Der Fachkräftemangel ist ein drängendes Problem in vielen Branchen, besonders im öffentlichen Nahverkehr. Busunternehmen stehen vor der Herausforderung, genügend qualifizierte Fahrer zu finden, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Ein innovativer Ansatz, den das Busunternehmen Ettenhuber verfolgt, ist die Rekrutierung von Busfahrern aus Indien. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe, Herausforderungen und Chancen dieses Projekts.
Der Weg eines indischen Busfahrers nach Deutschland
Nirbai Singh, ein 35-jähriger Busfahrer aus der Region Punjab in Nordindien, ist einer der ersten indischen Fachkräfte, die für die Firma Ettenhuber arbeiten. Er fährt die Buslinie 211 zwischen Putzbrunn und Neuperlach Süd in München. Der Weg nach Deutschland war jedoch steinig: Sein indischer Führerschein wurde hier nicht anerkannt, was ihn zwang, in Kroatien einen EU-Führerschein zu erwerben.
In Kroatien musste er lange auf die notwendigen Dokumente warten. “Ich habe mindestens neun Monate dort gewartet”, erzählt er. Diese Zeit war besonders schwer für ihn, da er seine Familie und seine Kinder über ein Jahr nicht gesehen hat. Trotz der Herausforderungen sieht er die Arbeit in Deutschland als Chance für eine bessere Zukunft.
Herausforderungen bei der Rekrutierung von Busfahrern
Die Firma Ettenhuber, unter der Leitung von Ralf Ettenhuber, hat mit verschiedenen Schwierigkeiten zu kämpfen, um neue Busfahrer zu rekrutieren. Ein zentrales Problem ist das schlechte Image des Berufs und die hohen Kosten für den Busführerschein, der in Deutschland bis zu 14.000 Euro kosten kann. Diese Faktoren haben dazu geführt, dass viele potenzielle Fahrer abgeschreckt werden.
Zusätzlich gibt es in ländlichen Regionen oft einen Mangel an Busfahrern, was dazu führt, dass Fahrten ausfallen. Die Prognosen deuten darauf hin, dass bis 2030 bayernweit 80.000 Busfahrer fehlen werden. Dies ist eine alarmierende Zahl und verdeutlicht die Dringlichkeit des Problems.
Innovative Lösungen zur Fachkräftesicherung
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, hat Ettenhuber 2023 indische Busfahrer nach Kroatien rekrutiert. Dort ist der EU-Führerschein deutlich günstiger und die Grundqualifizierung wird auch auf Englisch angeboten. Diese Strategie hat es dem Unternehmen ermöglicht, qualifizierte Fahrer zu gewinnen, die bereit sind, in Deutschland zu arbeiten.
Die Anwerbung von Fahrern aus Drittstaaten bringt jedoch auch neue Herausforderungen mit sich. Die Organisation von Wohnraum und die Verständigung zwischen den Fahrern stellen zusätzliche Hürden dar. Ralf Ettenhuber berichtet von den kulturellen Unterschieden, die es zu berücksichtigen gilt. “Wir haben zwei Küchen in dem Wohnhaus, weil die komplett unterschiedlich kochen”, erklärt er.
Integration und Einarbeitung der neuen Fahrer
Die Integration der neuen Fahrer ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass sie sich in ihrem neuen Umfeld wohlfühlen und ihre Arbeit effizient ausführen können. Ralf Ettenhuber zeigt den neuen Fahrern bereits vor ihrer offiziellen Einarbeitung, wie die Busse funktionieren. Dies ist entscheidend, um ihnen ein Gefühl für den Verkehr in Deutschland zu geben.
Nirbai, der bereits Erfahrung im Busfahren hat, berichtet von den positiven Reaktionen der Fahrgäste. “Die Leute sind sehr nett, sie grüßen und verhalten sich gut”, sagt er. Diese Rückmeldungen sind ermutigend und zeigen, dass die Integration der indischen Fahrer erfolgreich verläuft.
Die Zukunft des Nahverkehrs in Bayern
Die Bemühungen von Unternehmen wie Ettenhuber sind entscheidend für die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs in Bayern. Die Herausforderungen sind groß, aber mit der richtigen Strategie und einem offenen Ansatz zur Rekrutierung ausländischer Fachkräfte kann der Fachkräftemangel überwunden werden.
Die Erfahrungen von Nirbai und seinen Kollegen zeigen, dass es möglich ist, Brücken zwischen Kulturen zu schlagen und gleichzeitig die Qualität des Nahverkehrs zu sichern. Die Hoffnung ist, dass diese Initiative nicht nur kurzfristige Lösungen bietet, sondern auch langfristig dazu beiträgt, den Beruf des Busfahrers wieder attraktiver zu machen.
Fazit
Der Fachkräftemangel im Nahverkehr ist ein komplexes Problem, das innovative Lösungen erfordert. Die Rekrutierung von Busfahrern aus Indien ist ein Beispiel dafür, wie Unternehmen kreativ mit den Herausforderungen umgehen können. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklungen auf den öffentlichen Nahverkehr in Bayern auswirken werden.
Made with VideoToBlog