Britische Verteidigung kostet mehr Geld – gespart wird bei den Armen

14 Mai, 2025

Die geopolitische Lage zwingt Großbritannien dazu, seine Verteidigungsausgaben zu erhöhen. Dies hat jedoch gravierende Auswirkungen auf die Sozialhilfe und die Entwicklungshilfe im Land. In Barrow-in-Furness, einer der ärmsten Städte Nordwestenglands, plant Premierminister Keir Starmer Investitionen in Höhe von über 200 Millionen Pfund, um die dort ansässige Rüstungsindustrie zu stärken. Doch diese Investitionen gehen auf Kosten der sozialen Unterstützung für die Bedürftigsten. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Situation in Barrow und die damit verbundenen Herausforderungen und Hoffnungen der Einwohner.

Ein Blick in die Vergangenheit: Barrow-in-Furness

Barrow-in-Furness hat eine lange Geschichte als Standort für die Rüstungsindustrie. Über ein Jahrhundert lang wurden hier Kriegsschiffe und Atom-U-Boote gebaut. Doch nach dem Ende des Kalten Krieges erlebte die Stadt einen dramatischen Rückgang. Ab Mitte der 1990er Jahre blieben die Aufträge aus, was zu massiven Arbeitsplatzverlusten führte. Viele junge Menschen verließen die Stadt auf der Suche nach besseren Perspektiven, und Barrow wurde zu einer der ärmsten Regionen in Nordengland.

„Wenn die Docks keine Aufträge haben, dann geht die ganze Stadt den Bach runter“, beschreibt ein Einheimischer die Situation. Die Straßen waren leer, und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft schwand. Doch jetzt scheinen sich die Zeiten zu ändern. Der Stadtrat von Barrow, Frank Cassidy, ist optimistisch und berichtet von der Zusage Londons, mehr als 300 Millionen Euro in die Stadt zu investieren. „Das ist ein Neustart, an den ich immer geglaubt habe“, betont er.

Die Investitionen und ihre Bedeutung

Die Investitionen, die nun in Barrow getätigt werden, sollen dazu beitragen, die Verteidigungsindustrie wiederzubeleben. Die neuen Aufträge für die Docks sind entscheidend, da die U-Boote, die hier gebaut werden, eine zentrale Rolle in der britischen Nuklearabwehr spielen. „Es ist so wichtig, was Sie hier tun“, sagte Premierminister Starmer bei seinem Besuch in der Stadt. „Wir müssen sicherstellen, dass Großbritannien bereit ist, sich zu verteidigen.“

Die Bauarbeiten für ein neues Stadtviertel haben bereits begonnen. Hier entstehen 808 neue Wohnhäuser, die auch für die mehr als 10.000 Arbeitskräfte, die in den kommenden Jahren benötigt werden, bezahlbar sein sollen. „Wir werden dafür sorgen, dass der Großteil davon bezahlbar bleibt“, verspricht Cassidy. Diese Entwicklungen bringen Hoffnung auf wirtschaftliches Wachstum und neue Arbeitsplätze, die für eine Stadt wie Barrow von entscheidender Bedeutung sind.

Emotionale Bindung an die Stadt

Die Menschen in Barrow haben eine tiefe emotionale Verbindung zu den Schiffen und U-Booten, die hier gebaut werden. Laura, eine Mitarbeiterin der Rüstungsfirma, beschreibt den Moment, wenn die Schiffe nach jahrelanger Arbeit ins Meer entlassen werden: „Die ganze Stadt verabschiedet sie dann hier. Das ist immer ein stolzer Moment.“ Für viele Arbeiter wie Darek und Ian, die seit Jahrzehnten in den Docks tätig sind, ist der Bau der Schiffe nicht nur ein Job, sondern Teil ihrer Identität.

„Wir haben uns durchgekämpft und einfach durchgehalten in der Hoffnung auf bessere Zeiten“, sagt Darek, der die schwierigen Jahre miterlebt hat. Trotz der Herausforderungen und des Rückgangs der Aufträge blieb die Entschlossenheit der Menschen in Barrow ungebrochen. „Aufgeben war für uns nie eine Option“, fügt Ian hinzu.

Die Schattenseite der Verteidigungsausgaben

Während die Investitionen in die Verteidigung von vielen als positiv angesehen werden, gibt es auch ernsthafte Bedenken. Der britische Staatshaushalt ist stark verschuldet, und Premierminister Starmer hat angekündigt, dass die Finanzierung der Verteidigung durch Einschnitte bei der Sozial- und Entwicklungshilfe erfolgen wird. Dies wirft Fragen auf, insbesondere in einer Stadt wie Barrow, wo viele Menschen auf Sozialhilfe angewiesen sind.

„Es sind immer die Armen, die zahlen, nie die Reichen. Das ist doch nicht fair“, äußert Tony Vooth, ein Priester in einer der ärmsten Gegenden von Barrow. Viele Menschen, die in diesen Vierteln leben, sind besorgt über die bevorstehenden Kürzungen. „Wir müssen uns verteidigen, aber nicht auf Kosten der Schwächsten in unserer Gesellschaft“, sagt Vooth. Diese Aussagen spiegeln die Sorgen vieler Bewohner wider, die sich fragen, wie sie von den neuen Verteidigungsausgaben profitieren können, während gleichzeitig ihre soziale Sicherheit gefährdet ist.

Die Unterstützung für die Ukraine

Ein weiterer Aspekt, der die Diskussion um die Verteidigungsausgaben prägt, ist die Unterstützung Großbritanniens für die Ukraine im aktuellen Konflikt. „Wir Briten sind immer auf der Seite des Underdogs“, erklärt Ian. Die Menschen in Barrow sehen die Ukraine als einen klaren Underdog im Kampf gegen Russland und fühlen sich verpflichtet, zu helfen. „Es ist eine Frage der Solidarität“, betont Darek.

Die Entschlossenheit, die die Bürger von Barrow zeigen, ist bewundernswert. Viele sind sich bewusst, dass die Verteidigungsausgaben auch sie selbst betreffen können, und dennoch sind sie bereit, ihren Beitrag zu leisten. „Wir müssen sicherstellen, dass die Welt ein bisschen sicherer bleibt“, sagt Ian, während er die Herausforderungen, vor denen die Stadt steht, mit einer bemerkenswerten Resilienz betrachtet.

Die Zukunft von Barrow-in-Furness

Die Perspektiven für Barrow-in-Furness scheinen sich zu verändern, doch die Herausforderungen bleiben. Die Investitionen in die Verteidigung bringen neue Hoffnung, aber sie sind auch mit Risiken verbunden. Die Frage, wie die Stadt ihre wirtschaftliche Erholung mit sozialer Gerechtigkeit in Einklang bringen kann, bleibt offen.

„Wenn wir hier zum Ziel werden, ist das, weil wir wichtig sind“, sagen Darek und Ian. Diese Worte fassen die Entschlossenheit und den Stolz der Menschen in Barrow zusammen. Sie sind bereit, sich den Herausforderungen zu stellen, die vor ihnen liegen, und hoffen, dass die neuen Entwicklungen nicht nur die Wirtschaft ankurbeln, sondern auch das soziale Gefüge der Stadt stärken.

Fazit

Die Situation in Barrow-in-Furness ist ein Mikrokosmos der Herausforderungen, vor denen viele Regionen in Großbritannien stehen. Die Notwendigkeit, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen, steht im Widerspruch zu den Bedürfnissen der sozial Schwächeren. Während die Stadt einen Neuanfang erlebt, bleibt die Frage, wie diese neuen Investitionen genutzt werden können, um nicht nur Arbeitsplätze zu schaffen, sondern auch die Lebensqualität aller Einwohner zu verbessern. Die Menschen von Barrow haben bereits bewiesen, dass sie zäh und entschlossen sind. Es bleibt abzuwarten, wie sich die kommenden Veränderungen auf ihre Gemeinschaft auswirken werden.

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