
Die Arbeit auf einer Ölbohrinsel ist für viele ein Traumberuf, doch die Realität sieht oft ganz anders aus. Ehemalige Arbeiter, die in den 1980er Jahren in der Nordsee tätig waren, berichten von schrecklichen Erfahrungen und gesundheitlichen Folgen, die sie bis heute belasten. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Lebensrealität dieser Arbeiter, die nach jahrelangem Kampf um Anerkennung und Entschädigung nun vor der Herausforderung stehen, ihre Stimme zu erheben und für ihre Rechte zu kämpfen.
Die Erinnerungen an die Arbeit auf der Bohrinsel
Für Bjarne Kapster, einen ehemaligen Bohrinselarbeiter, sind die Erinnerungen an seine Zeit in der Nordsee von Schmerz und Trauer geprägt. Während seiner Arbeit war er giftigen Stoffen ausgesetzt. „Ich arbeitete auf dem Kran, dort bekamen wir die Abgase der Turbinenmotoren direkt ins Gesicht“, erinnert er sich. Diese gefährlichen Bedingungen führten dazu, dass viele Arbeiter gesundheitliche Probleme entwickelten.
„Wir mussten manchmal schon nach wenigen Minuten wieder nach drinnen“, sagt Kapster. Besonders schlimm war die Arbeit an Tanks, bei der Schwefelsäure eingeatmet wurde. Viele seiner Kollegen mussten sich übergeben. Mit nur 44 Jahren wurde Kapster arbeitsunfähig und erhielt die Diagnose einer Schädigung der Gehirnfunktionen. Heute hat er Schwierigkeiten, sich zu erinnern, und Besuche von Freunden überfordern ihn oft.
Ein langer Kampf um Anerkennung
Die Pioniere des norwegischen Ölzeitalters, wie Kapster, haben oft gegen taube Ohren gekämpft, wenn es um die Anerkennung ihrer Krankheiten ging. Jahrzehntelang wurde ihnen von sogenannten Experten das Gefühl vermittelt, sie würden simulieren. Erst Ende 2024 hat sich eine Mehrheit im norwegischen Parlament für eine Entschädigung der erkrankten Ölarbeiter ausgesprochen. Dies geschah jedoch gegen den Willen der Regierung, die sich weigert, Verantwortung zu übernehmen.
„Die Regierung hat in den vergangenen Jahrzehnten das Ölgeschäft über die Gesundheit der Arbeiter gestellt“, kritisiert die Opposition. In den Anfangsjahren des Ölzeitalters, in den 1970er und 80er Jahren, wurde nicht über solche Vorkommnisse gesprochen, da die Ölförderung nicht gefährdet werden sollte.
Vergleich mit anderen Berufsgruppen
Im Gegensatz zu den Bohrinselarbeitern haben nordische Taucher eine Entschädigung für ihre Berufskrankheiten erhalten. Rolf Güturm und sein Kollege Rald haben die norwegische Regierung vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verklagt. Sie arbeiteten in Tiefen von bis zu 500 Metern, wobei ihre Hirnschädigungen durch fehlerhafte Drucktabellen für den Auftauchvorgang verursacht wurden. Das Gericht urteilte 2018 zu ihren Gunsten.
„Ich wollte umschulen auf Krankenwagenfahrer, aber als ich die Prüfung ablegen wollte, hatte ich alles vergessen“, sagt Kapster. Die Ärzte konnten ihm nur sagen, dass sein kognitiver Verlust mit den Jahren schlimmer werden würde – und das habe eindeutig mit dem Tauchen zu tun.
Die gesundheitlichen Folgen
Die gesundheitlichen Folgen für Kapster und andere Ölarbeiter sind gravierend. „Hunderttausende sind in der Zwischenzeit gestorben“, berichtet er. Die Überlebenden fühlen sich unter Druck, da sie nicht mehr viel Zeit haben. „Ich leide an einer Sklerose meiner Knochen. Das geht nicht gut aus. Die Knochen werden immer weicher“, erklärt er. Es ist dringend notwendig, dass sich etwas bewegt, bevor noch mehr von ihnen gehen.
Der ungewisse Weg zur Entschädigung
Der jahrelange Kampf um Anerkennung könnte für Kapster und die anderen bald zu Ende gehen, doch die schmerzhaften Folgen ihrer Arbeit in der Nordsee werden sie weiterhin begleiten. Die Entschädigung bleibt ein ungewisser Weg, und viele fragen sich, ob sie jemals die Anerkennung und Entschädigung erhalten, die sie verdienen.
„Unsere Gesundheit bekommen wir so oder so nicht wieder zurück, auch nicht all die verlorenen Jahre“, resümiert Kapster. Die Geschichten dieser Arbeiter sind ein Mahnmal für die Gefahren, die mit der Ölförderung verbunden sind, und ein Aufruf zur Verantwortung für die Gesundheit derjenigen, die diese gefährliche Arbeit leisten.
Ein Blick in die Zukunft
Wie wird sich die Situation für die ehemaligen Bohrinselarbeiter entwickeln? Die Hoffnung auf Entschädigung könnte ein Lichtblick in einem ansonsten düsteren Kapitel sein. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die Regierung wirklich bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und den betroffenen Arbeitern die Anerkennung zu geben, die sie verdienen.
Die Geschichten von Kapster und seinen Kollegen sind nicht nur persönliche Schicksale, sondern auch ein Spiegelbild der industriellen Realität, in der menschliches Leben oft hinter wirtschaftlichen Interessen zurückgestellt wird. Es ist an der Zeit, dass die Gesellschaft und die Politik sich für die Rechte dieser Arbeiter einsetzen und sicherstellen, dass solche Ungerechtigkeiten in Zukunft nicht mehr toleriert werden.
Fazit
Die Herausforderungen, vor denen die ehemaligen Bohrinselarbeiter in Norwegen stehen, sind erheblich. Ihre Geschichten sind ein eindringlicher Appell an die Gesellschaft, die Gefahren und Risiken der Arbeit in der Ölindustrie ernst zu nehmen. Die Anerkennung ihrer gesundheitlichen Probleme und die Aussicht auf Entschädigung sind entscheidend für ihre Würde und ihren Lebensunterhalt. Lassen Sie uns hoffen, dass diese Kämpfe nicht umsonst sind und dass die betroffenen Arbeiter endlich die Gerechtigkeit erhalten, die sie verdienen.