Die britischen Gefängnisse stehen vor einer ernsten Krise. Überfüllung, Gewalt und unzureichende Unterstützung für Insassen sind nur einige der Herausforderungen, mit denen das System konfrontiert ist. In diesem Blogbeitrag werden wir die verschiedenen Aspekte dieser Problematik beleuchten und die Stimmen von ehemaligen Insassen und Experten hören, die Einblicke in die Realität hinter den Gefängnismauern geben.
Überfüllung der Gefängnisse
Die britische Regierung hat Schwierigkeiten, ausreichend Wachpersonal für ihre Gefängnisse zu gewinnen. Trotz der Bemühungen, die Situation zu verbessern, zeigt die Realität ein anderes Bild. Die Gefängnisse sind derart überfüllt, dass die Regierung gezwungen war, einige Häftlinge vorzeitig zu entlassen.
Francesca Fatore, eine ehemalige Insassin, die fast vier Jahre wegen Drogenhandels im Gefängnis verbracht hat, beschreibt die chaotischen Bedingungen in einem Frauengefängnis in der Nähe von London. „Die Menschen kommen aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen. Wenn die Zellen aufgesperrt werden, verhalten sie sich wie Tiere“, erinnert sie sich. Ihre Zelle war für eine Person gedacht, doch eine weitere Insassin wurde untergebracht, was die Situation weiter verschärfte.
Psychische Probleme und Selbstverletzungen
Die Überfüllung der Gefängnisse hat auch zu einem Anstieg psychischer Probleme unter den Insassen geführt. Ganz Großbritannien verzeichnet einen neuen Höchststand bei Selbstverletzungen unter Häftlingen. Francesca berichtet von einem Gefühl der Isolation und des Alleingelassenseins, was die psychischen Belastungen verstärkt.
„Man hat den ganzen Tag Zeit, über alles nachzudenken. Das kann schrecklich sein“, sagt sie. Die psychischen Herausforderungen sind in einem überfüllten Gefängnis besonders schwer zu bewältigen, da die Unterstützung oft unzureichend ist.
Die Rolle der Regierung
Die britische Justizministerin verteidigt die Maßnahmen der Regierung und betont, dass sie erst im Juli gewählt wurde. Es wird versprochen, neue Gefängnisse zu bauen, doch die Ministerin räumt ein, dass das Problem nicht nur durch den Bau neuer Einrichtungen gelöst werden kann. „Wir müssen die Täter ermutigen, von der Kriminalität wegzukommen. Wir brauchen sowohl Zuckerbrot als auch Peitsche“, erklärt sie.
Die Sparmaßnahmen der vorherigen Regierung haben jedoch dazu geführt, dass die Zahl der Häftlinge, die in den Gefängnissen weitergebildet werden, abgenommen hat. Die Qualität der Fortbildungsprogramme hat in den letzten Jahren ebenfalls gelitten, was die Chancen der Insassen auf ein Leben nach der Haft weiter einschränkt.
Jobmöglichkeiten für ehemalige Häftlinge
Eine der wenigen Organisationen, die ehemaligen Insassen eine Chance auf Beschäftigung bietet, ist die Londoner Kaffeekette Redemption Roasters. Dort werden Häftlinge zu Baristas ausgebildet, und die Erfolgsquote ist vielversprechend. Nur 4% der Absolventen werden innerhalb eines Jahres rückfällig, während landesweit über 30% der ehemaligen Häftlinge Rückfälle erleiden.
„Wer nach der Entlassung einen Job findet, ist nur halb so gefährdet, rückfällig zu werden“, erklärt ein Vertreter von Redemption Roasters. Diese Programme sind entscheidend, um den Kreislauf von Kriminalität und Inhaftierung zu durchbrechen.
Erfahrungen von ehemaligen Insassen
Rad, ein ehemaliger Häftling, berichtet von seinen Erfahrungen während seiner Inhaftierung. Er verbrachte mehrere Jahre im Gefängnis, in denen er oft 23 Stunden am Tag in seiner Zelle eingesperrt war. „Ich hätte sehr gern gearbeitet, aber die Wartelisten dafür waren zu lang“, erinnert er sich. In dieser Zeit gab es kaum Möglichkeiten zur Selbstentfaltung, abgesehen von ein wenig Sport und Fernsehen.
Die Unterstützung für ehemalige Häftlinge ist oft begrenzt. Rad trifft einmal pro Woche seinen Betreuer Patrick, der bei Redemption Roasters arbeitet. „Wir bieten Unterstützung, aber wir sind keine Wohltätigkeitsorganisation. Wenn jemand nicht mitmacht, müssen wir uns leider trennen“, sagt Patrick.
Der Weg zur Rehabilitation
Francesca Fatore hat Glück gehabt. Im Gefängnis profitierte sie von einer Therapie, die ihr half, der Drogenszene den Rücken zu kehren. Sie setzt sich nun dafür ein, dass mehr Unterstützung für Häftlinge bereitgestellt wird. „Wir brauchen deutlich mehr Unterstützung für Häftlinge, um die Krise in den Gefängnissen zu überwinden“, fordert sie.
Francesca hofft, als Youtuberin Geld zu verdienen und mit ihrem Kanal, der sich der Unterstützung weiblicher Gefangener widmet, einen positiven Einfluss auszuüben. Sie plädiert für gemeinnützige Arbeit anstelle von Gefängnisstrafen für Personen, die weniger schwere Verbrechen begangen haben. „Wir haben eine Chance verdient. Wenn ich eingestellt werde, arbeite ich zehnmal so hart“, sagt sie.
Fazit
Die Krise in den britischen Gefängnissen ist ein komplexes Problem, das viele Facetten hat. Überfüllung, Gewalt und unzureichende Unterstützung für Insassen sind Herausforderungen, die dringend angegangen werden müssen. Die Stimmen von ehemaligen Häftlingen wie Francesca und Rad zeigen die Realität hinter den Mauern und die Notwendigkeit, das System zu reformieren.
Um die Rückfallquoten zu senken und den Insassen eine echte Chance auf Rehabilitation zu geben, sind innovative Programme und mehr Unterstützung erforderlich. Die Gesellschaft muss sich für Reformen einsetzen, die den Menschen in Haft helfen, ein neues Leben zu beginnen.