Die Zukunft der Flugabwehrfregatten der Deutschen Marine

9 Oktober, 2024

Die Flugabwehrfregatten der Sachsenklasse erreichen Mitte der 2030er Jahre ihr Nutzungsdauerende. Nachfolgen sollen bis zu sechs Luftverteidigungsfregatten der Klasse 127, auch als Next Generation Frigate bekannt, die Rolle übernehmen. In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die zukünftigen Flugabwehrfregatten der Deutschen Marine.

Einführung in die Fregatte 127

Die Fregatte 127 soll ein weltweit einsetzbares Kriegsschiff sein, das zum Schutz von Einsatzverbänden oder Operationsräumen gegen ein breites Spektrum von Bedrohungen aus der Luft dient. Zusammen mit den U-Jagd-Fregatten der Klasse 126 sollen sie den Kern von Hochseekampfgruppen für die Nordflanke und weltweit bilden. Das Ziel ist die dauerhafte Einsatzbereitschaft jeder dieser Fregatten in zwei verschiedenen Einsatzverbänden, was den Bedarf der Marine auf sechs Einheiten festlegt.

Im jüngst veröffentlichten Rüstungsbericht wird jedoch nur noch von fünf Einheiten gesprochen. Das bedeutet, dass es hier noch Klärungsbedarf gibt, ob tatsächlich fünf oder sechs Einheiten beschafft werden. Möglicherweise wird auch bei diesem Vorhaben wieder mit einer Losoption gearbeitet, wie es auch bei der F126 der Fall war.

Fähigkeiten und Anforderungen der Fregatte 127

Die neuen Flugabwehrfregatten sollen neben der Verbandsflugabwehr und dem Gebietsschutz auch zur Abwehr ballistischer und hypersonischer Bedrohungen in der unteren Abfangschicht befähigt sein. Darüber hinaus wird die Fregatte 127 auch über Fähigkeiten zur weitreichenden und präzisen Bekämpfung von Landzielen verfügen, was im NATO-Jargon als Precision Strike Capability bezeichnet wird. Auch die Bekämpfung von See- und Unterwasserzielen wird Teil ihrer Aufgaben sein.

Aktuell befindet sich das Vorhaben in der sogenannten Analysephase Teil 2. Hier werden verschiedene Untersuchungen mit der MTG Marinetechnik GmbH durchgeführt, die unter anderem Lifecycle-Cost-Betrachtungen, Systemarchitektur, Anforderungs- bzw. Systemmodellierung sowie eine Marktsichtung zu verfügbaren und geeigneten nationalen Schiffsentwürfen umfassen. Auch eine AIS-Integrationsstudie mit US-Partnern für die spätere Plattformintegration ist Teil dieses Prozesses.

Finanzierung und Beschaffung

Die Auswahlentscheidung durch den Generalinspekteur der Bundeswehr soll im ersten Quartal 2025 erfolgen. Die eigentliche Beschaffung ist für die zweite Hälfte des Jahres 2026 geplant. Der Zulauf der ersten Einheit wird für 2033/34 erwartet, was für den bruchfreien Erhalt der Fähigkeit zur maritimen Luftverteidigung und Verbandsflugabwehr wichtig ist.

Ein großes Problem besteht jedoch darin, dass das Vorhaben aktuell nicht mit Haushaltsmitteln hinterlegt ist, weder im Einzelplan 14 noch im Sondervermögen Bundeswehr. Experten schätzen das Kostenvolumen auf 12 bis 15 Milliarden Euro. Um den Zeitplan dennoch einzuhalten und finanzielle Verpflichtungen eingehen zu können, hofft die Marine, nächstes Jahr eine Anschubfinanzierung im mittleren dreistelligen Millionenbereich zu erhalten.

Kooperationsmöglichkeiten mit Norwegen und Dänemark

Ein entscheidender Schritt wäre die Zusammenarbeit mit anderen Staaten, insbesondere Norwegen und Dänemark. Norwegen plant, seine Fregatten der Fridjof Nansen-Klasse Mitte des nächsten Jahrzehnts durch neue Fregatten zu ersetzen. Dänemark hingegen plant den vorzeitigen Ersatz der Fregatten der Ivar Huitfeldt-Klasse durch neue Flugabwehrfregatten. Eine Kooperation könnte gleich mehrere Vorteile bringen, einschließlich Kostensenkungen durch Economies of Scale und eine Verbesserung der Interoperabilität zwischen den Marinen.

Der MEKO A400 AMD Entwurf

Die Fregatte 127 wird voraussichtlich auf dem MEKO A400 AMD Entwurf von TKMS basieren. Dieser Entwurf ist modular aufgebaut, um individuell an die Bedürfnisse des Kunden angepasst werden zu können. Die MEKO A400 AMD ist 160 m lang, 21 m breit und hat einen Tiefgang von 5,50 m. Die Einsatzverdrängung wird mit rund 10.000 Tonnen angegeben, und die Besatzung besteht aus rund 150 Personen, wobei 70 weitere eingeschifft werden können.

Für die Fregatte wird das AN/SPY-6 V1 Multifunktionsradar von RTX favorisiert, während auch das AN/SPY-7 Multifunktionsradar von Lockheed Martin in Betracht gezogen wird. Die Entscheidung hängt davon ab, ob die USA verlangen, dass Deutschland einen Teil der Entwicklungskosten des AN/SPY-6 V1 trägt oder nicht.

Bewaffnung der Fregatte 127

Als Hauptbewaffnung sind zwei Mark 41 Strike VLS Starter mit insgesamt 64 Zellen geplant, die in der Lage sein werden, verschiedene Lenkflugkörper abzuschießen. Zur Luftabwehr auf mittlere Entfernungen wird sehr wahrscheinlich auf die ESSM Block 2 zurückgegriffen, die ab 2025 für die Fregatten der Klasse 124 und 126 verfügbar sein sollen. Diese können in Quad-Pack-Form untergebracht werden, was bedeutet, dass pro VLS-Zelle vier ESSM mitgeführt werden können.

Für die Luftabwehr im Weitbereich sollen die SM-2 Block 3C und SM-6 Lenkflugkörper eingesetzt werden. Die Fregatte 127 wird in der Lage sein, auch ballistische Flugkörper abzuwehren. Die Beschaffung des SM-3 Lenkflugkörpers ist aktuell jedoch nicht geplant.

Die Bedeutung der Fregatte 127 für die Deutsche Marine

Die Fregatte 127 wird eine wichtige Rolle in der maritimen Verteidigung der Deutschen Marine spielen, insbesondere angesichts der aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen. Mit der Fregatte 127 erhält die Marine erstmals seit den Fregatten der Sachsenklasse wieder kampfstarke Kriegsschiffe, die auf die hochintensive dreidimensionale Seekriegsführung ausgelegt sind.

Um die Planungen schnellstmöglich abzuschließen und den Auftrag zu vergeben, ist es entscheidend, dass die Marine die notwendigen finanziellen Mittel sichert. Eine dramatische Fähigkeitslücke könnte entstehen, wenn die Modernisierung der F124 und die Nachbeschaffung von Munition nicht rechtzeitig erfolgen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Fregatte 127 ein entscheidender Schritt in der Weiterentwicklung der Deutschen Marine ist. Die geplanten Fähigkeiten und die mögliche internationale Zusammenarbeit könnten die Effektivität und Einsatzbereitschaft der Marine deutlich erhöhen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die erforderlichen finanziellen Mittel bereitgestellt werden können, um dieses wichtige Vorhaben zu realisieren.

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