
In gut fünf Wochen steht die Bundestagswahl an, und für viele junge Menschen ist es das erste Mal, dass sie ihre Stimme abgeben dürfen. Doch welche Partei werden sie wählen und wie bilden sie sich ihre Meinung? An einer Schule in Gelsenkirchen haben wir Auszubildende getroffen, die an einem Probe-Wählen teilgenommen haben.
Die Sorgen junger Wähler:innen
Loredana, eine 20-jährige Auszubildende im Bereich Abwasserwirtschaft, äußert ihre Bedenken über die hohen Lebenshaltungskosten. Sie hat gerade ihre erste eigene Wohnung bezogen und sieht sich mit enormen Ausgaben konfrontiert, wie Miete, Auto und Hund. Ihr Wunsch: bezahlbares Wohnen und mehr finanzielle Unterstützung für Auszubildende. Doch welche Partei sie wählen wird, weiß sie noch nicht.
Thea, eine weitere Auszubildende, berichtet von ihrer Unzufriedenheit mit der Ampelregierung. Sie findet, dass die vielen unterschiedlichen Parteien die Entscheidungsfindung erschweren. Ihrer Meinung nach wurde zu wenig getan und zu viel diskutiert, ohne konkrete Ergebnisse zu liefern. Diese Ansichten spiegeln einen allgemeinen Wunsch nach Veränderung wider, der bei vielen jungen Wählern zu beobachten ist. Insbesondere bei der letzten Europawahl suchten viele Jüngere nach Alternativen zu den etablierten Parteien.
Politische Bildung und Informationsquellen
Im Politikunterricht an der Berufsschule in Gelsenkirchen simulieren die Schüler:innen eine Wahl. Dies ist Teil einer Initiative zur politischen Aufklärung, da viele sich hauptsächlich über soziale Medien wie TikTok informieren. John Luca, ein 19-Jähriger, hat bei der letzten Europawahl die AFD gewählt, da er deren Migrationspolitik ansprechend fand. Heute sieht er das anders und hat Schwierigkeiten, den Überblick über die verschiedenen Parteiprogramme zu behalten.
Jugendforscher Frank Gräuel hebt hervor, dass Migrationsfragen für junge Erwachsene eine bedeutende Rolle spielen. Die AFD hat es geschafft, dieses Thema in den Vordergrund zu rücken und mit anderen relevanten Fragen wie Wirtschaft und sozialer Gerechtigkeit zu verknüpfen. Er fordert mehr politische Bildung für Jugendliche, um ihnen zu helfen, informierte Entscheidungen zu treffen.
Die Anzahl der Erstwähler:innen
Insgesamt dürfen dieses Jahr laut Bundeswahlleiterin 2,3 Millionen junge Menschen zum ersten Mal an der Bundestagswahl teilnehmen. Die Testwahl im Klassenraum in Gelsenkirchen bleibt intern, doch sie zeigt, wie wichtig es ist, dass junge Menschen an politischen Prozessen teilnehmen.
Wahlverhalten der jungen Generation
Das Wahlverhalten junger Menschen wird oft von ihrer Lebensrealität geprägt. Themen wie finanzielle Sicherheit, Wohnraum und soziale Gerechtigkeit sind für sie von zentraler Bedeutung. Umfragen zeigen, dass viele junge Wähler:innen sich von den etablierten Parteien nicht ausreichend vertreten fühlen und nach Alternativen suchen.
- Bezahlbares Wohnen: Das Thema Wohnkosten ist für viele junge Menschen eine große Sorge. Sie wünschen sich Unterstützung und Lösungen von der Politik.
- Finanzielle Unterstützung für Auszubildende: Viele junge Menschen finden, dass die Unterstützung während der Ausbildung nicht ausreicht.
- Politische Bildung: Es besteht ein großer Bedarf an mehr politischer Aufklärung, um jungen Menschen zu helfen, informierte Entscheidungen zu treffen.
Die Rolle der sozialen Medien
Die sozialen Medien spielen eine entscheidende Rolle bei der Informationsbeschaffung junger Wähler:innen. Plattformen wie TikTok werden zunehmend zur Quelle für politische Informationen, auch wenn diese oft ungenau oder einseitig sind. Die AFD hat beispielsweise eine starke Präsenz auf diesen Plattformen, was bei vielen jungen Menschen zu Verwirrung führt.
Erwartungen an die Politik
Junge Menschen erwarten von der Politik, dass sie ihre Anliegen ernst nimmt und konkrete Lösungen anbietet. Das Gefühl, dass ihre Stimmen nicht gehört werden, könnte dazu führen, dass sie sich von den Wahlen abwenden. Es ist wichtig, dass die politischen Parteien auf die Bedürfnisse und Sorgen der jungen Generation eingehen, um ihre Wahlbeteiligung zu sichern.
Fazit
Die Bundestagswahl im Februar wird für viele junge Menschen eine entscheidende Gelegenheit sein, ihre Stimme abzugeben und Einfluss auf die Politik zu nehmen. Ihre Anliegen sind vielfältig und reichen von finanzieller Unterstützung über bezahlbaren Wohnraum bis hin zu einer stärkeren politischen Bildung. Es bleibt abzuwarten, welche Parteien die Bedürfnisse dieser jungen Wähler:innen ernst nehmen und wie sie sich letztlich entscheiden werden.