. Eine verstärkte Förderung des Radverkehrs spielt dabei eine entscheidende Rolle. Jede Fahrt, die statt mit dem Auto mit dem Fahrrad zurückgelegt wird, trägt unmittelbar zur Reduzierung von CO₂-Emissionen bei und bringt uns den Klimazielen ein Stück näher. Die Förderung des Fahrradfahrens stellt somit eine ebenso einfache wie effektive Klimaschutzmaßnahme dar, die zudem mit vergleichsweise geringen Kosten verbunden ist.
Konkrete CO₂-Einsparungen durch Fahrradfahren
Die Umstellung vom Auto auf das Fahrrad führt zu einer unmittelbaren und signifikanten Reduzierung des persönlichen CO₂-Fußabdrucks. Wissenschaftliche Berechnungen zeigen, dass pro gefahrenem Fahrradkilometer etwa 160 bis 166 Gramm CO₂ eingespart werden können, verglichen mit der gleichen Strecke im durchschnittlichen Personenkraftwagen. Diese Zahl berücksichtigt den gesamten Lebenszyklus beider Verkehrsmittel, einschließlich Herstellung, Betrieb und Entsorgung. Während ein Auto je nach Modell, Kraftstoff und Fahrweise zwischen 150 und 200 Gramm CO₂ pro Personenkilometer ausstößt, verursacht das Fahrrad lediglich etwa 5 bis 10 Gramm CO₂ pro Kilometer – hauptsächlich durch seine Herstellung und Wartung.
Betrachtet man einen typischen Arbeitsweg von 5 Kilometern (10 Kilometer hin und zurück pro Tag), ergibt sich bei 220 Arbeitstagen im Jahr ein beeindruckendes Einsparpotenzial: Ein Pendler, der vom Auto aufs Fahrrad umsteigt, kann jährlich rund 365 Kilogramm CO₂ einsparen. Diese Menge entspricht etwa einem Viertel der durchschnittlichen jährlichen Pro-Kopf-Emissionen, die für die Erreichung der Pariser Klimaziele angestrebt werden. Anders ausgedrückt: Mit dieser Einsparung könnte man theoretisch etwa 18 Bäume pflanzen, die in ihrem Wachstum dieselbe Menge CO₂ binden würden.
Das kollektive Potenzial dieser individuellen Einsparungen ist enorm. In Deutschland pendeln täglich etwa 19 Millionen Menschen zur Arbeit, davon nutzen derzeit nur rund 10 Prozent regelmäßig das Fahrrad. Würde dieser Anteil auf 30 Prozent steigen – ein Ziel, das in fahrradfreundlichen Städten wie Münster oder Kopenhagen bereits übertroffen wird – könnten jährlich etwa 1,7 Millionen Tonnen CO₂ eingespart werden. Zum Vergleich: Diese Menge entspricht ungefähr den jährlichen Emissionen einer Stadt mit 170.000 Einwohnern.
166g
CO₂-Ersparnis pro km
Im Vergleich zur Autofahrt
365kg
Jährliche Einsparung
Bei 10 km täglichem Arbeitsweg
1.7M
Tonnen CO₂-Potential
Bei 30% radelnden Pendlern
Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Umstieg auf das Fahrrad nicht nur ein symbolischer Akt ist, sondern einen messbaren und bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass diese Einsparungen ohne aufwendige Technologien oder hohe Investitionen erreicht werden können – lediglich durch eine veränderte Verkehrsmittelwahl im Alltag. Zudem fallen die positiven Effekte sofort an und sind nicht, wie bei vielen anderen Klimaschutzmaßnahmen, erst in der Zukunft wirksam.
Klimaeffizienz des Fahrrads im Vergleich
Im direkten Vergleich verschiedener Verkehrsmittel zeigt sich die herausragende Klimaeffizienz des Fahrrads besonders deutlich. Während Rad- und Fußverkehr praktisch emissionsfrei sind und nur geringe Mengen CO₂ durch Herstellung und Wartung verursachen, produzieren motorisierte Verkehrsmittel erhebliche Treibhausgasemissionen. Selbst moderne Elektrofahrzeuge, die im Betrieb keine direkten Emissionen verursachen, haben durch ihre Produktion und den Strommix bei der Ladung einen deutlich größeren ökologischen Fußabdruck als das Fahrrad. Konkret verursacht ein durchschnittlicher PKW mit Verbrennungsmotor etwa 150-200 g CO₂ pro Personenkilometer, ein Bus im Linienverkehr etwa 50-80 g, während das Fahrrad mit nur 5-10 g CO₂ pro Personenkilometer zu Buche schlägt.
Besonders relevant ist die Klimaeffizienz des Fahrrads im Kontext der Kurzstrecken. Verkehrsanalysen zeigen, dass über 40 Prozent aller PKW-Fahrten in Deutschland kürzer als 5 Kilometer sind – eine Distanz, die ideal für das Fahrrad geeignet ist. Gerade auf diesen kurzen Strecken ist der Verbrennungsmotor eines Autos besonders ineffizient, da er im Kaltstart überdurchschnittlich viel Kraftstoff verbraucht und entsprechend hohe Emissionen verursacht. Ersetzt man diese Kurzstreckenfahrten durch Fahrradfahrten, erzielt man eine überproportional hohe Emissionsreduktion. In urbanen Räumen ist das Fahrrad zudem oft das schnellste Verkehrsmittel für Strecken bis zu 5 Kilometern, was neben dem ökologischen auch einen zeitlichen Vorteil bietet.
Verkehrsmittel
CO₂-Emissionen pro Personenkilometer:
- Fahrrad: 5-10 g
- Fußgänger: 0 g
- E-Bike: 15-20 g
- Bus: 50-80 g
- Bahn: 30-60 g
- PKW: 150-200 g
- Flugzeug: 200-400 g
Effizienzfaktoren
Warum das Fahrrad besonders klimaeffizient ist:
- Geringes Gewicht (weniger Energiebedarf)
- Keine fossilen Brennstoffe nötig
- Lange Lebensdauer (10-30 Jahre)
- Einfache Reparatur und Wartung
- Hohe Energieeffizienz (98% der Energie wird in Bewegung umgesetzt)
- Geringe Ressourcen für Herstellung
Aus klimapolitischer Perspektive ist die Förderung des Radverkehrs eine der direktesten und kosteneffizientesten Maßnahmen zur Reduktion von CO₂-Emissionen im Verkehrssektor. Während technologische Lösungen wie die Elektromobilität mit erheblichen Investitionen verbunden sind und ihre volle Klimawirkung erst bei einem vollständig erneuerbaren Strommix entfalten, kann die Förderung des Radverkehrs unmittelbare Emissionsreduktionen bewirken. Studien zeigen, dass Investitionen in Radverkehrsinfrastruktur pro eingesparter Tonne CO₂ deutlich günstiger sind als vergleichbare Maßnahmen im Bereich der motorisierten Mobilität. Dies macht die Förderung des Radverkehrs zu einer kosteneffizienten Klimaschutzmaßnahme, die zudem weitere positive Nebeneffekte wie verbesserte Gesundheit und erhöhte Lebensqualität in Städten mit sich bringt.
Reduzierung von Feinstaub und Abgasen
Neben dem Klimaschutzaspekt bietet das Fahrradfahren einen weiteren entscheidenden ökologischen Vorteil: Es trägt maßgeblich zur Verbesserung der Luftqualität bei. Im Gegensatz zu Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren produziert das Fahrrad keinerlei schädliche Abgase wie Stickoxide (NOx), Kohlenmonoxid (CO) oder flüchtige organische Verbindungen (VOC). Diese Schadstoffe sind nicht nur klimarelevant, sondern haben auch direkte negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Insbesondere in dicht besiedelten Gebieten, wo viele Menschen den Emissionen ausgesetzt sind, kann eine Verlagerung vom motorisierten Verkehr zum Radverkehr erhebliche gesundheitliche Vorteile für die Bevölkerung bringen.
Gesundheitsvorteile
Reduzierung von Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen durch verminderte Schadstoffbelastung in der Atemluft. Besonders Risikogruppen wie Kinder, ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen profitieren von saubererer Luft.
Feinstaubreduktion
Kein Ausstoß von Feinstaub (PM10, PM2,5) durch Verbrennungsprozesse oder Bremsen- und Reifenabrieb. Fahrräder verursachen durch ihr geringes Gewicht minimal Abrieb und tragen nicht zur Aufwirbelung von Straßenstaub bei.
Ressourcenschonung
Deutlich geringerer Materialverbrauch in Herstellung und Betrieb. Ein Fahrrad wiegt etwa 12-15 kg, während ein PKW 1-2 Tonnen wiegt – und entsprechend mehr Ressourcen verbraucht.
Gewässerschutz
Keine Gefahr durch auslaufende Betriebsstoffe wie Öl, Kühlflüssigkeit oder Kraftstoff, die über den Straßenabfluss in Gewässer gelangen können.
Ein besonders problematischer Aspekt des motorisierten Verkehrs ist die Feinstaubbelastung. Feinstaub entsteht nicht nur durch Verbrennungsprozesse, sondern auch durch Bremsen- und Reifenabrieb sowie durch Aufwirbelung von Straßenstaub. Diese Partikel (kategorisiert als PM10 und die noch kleineren PM2,5) können tief in die Lunge und sogar in den Blutkreislauf eindringen und sind mit einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen wie Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar einer verkürzten Lebenserwartung verbunden. Da Fahrräder kaum Abrieb verursachen und durch ihr geringes Gewicht auch weniger Staub aufwirbeln, tragen sie praktisch nicht zur Feinstaubbelastung bei.
Die Ressourcenschonung durch Fahrradnutzung geht weit über die Einsparung von Kraftstoff hinaus. Während ein durchschnittlicher PKW etwa 1-2 Tonnen wiegt und entsprechend viele Rohstoffe für seine Herstellung benötigt, kommt ein Fahrrad mit nur 12-15 Kilogramm aus. Dies bedeutet nicht nur einen geringeren Verbrauch an Metallen, Kunststoffen und anderen Materialien, sondern auch weniger Energieeinsatz bei der Produktion. Zudem haben Fahrräder in der Regel eine längere Nutzungsdauer und sind mit vergleichsweise geringem Aufwand zu reparieren und zu warten. Diese Ressourceneffizienz trägt ebenfalls zur positiven Umweltbilanz des Fahrrads bei. Die Förderung des Radverkehrs ist somit nicht nur ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch ein Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und ressourcenschonenderen Gesellschaft.
Geringerer Lärm und weniger Platzverbrauch
Ein oft unterschätzter, aber für die Lebensqualität in städtischen Räumen entscheidender Vorteil des Fahrradfahrens ist die deutliche Lärmreduktion. Motorisierter Verkehr gehört zu den Hauptquellen von Umgebungslärm in urbanen Gebieten, mit Schallpegeln, die regelmäßig über 70 dB(A) liegen können – ein Niveau, das bei dauerhafter Exposition nachweislich gesundheitsschädlich ist. Fahrräder hingegen sind nahezu geräuschlos und tragen damit wesentlich zu einer ruhigeren Stadtumgebung bei. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Lärmpegel unter 53 dB(A) tagsüber und unter 45 dB(A) nachts, um gesundheitliche Beeinträchtigungen zu vermeiden. Diese Werte werden in verkehrsreichen Gebieten oft deutlich überschritten, können aber durch eine Verlagerung vom Auto- zum Radverkehr erheblich gesenkt werden.

Flächeneffizienz des Fahrrads
Die Flächeneffizienz des Fahrrads im Vergleich zum Auto ist beeindruckend. Während ein PKW-Stellplatz etwa 12-15 m² beansprucht, können auf derselben Fläche bis zu 10 Fahrräder abgestellt werden. Bei der Fortbewegung wird der Unterschied noch deutlicher: Ein Fahrstreifen mit einer Breite von 3,5 Metern kann pro Stunde etwa 2.000 Personen in Autos transportieren, während auf einem gleich breiten Radweg bis zu 14.000 Radfahrende pro Stunde Platz finden.
Diese Flächeneffizienz ist besonders in dicht besiedelten urbanen Räumen von großer Bedeutung, wo der öffentliche Raum begrenzt und wertvoll ist. Durch die Umwidmung von Auto-Infrastruktur in Radwege und Fahrradstellplätze können erhebliche Flächen frei werden, die dann für andere Nutzungen wie Grünflächen, Erholungsgebiete oder zusätzlichen Wohnraum zur Verfügung stehen.
Die gesundheitlichen Auswirkungen von Verkehrslärm sind vielfältig und gut dokumentiert. Sie reichen von Schlafstörungen und erhöhtem Stresslevel über Konzentrationsschwierigkeiten bei Kindern bis hin zu einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Studien zeigen, dass der durchschnittliche Schallpegel in Wohngebieten an stark befahrenen Straßen tagsüber bei 65-75 dB(A) liegt, während er in Gebieten mit überwiegendem Rad- und Fußverkehr auf 45-55 dB(A) sinken kann. Diese Reduktion um 10-20 dB(A) wird vom menschlichen Ohr als Halbierung bis Viertelung der wahrgenommenen Lautstärke empfunden – ein erheblicher Gewinn an Lebensqualität für die Anwohner.
Verkehrsmittel | Flächenbedarf fahrend (m² pro Person) | Flächenbedarf parkend (m²) | Transportkapazität (Personen pro Stunde auf 3,5m Breite) |
Fahrrad | 5 | 1,2 | 14.000 |
Fußgänger | 0,8 | 0 | 19.000 |
Bus | 1,2 | 30 | 9.000 |
Auto | 60 | 13,5 | 2.000 |
Besonders bedeutsam ist die Flächeneffizienz des Radverkehrs im Kontext der Stadtplanung und Stadtentwicklung. In vielen deutschen Städten nimmt die Verkehrsinfrastruktur für Autos (Straßen und Parkplätze) bis zu 30% der gesamten Stadtfläche ein – Raum, der bei einer Verlagerung zum Radverkehr teilweise für andere Nutzungen zurückgewonnen werden könnte. Diese Rückgewinnung von öffentlichem Raum kann zur Schaffung von mehr Grünflächen, Begegnungszonen und lebenswerten Stadtquartieren genutzt werden und trägt so nicht nur zur Lärmreduktion, sondern auch zur Verbesserung des Stadtklimas und der Luftqualität bei. Städte wie Kopenhagen, Amsterdam oder zunehmend auch deutsche Vorreiterstädte wie Münster und Freiburg zeigen, wie eine fahrradfreundliche Stadtplanung zu einer insgesamt lebenswerteren Umgebung führen kann.
Fahrradfahren als Schlüssel zur Mobilitätswende
Der Radverkehr spielt eine zentrale Rolle in der notwendigen Transformation unserer Mobilität hin zu mehr Nachhaltigkeit. Die sogenannte Mobilitätswende beschreibt den Übergang von einem auto-zentrierten Verkehrssystem zu einem multimodalen Ansatz, bei dem verschiedene Verkehrsmittel intelligent miteinander verknüpft werden. Das Fahrrad nimmt in diesem Konzept eine Schlüsselposition ein, da es besonders für kurze und mittlere Distanzen – die den Großteil der alltäglichen Wege ausmachen – eine effiziente, gesunde und umweltfreundliche Alternative zum Auto darstellt. In der Stadt der Zukunft werden Fahrräder und E-Bikes zusammen mit dem öffentlichen Nahverkehr das Rückgrat eines nachhaltigen Mobilitätssystems bilden, während Autos eine ergänzende Rolle spielen.
Infrastruktur ausbauen
Der Aufbau eines sicheren, durchgängigen und komfortablen Radwegenetzes ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Mobilitätswende. Dazu gehören geschützte Radfahrstreifen, Fahrradstraßen, direkte Verbindungen und ausreichende Abstellmöglichkeiten. Internationale Vorbilder wie die Niederlande oder Dänemark zeigen, dass hohe Investitionen in die Radinfrastruktur zu signifikanten Steigerungen des Radverkehrsanteils führen können.
Multimodalität fördern
Die Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel erleichtert den Umstieg vom Auto auf nachhaltige Alternativen. Bike+Ride-Anlagen an Bahnhöfen, Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln und Sharing-Systeme für Fahrräder und Lastenräder sind wichtige Bausteine für ein nahtloses multimodales Verkehrssystem. Digitale Plattformen und Apps können dabei helfen, die verschiedenen Mobilitätsangebote zu vernetzen und nutzerfreundlich zugänglich zu machen.
Anreize schaffen
Finanzielle und strukturelle Anreize können den Umstieg auf das Fahrrad beschleunigen. Dazu gehören steuerliche Vorteile wie das Dienstrad-Leasing, Förderungen für den Kauf von (E-)Fahrrädern und Lastenrädern, sowie betriebliches Mobilitätsmanagement mit Fokus auf nachhaltige Mobilität. Gleichzeitig sollten klimaschädliche Subventionen wie das Dienstwagenprivileg oder die Pendlerpauschale reformiert werden, um faire Wettbewerbsbedingungen zwischen den Verkehrsmitteln zu schaffen.
Bewusstsein fördern
Bildungs- und Informationskampagnen können das Bewusstsein für die Vorteile des Radfahrens stärken und Verhaltensänderungen anstoßen. Aktionstage wie “Mit dem Rad zur Arbeit” oder Fahrradkampagnen in Schulen tragen dazu bei, das Fahrrad als alltägliches Verkehrsmittel zu etablieren. Auch die Sichtbarkeit von Vorbildern und erfolgreichen Projekten kann inspirierend wirken und zeigen, dass eine andere Mobilität möglich ist.
Die Wirkung einer konsequenten Förderung des Radverkehrs auf die Klimabilanz des Verkehrssektors ist beträchtlich. Simulationen zeigen, dass eine Verdopplung des Radverkehrsanteils in deutschen Städten von derzeit durchschnittlich 11% auf 22% die verkehrsbedingten CO₂-Emissionen um etwa 6-8% reduzieren könnte. Bei einer noch ambitionierteren Steigerung auf 30% – ein Wert, der in fahrradfreundlichen Städten wie Münster oder Kopenhagen bereits erreicht oder übertroffen wird – könnten die Einsparungen sogar bei 10-12% liegen. Dies entspräche einer jährlichen Reduktion von etwa 15-18 Millionen Tonnen CO₂ allein in Deutschland.
Die erfolgreiche Integration des Fahrrads in die Mobilitätswende erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Neben dem Ausbau der Infrastruktur sind auch Änderungen in der Verkehrsplanung, der Gesetzgebung und nicht zuletzt in den gesellschaftlichen Einstellungen zur Mobilität notwendig. Städte wie Paris, Barcelona oder auch Berlin haben in den letzten Jahren gezeigt, dass mutiges Handeln und ein konsequentes Umdenken in der Verkehrsplanung zu raschen Veränderungen führen können. Die COVID-19-Pandemie hat diese Entwicklung in vielen Regionen beschleunigt, da temporäre Maßnahmen wie Pop-up-Radwege die Möglichkeiten einer anderen Raumaufteilung sichtbar gemacht haben. Die Erfahrungen zeigen: Wo sichere und attraktive Radinfrastruktur geschaffen wird, steigt auch die Nutzung des Fahrrads – mit allen positiven Effekten für Klima, Umwelt und Lebensqualität.
Fazit: Fahrradfahren schützt Klima und Umwelt
Die vorangehenden Ausführungen haben deutlich gemacht, dass das Fahrrad ein äußerst wirkungsvolles Instrument im Kampf gegen den Klimawandel darstellt. Seine nahezu emissionsfreie Nutzung, verbunden mit einem minimalen ökologischen Fußabdruck in Produktion und Wartung, macht es zum klimafreundlichsten Verkehrsmittel überhaupt. Die konkreten Einsparpotenziale sind beeindruckend: Wer regelmäßig 5 Kilometer mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zurücklegt, spart jährlich etwa 365 Kilogramm CO₂ ein – eine Menge, die der jährlichen CO₂-Bindung von 18 ausgewachsenen Bäumen entspricht. Multipliziert mit Millionen von Pendlern ergibt sich ein enormes Potenzial zur Reduktion von Treibhausgasen im Verkehrssektor.
Doch die positiven Effekte des Radfahrens gehen weit über den Klimaschutz hinaus. Die Reduzierung von Luftschadstoffen wie Stickoxiden und Feinstaub trägt zur Verbesserung der Luftqualität bei und schützt die Gesundheit der Bevölkerung. Die Verringerung von Verkehrslärm erhöht die Lebensqualität in Städten und Wohngebieten. Der deutlich geringere Flächenverbrauch im Vergleich zum Auto ermöglicht eine effizientere Nutzung des begrenzten urbanen Raums und schafft Platz für Grünflächen, Begegnungszonen und lebenswerte Stadtquartiere. Die Ressourcenschonung in Produktion und Betrieb macht das Fahrrad zu einem Musterbeispiel für nachhaltige Mobilität.
Klimaschutz Bis zu 166g CO₂-Einsparung pro Kilometer im Vergleich zum Auto | Bessere Luft Keine Emission von Schadstoffen wie NOx und Feinstaub |
Weniger Lärm Nahezu geräuschloses Fortbewegungsmittel für ruhigere Städte | Platzersparnis Bis zu 10-mal effizienter in der Flächennutzung als Autos |
Besonders hervorzuheben ist, dass Fahrradfahren eine der wenigen Klimaschutzmaßnahmen ist, die keine komplexen technologischen Lösungen erfordert und sofort umgesetzt werden kann. Während viele andere Strategien zur CO₂-Reduktion auf zukünftige Technologien oder tiefgreifende Systemänderungen setzen, steht das Fahrrad als bewährtes, effizientes und zugängliches Verkehrsmittel bereits heute zur Verfügung. Es ermöglicht jedem Einzelnen, durch eine einfache Entscheidung im Alltag einen direkten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Die Förderung des Radverkehrs sollte daher ein zentrales Element in der Klimaschutzpolitik sein. Investitionen in eine fahrradfreundliche Infrastruktur, die Schaffung von Anreizen für den Umstieg vom Auto aufs Rad und die Integration des Fahrrads in multimodale Mobilitätskonzepte sind kosteneffiziente Maßnahmen, die neben dem Klimaschutz zahlreiche weitere positive Effekte für Umwelt, Gesundheit und Lebensqualität mit sich bringen. Jede Fahrt, die mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zurückgelegt wird, ist ein kleiner, aber bedeutsamer Schritt in Richtung einer klimafreundlicheren Zukunft. In der Summe dieser individuellen Entscheidungen liegt ein enormes Potenzial zur Bewältigung einer der größten Herausforderungen unserer Zeit – dem Klimawandel.