Die Klimakonferenz in Baku, Aserbaidschan, ist ein hochrangiges internationales Treffen, bei dem die Weltgemeinschaft um mehr Geld für den Klimaschutz ringt. Doch der Gastgeber, Präsident Ilham Aliyev, hat bereits klar gemacht, dass es ihm nicht nur um das Wohl des Klimas geht, sondern auch um das Geschäftsmodell seines Landes, das stark von Öl und Gas abhängt. Aserbaidschan ist ein Land, dessen Wirtschaft zu 60% von fossilen Brennstoffen abhängig ist, während diese Brennstoffe die Hauptursache für die globale Klimakrise sind.
Laut der Umweltorganisation Climate Action Tracker erhält Aserbaidschan die schlechteste Bewertung für seine Klimaschutzbemühungen. Die CO2-Emissionen des Landes werden in den kommenden Jahren voraussichtlich um 20% steigen. Dies zeigt, dass Aserbaidschan weit von den Zielen entfernt ist, die erforderlich sind, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
Aserbaidschan und seine Klimaziele
Die Klimaziele Aserbaidschans sind unzureichend. Während das Land eigene Emissionsziele festgelegt hat, sind diese nicht mit den globalen Klimazielen vereinbar. Der Präsident der COP29 und Hauptverhandlungsführer, Mukhtar Babayev, ist der Minister für Ökologie und natürliche Ressourcen und ein ehemaliger Beamter der staatlichen Ölgesellschaft. Diese Verbindungen werfen Fragen zur Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit der Verhandlungen auf.
Die politische Situation in Aserbaidschan ist problematisch. Menschenrechtsorganisationen berichten von einer katastrophalen Menschenrechtslage, in der politische Gegner systematisch zum Schweigen gebracht werden. Diese Umstände werfen einen Schatten auf die Klimaverhandlungen, die nur dann erfolgreich sein können, wenn die Führung glaubwürdig ist.
Die Rolle der internationalen Gemeinschaft
Die Verantwortung für den Klimaschutz liegt nicht nur bei den Gastgebern, sondern auch bei den Staaten mit hohen Treibhausgasemissionen, insbesondere den westlichen Industriestaaten, China und den ölreichen Golfstaaten. Die Frage, wer die Kosten für den Klimaschutz tragen soll, wird ein zentrales Thema der Konferenz sein.
Entwicklungsländer, die historisch gesehen kaum zur globalen Erwärmung beigetragen haben, sind besonders betroffen. Sie benötigen finanzielle Unterstützung, um auf erneuerbare Energien umzusteigen und sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Die Verhandlungen über die Bereitstellung von Mitteln werden daher von entscheidender Bedeutung sein.
Finanzierung und Verteilung von Geldern
Die Verteilung der benötigten Finanzmittel wird ein heiß umstrittenes Thema sein. Aserbaidschan und andere Entwicklungsländer fordern Einsätze zwischen 1 und 2 Billionen Dollar pro Jahr, während bisher nur etwa 100 Milliarden pro Jahr bereitgestellt wurden. Diese Beträge sind bei weitem nicht ausreichend, um den Anforderungen gerecht zu werden.
Ein großes Streitpunkt wird auch die Beteiligung von Ländern wie China und Indien sein, die in den letzten Jahren stark gewachsen sind und mittlerweile einen erheblichen CO2-Fußabdruck haben. Diese Länder müssen in die Diskussion einbezogen werden, um eine gerechte Lösung zu finden.
Die Herausforderungen der COP29
Die COP29 wird nicht nur von den Verhandlungen über Klimaziele geprägt sein, sondern auch von der Frage der Teilnahme. In diesem Jahr ist es das erste Mal, dass Vertreter der Taliban aus Afghanistan an der Konferenz teilnehmen. Obwohl sie keinen offiziellen Status haben, hoffen sie, internationale Unterstützung und möglicherweise Klimafinanzierung zu erhalten.
Die Anwesenheit von Ländern mit umstrittenen Menschenrechtslagen, wie Aserbaidschan, wird ebenfalls kritisch betrachtet. Es gibt Bedenken, dass solche Länder die Klimaziele nicht ernsthaft verfolgen und stattdessen ihre eigenen Interessen in den Vordergrund stellen.
Lobbyismus und Einflussnahme
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Konferenz ist der Einfluss von Lobbyisten aus der fossilen Brennstoffindustrie. Diese haben in der Vergangenheit versucht, die Diskussionen zu dominieren und ihre Interessen durchzusetzen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit diese Lobbyarbeit auch in Baku stattfinden wird.
Die Frage, ob die COP29 tatsächlich zu greifbaren Ergebnissen führen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen die Bereitschaft der Länder, ihre Emissionen zu reduzieren, sowie die Fähigkeit, sich auf eine gerechte Verteilung der finanziellen Mittel zu einigen.
Der Weg nach vorn
Um die Klimakrise zu bewältigen, müssen Länder zusammenarbeiten und sich auf ehrgeizige Ziele einigen. Aserbaidschans Rolle als Gastgeber wird entscheidend dafür sein, ob die Konferenz erfolgreich verläuft oder ob sie in einem weiteren Streit um Geld und Einfluss endet.
Die COP29 hat das Potenzial, wichtige Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel zu erzielen, aber nur, wenn alle Beteiligten bereit sind, ihre Differenzen beiseite zu legen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.
In den kommenden Tagen wird die Welt genau beobachten, wie sich die Verhandlungen entwickeln und welche Ergebnisse erzielt werden können. Die Herausforderungen sind groß, aber der Wille zur Veränderung muss stärker sein als die Interessen der fossilen Brennstoffindustrie.