Stalker 2: Herz von Tschernobyl – Ein Blick auf das Spiel

4 November, 2024

Nach etlichen Verschiebungen und dem Bangen der Fans um die Fortsetzung von Stalker, steht der Release von Stalker 2 am 20. November 2024 kurz bevor. Nachdem wir schon auf der Gamescom 2023 in den Shooter reinspielen konnten und eher so semi begeistert waren, durften wir nun 3 Stunden in eine sehr viel fortgeschrittenere und rundere Version reinschnuppern. Und was sollen wir sagen: Wir sind nicht nur positiv überrascht, sondern geradezu begeistert von dem Spiel, das uns mit seiner wahnsinnigen Immersion in seinen Bann gezogen hat.

Der Anfang von Stalker 2

In unserer Vorschauversion konnten wir den Anfang von Stalker 2 spielen, bevor man uns in die freie Welt entließ. Der erste Abschnitt des Abenteuers ist komplett gescriptet, und wenn man das Intro-Level einmal durch hat, gibt es nichts Neues mehr zu sehen. Wir können das Areal zwar erkunden, doch sämtliche Beute, die wir so ergattern, verlieren wir sowieso beim Übergang in die offene Welt.

Die Sperrzone

Bei der handelt es sich, wie schon im ersten Teil, um eine Sperrzone im ukrainischen Tschernobyl. Diese ist wie im Vorgänger weiterhin von Anomalien, Mutanten und seltsamen Artefakten verseucht und alles andere als einladend. Da sich in der Zone aber viele wertvolle Gegenstände befinden, gibt es einige Menschen, die dort auf ihr Glück hoffen und sich dort ihr Heim eingerichtet haben.

Fraktionen und Entscheidungen

Praktisch für uns, denn so gibt es ein kleines Dorf, wo wir neben einem Händler und Techniker auch Ansprechpartner von einigen Fraktionen finden, die uns mit Aufträgen versorgen. Unsere Hilfe nehmen die Bewohner der Zone gerne in Anspruch, immerhin gehören wir zu den Stalkern: Einer Gruppe von Leuten, die sich immer wieder in die tiefsten Tiefen der Zone vorwagen, um die seltensten Schätze aus den gefährlichsten Ecken zu bergen.

Fraktionskonflikte

Bereits in den ersten Stunden treffen wir auf zwei verschiedene Fraktionen, die sich um unsere Loyalität streiten. Eine paramilitärische Organisation, die durch feste Hierarchien mit harter Hand für Ordnung sorgen will, und eine losere Gruppierung, die auf Zusammenhalt und Gemeinschaft fußt. In der offenen Welt begegnen wir außerdem einigen Banditen, mit denen wir richtig agieren und reden können. Ob es sich dabei nur um eine kleine namenlose Bande handelt oder wir da eine größere Gruppierung vor uns haben, bleibt aber ein Geheimnis.

Die Entscheidung treffen

In der folgenden Mission beschließen wir nämlich, die zwielichtigen Gestalten aus dem Hinterhalt auszuschalten. Dass wir so ihre Beute einstecken können, ist aber nicht der Hauptgrund für den Verrat. Die Banditen wollen, dass wir einem jungen Stalker an den Kragen gehen. Eigentlich kommt uns das entgegen, denn genau mit dem haben wir selbst auch ein Hühnchen zu rupfen und wollen von ihm Geld eintreiben. Das aber ohne ihn zu verletzen. Da wir in dieser Situation ohnehin jemanden unglücklich machen, entscheiden wir uns für das kleinste Übel und gegen die Gruppe, die uns zwischenzeitlich eine Waffe an den Kopf hält und generell eher keine Manieren hat.

Die Freiheit des Spielens

Die Freiheit, jederzeit machen zu können, was man will, ist die große Stärke von Stalker 2. Wir rechnen damit, dass es mehrere Enden gibt, die wie im Vorgänger von unserer Spielweise abhängen. Spannend wäre zu wissen, was alles in das unsichtbare Moralsystem einfließt, denn es gibt nicht nur in den Hauptmissionen Entscheidungen zu treffen.

Nebenquests und Entscheidungen

Mitten im Nichts stolpern wir etwa über eine verlorene Seele, die uns bittet, den verstorbenen Bruder aus einem Anomaliefeld zu bergen. Sogar in diesem kleinen Moment haben wir etliche mögliche Vorgehensweisen. Wir können uns überlegen, ob wir dem Quest-Geber überhaupt helfen oder den Auftrag ablehnen. Außerdem können wir den Toten looten, bevor wir seinen Körper für seinen Bruder aus einer Anomalie bergen. Alternativ vereinen wir die Beiden auf andere Weise: Nämlich in dem wir einfach dem Hinterbliebenen in den Kopf schießen. So stocken wir auch unsere Vorräte noch etwas auf.

Einfluss auf die Handlung

Andere Weggabelungen sind offensichtlicher und haben auch mehr Auswirkungen auf die direkte Handlung. Manchmal wollen zwei Fraktionen etwa den gleichen Gegenstand und wir müssen uns bei der Auslieferung den Empfänger aussuchen. Die Qual der Wahl haben wir nicht nur in Handlungssträngen, sondern auch bei der grundsätzlichen Frage des Spielstiles: RPG-typisch können wir uns in einigen Dialogen aussuchen, mit Geld an Informationen zu kommen oder einfach das Feuer zu eröffnen.

Die Herausforderung der Zone

Aber wo wir uns in jedem anderen Spiel wohl für den Kampf entscheiden würden, fällt uns das übliche Vorgehen in der Welt von Stalker 2 nicht so leicht. Die zu großen Teilen verstrahlte Zone ist sehr viel unnachgiebiger als die Welten in anderen Open-World-Spielen: Wir sterben schnell durch feindlichen Beschuss und Rohstoffe sind knapp. Inmitten einer Menschengruppe einen Streit eskalieren zu lassen, ist nicht wagemutig, sondern extrem dämlich – etwas, was man nur ausprobiert, wenn man nichts zu verlieren hat.

Immersive Spielerfahrung

Und genau das ist auch die Stärke von Stalker 2. Das Spiel ist so immersiv, dass wir trotz Schnellspeicherfunktion die realitätsnahe Entscheidung treffen. Anders kommen wir auf lange Sicht schlicht nicht durch die Zone, sondern würden ohne Munition, ohne Heilgegenstände im Nirgendwo stranden und beschämt einen alten Speicherstand laden. Doch auch wer so passiv wie möglich spielt, es vermeidet in das Geschehen einzugreifen und sich jederzeit zurückhält, wird eine Veränderung und Fortschritt in der Welt feststellen.

Dynamische Welt

Wie im ersten Teil der Reihe bewegen sich Figuren selbstständig fort und handeln entsprechend. Wir waren etwa richtig beeindruckt von dem Sturm, der eine Nacht über das ohnehin schon gefährliche Gebiet gezogen ist. Nach einigem Warten haben wir uns aufgrund der begrenzten Anspieldauer doch einfach in ihn hineingewagt und eher zufällig überlebt. Blitzschläge um uns herum, das entsprechend donnernde Sounddesign, schwer auszumachende Anomalien im Blättersturm und einige Herzschlagaussetzer später, waren wir froh, am Ziel angekommen zu sein.

Vielfältige Gefahren

Aber nicht nur das Wetter trägt zur beklemmenden Atmosphäre in Stalker 2 bei, und neben dem Tod durch Blitzschlag gibt es auch noch hunderte andere Wege, um draufzugehen. Mehr als einmal zerfleischt uns eine Meute mutierter Hunde – wenig überraschend sind auch mutierte Schweine sehr tödlich, genauso wie mutierte Ratten und alles andere, was nicht so aussieht, wie es aussehen sollte. Gelegentlich zerreißt uns auch eine Anomalie in der Luft – ein Anblick, der uns durch die First-Person-Ansicht glücklicherweise erspart bleibt.

Fazit

Es ist schon bemerkenswert, wie viel Spaß Stalker 2 macht, dafür, dass wir regelmäßig wieder ins Gras beißen und neuladen müssen. Laut den Entwicklern ist genau das die Magie, die den Shooter ausmacht. Die Zone ist sowohl wunderschön, voller unheimlicher Mysterien und unberechenbarer Phänomene – aber auch gefährlich, unnachgiebig und grausam. Doch es ist gerade diese Bedrohlichkeit, die zur Schönheit des unbezwungenen Gebiets um Tschernobyl beiträgt.

Immerhin kann man das Farbenspiel der Blätter im Wind nur dann wahrnehmen, wenn man sich die Zeit nimmt, auch einmal innezuhalten und zu beobachten. Etwas, das wir in Stalker 2 zwangsweise tun müssen – ein bunter Blättertanz weist in den meisten Fällen nämlich auf eine Anomalie hin. Nett anzuschauen – aber halt auch das Letzte, was man sieht, wenn man ihr zu nahe kommt.

Die Aussicht auf ein besonders malerisches Ableben ist für uns aber letztlich nicht der Grund, warum wir uns auf den Release von Stalker 2 freuen. Neben Wetter, Anomalien und Mutanten treffen wir schließlich noch auf die Bewohner der Zone. Das sind manchmal zufällige Begegnungen mit NPCs, die uns nicht wirklich etwas zu sagen haben – in unserer Vorschauversion waren aber tatsächlich die meisten Leute irgendwie mit den zahlreichen Neben- oder Haupt-Quests verbunden.

Die Bedenken, die es nach der ersten Anspielmöglichkeit auf der Gamescom 2023 gab, können wir so glücklicherweise ausräumen. Überhaupt merkt man die Liebe, die in das Spiel geflossen ist. Das Team hinter dem Shooter ist motiviert und hat selbst richtig Bock, ein wirklich gutes Stalker abzuliefern und auch nach Release mit vollem Support dabei zu sein. Nach dem ganzen Chaos um die Entwicklungsgeschichte ist das nicht selbstverständlich. Etliche Verschiebungen, ein Krieg, Hacker-Angriffen und ein Brand im Büro in Prag schüchtern die Entwickler nicht ein. Sie haben ganz stattdessen ein Spiel auf die Beine gestellt, das uns nicht etwa Sorgen bereitet, sondern dem wir richtig entgegenfiebern.

Vorheriger Beitrag

Die Zukunft der deutschen Industrie: Herausforderungen und Chancen

Nächster Beitrag

Woche 9 der NFL: Spielanalyse und Erkenntnisse

GeheNach oben