
Die Gaming-Industrie hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt und zieht Milliarden von Spielern weltweit an. Doch hinter den glänzenden Oberflächen der Videospiele verbirgt sich eine erschreckende Realität. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Arbeitsbedingungen in der Gaming-Branche, insbesondere bei einem der größten Unternehmen: Ubisoft.
Die Faszination und der Druck der Gaming-Welt
„Ein Videospiel ist das komplexeste Medium, das es überhaupt gibt.“ Diese Aussage bringt die Herausforderungen auf den Punkt, mit denen Entwickler konfrontiert sind. Die Entwicklung eines Spiels erfordert die Zusammenarbeit vieler Gewerke, und die Komplexität kann zu extremen Arbeitsbedingungen führen. Jule, ein Videospielentwickler aus Rennes, beschreibt seine Reise in die Gaming-Welt und die Schwierigkeiten, die er auf diesem Weg erlebt hat.
Der Einstieg bei Ubisoft
„Ich bekam schließlich bei Ubisoft für sechs Monate einen befristeten Arbeitsvertrag.“ Jule erinnert sich an den Stolz, Teil der „Ubisoft-Familie“ zu sein und an dem Traum, an einem Spiel mitzuarbeiten. Doch der anfängliche Enthusiasmus wurde schnell durch die Realität der Arbeitsbedingungen gedämpft.
Die Realität bei Ubisoft
Ubisoft ist nicht nur das größte Videospielunternehmen in Frankreich, sondern auch eines der größten weltweit. Mit etwa 19.000 Mitarbeitern auf der ganzen Welt sieht sich das Unternehmen mit enormen Erwartungen konfrontiert. Mark, ein Senior Game Designer bei Ubisoft, beschreibt, wie seine Leidenschaft für die Spieleentwicklung über die Jahre abgenommen hat: „20 Jahre später muss ich sagen, dass die Leidenschaft etwas gedämpft wurde – durch die materiellen Produktionsbedingungen.“
Sexismus und toxische Arbeitskultur
Die dunkle Seite der Gaming-Industrie zeigt sich nicht nur in den Arbeitsbedingungen, sondern auch in der toxischen Kultur, die viele Frauen in der Branche erleben. „Ich war eine Frau mit sehr, sehr langen Haaren. Ich habe versucht hyperfeminin zu sein, eben weil ich mich in meinem Körper nicht besonders wohlgefühlt habe.“ Diese Erfahrungen sind nicht einzigartig; viele Frauen berichten von sexistischen Bemerkungen und Belästigungen am Arbeitsplatz.
Sexuelle Belästigung und Machtmissbrauch
„Innerhalb weniger Wochen melden sich hunderte Betroffene zu Wort und klagen über Machtmissbrauch und Übergriffe bei ihrem Arbeitgeber Ubisoft.“ Die Me-Too-Bewegung, die im Sommer 2020 auf Twitter entstand, brachte viele dieser Geschichten ans Licht. Frauen berichteten von sexistischen Äußerungen, Übergriffen und einer Kultur, die solche Verhaltensweisen begünstigte.
Die Rolle der Gewerkschaften
Als Mark bei Ubisoft anfing, gründete er mit einem Kollegen eine Gewerkschaftssektion. „Ich habe die 18 Monate geduldig abgewartet und dann innerhalb von 10 Tagen die Gewerkschaft gegründet.“ Diese Entscheidung fiel kurz vor dem Ausbruch des Skandals um sexuelle Belästigung, der die Branche erschütterte.
Der Fall Ubisoft: Ein Systemversagen
„Im Fall Ubisoft geht es um Einschüchterung, psychische Gewalt und systemische sexuelle Belästigung.“ Die Vorwürfe richten sich gegen mehrere Top-Führungskräfte, darunter Kreativchef Serge Hascoet. Die Berichte über Drogen, Sexismus und Machtspielchen sind alarmierend und weisen auf ein tief verwurzeltes Problem in der Unternehmenskultur hin.
Die Herausforderung für die Betroffenen
„Nur wenige Betroffene bringen den Mut auf, rechtlich gegen Ubisoft vorzugehen.“ Jule hat sich jedoch entschieden, diesen Schritt zu wagen. „Es geht ihnen darum, Gerechtigkeit zu erfahren.“ Die Betroffenen wollen, dass Ubisoft Verantwortung übernimmt und die Auswirkungen ihres Verhaltens anerkennt.
Der Weg zur Gerechtigkeit
„Die Opfer haben sich für diesen strafrechtlichen Weg entschieden, obwohl ihnen damit große Entschädigungssummen entgehen werden.“ Diese Entscheidung ist nicht leicht, aber sie zeigt den unermüdlichen Kampf um Anerkennung und Gerechtigkeit. Der Prozess wird im März 2025 stattfinden und könnte einen Wendepunkt für die Branche darstellen.
Die Auswirkungen auf die Betroffenen
Die Erfahrungen bei Ubisoft haben bei vielen ehemaligen Mitarbeitern tiefe Spuren hinterlassen. „Nach Ubisoft hatte ich häufig Panikattacken, ich hatte Schwierigkeiten einzuschlafen.“ Jule beschreibt die psychischen Folgen, die die toxische Arbeitsumgebung auf ihn hatte. „Ich hatte die Leidenschaft für meinen Beruf verloren, ich konnte nichts mehr kreieren.“
Ein Blick in die Zukunft
Die Gaming-Industrie steht an einem Scheideweg. Die Enthüllungen über die Arbeitsbedingungen bei Ubisoft sind ein Weckruf für die Branche. Es ist wichtig, dass die Stimmen der Betroffenen gehört werden und dass Veränderungen stattfinden, um eine sicherere und respektvollere Arbeitsumgebung zu schaffen.
Fazit
Die dunkle Seite der Gaming-Industrie darf nicht länger ignoriert werden. Die Geschichten von Jule, Mark und vielen anderen zeigen die Notwendigkeit von Veränderungen. Die Branche muss sich weiterentwickeln, um die Menschen, die sie geschaffen haben, zu schützen und zu respektieren. Es liegt an uns allen, diese Veränderungen zu fordern und eine bessere Zukunft für die Gaming-Industrie zu gestalten.