
Der Holzhandel in Deutschland steht vor einer ernsthaften Herausforderung. Trotz der Sanktionen gegen Russland, die seit dem Angriff auf die Ukraine im Juli 2022 in Kraft sind, zeigt eine gründliche Untersuchung, dass russisches Holz weiterhin in deutschen Baumärkten und Holzgroßhandlungen erhältlich ist. In diesem Artikel untersuchen wir die Hintergründe, die Praktiken im Handel sowie die Reaktionen der beteiligten Akteure.
Einführung: Verbotenes russisches Holz in Deutschland?
Die Frage, ob in Deutschland noch Holz aus Russland verkauft wird, ist nicht nur von rechtlicher, sondern auch von moralischer Bedeutung. Angesichts der strengen Importverbote, die auf die geopolitischen Spannungen folgen, ist es alarmierend zu entdecken, dass ein erheblicher Teil des in den Läden angebotenen Holzes aus Russland stammt. Doch wie kommt es dazu? Wir haben uns auf die Suche nach Antworten gemacht.
Recherche in Baumärkten: Herkunftsangaben bei Holz oft unklar
Bei einer Recherche in verschiedenen Baumärkten, darunter Bauhaus und OBI, fiel auf, dass die Herkunftsangaben für Holzprodukte häufig unklar sind. Während einige Produkte kleine Aufkleber mit Angaben zur Herkunft tragen, wie beispielsweise „sibirische Lerche“, gibt es bei anderen Produkten keine eindeutigen Informationen. Die Unklarheit über die Herkunft erschwert es den Verbrauchern, informierte Entscheidungen zu treffen.
- Ein Beispiel: Bei Bauhaus sind einige Hölzer klar deklariert, während andere lediglich als „mitteleuropäische Lerche“ oder „kanadische Lerche“ ausgewiesen werden.
- Die sibirische Lerche gilt als besonders haltbar und wird oft für Fassaden und Terrassen verwendet.
Hintergrund zu den Sanktionen: Importverbot seit Juli 2022
Die Sanktionen, die im Juli 2022 in Kraft traten, sind eine direkte Reaktion auf den russischen Überfall auf die Ukraine. Diese Maßnahmen haben das Ziel, den Handel mit russischem Holz zu unterbinden und somit den Druck auf die russische Wirtschaft zu erhöhen. Vor den Sanktionen exportierte Russland über 13 Millionen Tonnen Holz in die EU, während es im Jahr 2023 nur noch etwas über 1.000 Tonnen waren. Diese drastische Reduzierung zeigt die Auswirkungen der Sanktionen.
Verdächtige Laborproben: Täuschung durch falsche Herkunftsangaben?
Um die Herkunft des Holzes zu überprüfen, wurden 19 Holzproben in ein spezialisiertes Labor geschickt. Die Ergebnisse waren alarmierend: Fast die Hälfte der Proben stammte aus Russland, darunter 8 von 11 getesteten Lerchenproben. Dies wirft Fragen auf, ob die Herkunftsangaben der Händler korrekt sind oder ob es sich um bewusste Täuschung handelt.
Reaktionen der Baumärkte und Holzgroßhändler
Die Reaktionen der Baumärkte auf die Analyseergebnisse waren gemischt. Bauhaus argumentierte, dass ihre Produkte aus Polen stammten und nach dem PEFC-Standard zertifiziert seien. Globus hingegen behauptete, dass ihr Lerchenholz vor Inkrafttreten der Sanktionen importiert wurde, konnte jedoch keine Nachweise liefern. Holzjunge erklärte, dass sie seit Jahren kein Holz mehr importieren und lediglich Restbestände verkaufen.
Meinung vom Holzhandelsexperten: Zweifel an Altware-Behauptungen
Holzhandelsexperte Johannes Zahnen äußerte Skepsis gegenüber den Behauptungen, dass das gefundene Holz Altware sei. Er betonte, dass es kaum plausibel sei, dass fast die Hälfte der getesteten Produkte, die alle nach dem Embargo verkauft wurden, tatsächlich Altware darstellen. Dies wirft ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Praktiken im Holzhandel auf.
Zoll verweist auf Schlupflöcher im System: Verbote werden umgangen
Der Zoll hat auf die existierenden Schlupflöcher im System hingewiesen. Wenn russisches Holz in einem anderen Land verarbeitet wird, kann die Herkunft des Holzes verändert werden. Dies geschieht jedoch oft unter Umgehung der geltenden Gesetze und Vorschriften. Die Behörden sind gefordert, diese Praktiken zu überwachen und sicherzustellen, dass die Sanktionen tatsächlich durchgesetzt werden.
Fazit: Wie sicher ist der Holzhandel in Deutschland?
Die Ergebnisse unserer Recherchen werfen ernsthafte Fragen über die Integrität des Holzhandels in Deutschland auf. Trotz der Sanktionen und der klaren gesetzlichen Vorgaben findet russisches Holz weiterhin seinen Weg in die Regale deutscher Baumärkte. Die Unklarheit über die Herkunft und die Praktiken der Händler müssen dringend angegangen werden, um sicherzustellen, dass Verbraucher nicht unwissentlich Produkte unterstützen, die unter fragwürdigen Bedingungen gehandelt werden.
In Anbetracht der aktuellen Situation ist es entscheidend, dass sowohl Verbraucher als auch Behörden wachsam bleiben und die Herkunft von Holzprodukten kritisch hinterfragen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die gesetzten Ziele der Sanktionen nicht untergraben werden und der illegale Holzhandel nicht weiter floriert.