Wirtschaftskrise: Solar- und Chemiebranche in Mitteldeutschland leidet

10 Mai, 2025

In der aktuellen wirtschaftlichen Lage sehen sich viele Industrien in Deutschland, insbesondere die Chemie- und Solarbranche in Mitteldeutschland, gravierenden Herausforderungen gegenüber. Ein zentraler Akteur in dieser Diskussion ist der US-Chemieriese Dow Chemical, der in Schkopau, südlich von Halle, ansässig ist. Aufgrund von überhöhten Energiepreisen und einer rückläufigen Nachfrage plant das Unternehmen, mehrere seiner Anlagen stillzulegen, was zu einem massiven Stellenabbau führen könnte. Diese Entwicklungen werfen nicht nur Fragen zur Zukunft der Beschäftigten auf, sondern auch zur Stabilität der gesamten Region.

Die Auswirkungen der Stellenstreichungen bei Dow Chemical

Dow Chemical hat angekündigt, bis zu 500 Stellen in der Region zu streichen. Dies wäre der größte Kahlschlag seit der Wiedervereinigung und würde nicht nur die direkt betroffenen Mitarbeiter und deren Familien treffen, sondern auch weitreichende Konsequenzen für die gesamte Region haben. Die Verunsicherung unter den Angestellten ist bereits spürbar. Ein besorgter Großvater äußerte sich besorgt über die Zukunft seines Enkels, der bei Dow arbeitet. „Da weiß er auch noch nicht, wie es weitergeht“, sagte er und verdeutlichte damit die prekäre Lage der Arbeitnehmer.

Die Schließungen könnten eine Kettenreaktion auslösen, die auch Kleinunternehmer und Zulieferer in der Region betreffen würde. Die Gewerkschaftsvertreterin Stephanie Albrecht-Suliak betonte die Ernsthaftigkeit der Lage: „Die Erschütterung ist maximal groß, das können Sie mir glauben.“ Der Chemiepark Leuna, der stark von Dow abhängig ist, könnte ebenfalls unter den Folgen leiden. Unternehmen wie Innospec, die auf die Ethylenversorgung von Dow angewiesen sind, sehen ihre Zukunft in Gefahr, wenn Dow seine Anlagen schließt.

Ursachen für die Krise

Die Gründe für die geplanten Stilllegungen sind vielfältig. Dow nennt Überkapazitäten im Markt, eine mangelnde Nachfrage sowie hohe Energie- und Rohstoffkosten als Hauptfaktoren. Diese Probleme sind jedoch nicht neu und belasten die Branche bereits seit über zwei Jahren. Die Gewerkschaften und Industrievertreter haben wiederholt auf die Notwendigkeit hingewiesen, dass die Politik schnell handeln muss, um die Versorgungssicherheit in der Chemiebranche zu gewährleisten.

Die Ampelregierung hat sich in der Vergangenheit selbst behindert, indem sie notwendige Entscheidungen nicht getroffen hat. Thomas Brockmeier von der IHK warnte vor einer falschen Energiepolitik und bezeichnete die Deindustrialisierung als Realität, die die Region täglich betrifft. „Wir verlieren Industrie, jeden Tag“, sagte er und forderte ein Umdenken in der Politik.

Die Solarbranche in der Krise

Die Probleme der Chemiebranche sind jedoch nicht die einzigen Herausforderungen, denen sich die Region gegenübersieht. Auch die Solarbranche steht unter erheblichem Druck. In Thalheim bei Bitterfeld hat die Firma Meyer Burger, einer der letzten europäischen Hersteller von Solarzellen, angekündigt, ihre Produktion vorübergehend stillzulegen. 350 Beschäftigte werden in Kurzarbeit geschickt, und die Unsicherheit über die Zukunft der Firma ist groß.

Die Ursachen für die Schwierigkeiten in der Solarbranche sind ähnlich wie in der Chemieindustrie. Billige Solarmodule aus China haben den Markt überschwemmt und machen es europäischen Herstellern schwer, wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Preise für Solarmodule sind im freien Fall und liegen mittlerweile bei nur noch einem Drittel des früheren Preises. Solar-Experte Volker Quaschning erklärte, dass die chinesische Dominanz auf dem Markt erdrückend sei, da 80% der weltweit installierten Module aus China stammen.

Politische Verantwortung und Handlungsbedarf

Die Situation in der Chemie- und Solarbranche ist nicht nur eine wirtschaftliche Frage, sondern auch eine politische. Die Regierung steht in der Verantwortung, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Industrie zu unterstützen. Ministerpräsident Reiner Haseloff hat die Lage der Chemieindustrie als ernst beschrieben und betont, dass die hohen Energiepreise ein großes Hindernis für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen darstellen. „Solange die Gaspreise und Energiepreise so hoch sind, werden wir Entscheidungen wie von Dow Chemical wohl nicht abwenden können“, warnte er.

Die EU hatte ursprünglich den Plan, ein Drittel der Solarmodule in Europa selbst zu produzieren, um die Abhängigkeit von ausländischen Herstellern zu reduzieren. Doch dieser Plan scheint in weite Ferne gerückt zu sein. Milliarden Euro an Fördermitteln wurden in die Solarindustrie investiert, jedoch ohne den gewünschten Erfolg. Die Unternehmen verabschieden sich aus Europa oder stellen die Produktion ganz ein, was zu einem massiven Verlust von Arbeitsplätzen führt.

Beispiele für positive Entwicklungen

Es gibt jedoch auch positive Beispiele in der Branche. Die Firma SunMaxx in Ottendorf-Okrilla hat sich auf eine Nische im Solar-Markt spezialisiert und zeigt, dass es auch anders geht. Geschäftsführer Wilhelm Stein präsentierte eine neuartige Technologie, die den Wirkungsgrad von Solarzellen erheblich steigert. Durch einen integrierten Wärmetauscher wird die Solarzelle gekühlt und kann warmes Wasser erzeugen, was den Wirkungsgrad von 20% auf 80% erhöht. Solche innovativen Ansätze könnten der Schlüssel sein, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen.

Ein Weckruf für die Industrie

Die Entwicklungen in der Chemie- und Solarbranche sind ein alarmierendes Zeichen für die wirtschaftliche Lage in Mitteldeutschland. Die Ankündigungen von Dow Chemical und Meyer Burger sind nicht nur Weckrufe für die betroffenen Unternehmen, sondern auch für die Politik. Es ist an der Zeit, dass entscheidende Maßnahmen ergriffen werden, um die Industrie zu unterstützen und die Arbeitsplätze in der Region zu sichern. Die Herausforderungen sind groß, aber mit einer klaren Strategie und innovativen Ansätzen könnte die Industrie in Mitteldeutschland eine positive Wende erleben.

In einer Zeit, in der die Weltwirtschaft im Umbruch ist, müssen wir als Gesellschaft zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden, die sowohl die Umwelt schützen als auch wirtschaftliche Stabilität gewährleisten. Die Zukunft der Chemie- und Solarbranche hängt von den Entscheidungen ab, die heute getroffen werden.

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