Im Irak sorgt eine geplante Änderung des Personenstandsgesetzes für erhebliche Kontroversen. Diese Gesetzesänderung könnte weitreichende Auswirkungen auf die Rechte von Frauen und Mädchen im Land haben. Der folgende Artikel beleuchtet die Hintergründe, die betroffenen Personen und die potenziellen Folgen dieser Gesetzesänderung.
Die Geschichte von Salva
Eine der betroffenen Frauen ist Salva, die im Alter von 13 Jahren verheiratet wurde. Ihr Vater war Alkoholiker und hat sie misshandelt. Als ihre Mutter sich von ihrem Vater scheiden ließ, wurde Salva gezwungen, einen Mann zu heiraten, ohne zu wissen, was eine Ehe wirklich bedeutet. Mit 15 Jahren brachte sie ihr erstes Kind zur Welt und erlebte in ihrer Ehe Gewalt und Misshandlung.
Salva ist heute 35 Jahre alt, geschieden und arbeitet als Reinigungskraft, um für ihre Kinder zu sorgen. Ihre Geschichte ist nur eine von vielen, die die Auswirkungen der Kinderehe im Irak verdeutlichen. Solche Schicksale sind leider weit verbreitet und werfen ein grelles Licht auf die aktuellen Entwicklungen im irakischen Rechtssystem.
Die geplante Gesetzesänderung
In den letzten Jahren haben sich viele irakische Parlamentarier gegen Eheschließungen für Mädchen unter 18 Jahren eingesetzt. Diese waren seit 1959 gesetzlich verboten. Doch nun steht die Debatte um eine Gesetzesänderung wieder im Raum. Das Personenstandsgesetz soll so geändert werden, dass Ehen mit Minderjährigen faktisch legalisiert werden könnten.
Menschenrechtler befürchten, dass dies einen Rückschritt für die Frauenrechte im Irak darstellen würde. Das bestehende Gesetz gilt als eine der Errungenschaften der irakischen Frauenbewegung und bildet zudem eine der Grundlagen des modernen irakischen Staates.
Reaktionen aus der Zivilgesellschaft
Der Vorstoß zur Gesetzesänderung hat in der irakischen Zivilgesellschaft Empörung ausgelöst. Kritiker werfen den Initiatoren vor, konfessionelles Sektierertum zu fördern und die Rechte der Frauen zu untergraben. Dies führte dazu, dass das Parlament die Diskussion und Abstimmung über die Änderungsanträge vorerst verschob.
Die Gegner der Gesetzesänderung äußern große Bedenken hinsichtlich des Kindeswohls. Sie befürchten, dass Mädchen ohne Altersangabe legal verheiratet werden könnten. Dies könnte insbesondere armen Familien schaden, die aus wirtschaftlicher Not heraus ihre Töchter frühzeitig verheiraten.
Die wirtschaftlichen Hintergründe
Die wirtschaftliche Not ist ein entscheidender Faktor, der zur Kinderehe im Irak beiträgt. In vielen Fällen sehen sich Familien gezwungen, ihre Töchter frühzeitig zu verheiraten, um finanzielle Belastungen zu verringern. Dies ist eine Praxis, die im Irak nach wie vor weit verbreitet ist.
Die geplante Gesetzesänderung wird als ein Schritt angesehen, der diese Praxis legalisieren könnte. Kritiker warnen, dass dies die ohnehin schon schwierige Lage vieler Frauen und Mädchen im Irak weiter verschlechtern würde.
Frühere Versuche zur Gesetzesänderung
Bereits in den Jahren 2014 und 2017 gab es Versuche, das Personenstandsgesetz zu ändern, die jedoch gescheitert sind. Die aktuellen Entwicklungen lassen jedoch befürchten, dass es dieses Mal gelingen könnte, Frauenrechte einzuschränken und die Kinderehe zumindest indirekt zu legalisieren.
Ein Gesetz, das solche Ehen erlaubt, würde erhebliche negative Auswirkungen auf die Gesellschaft haben und die Lebensqualität vieler Frauen und Mädchen weiter herabsetzen. Es ist wichtig, dass die Gesellschaft wachsam bleibt und sich gegen solche Entwicklungen zur Wehr setzt.
Die Stimme der Frauen
Frauen wie Salva sind es, die unter den Folgen solcher Gesetzesänderungen am meisten leiden. Sie machen auf die katastrophalen Bedingungen aufmerksam, unter denen viele Frauen im Irak leben müssen. Ihre Stimmen müssen gehört werden, um einen Wandel herbeizuführen.
Die Frauenbewegung im Irak hat in der Vergangenheit bedeutende Fortschritte erzielt, doch diese Errungenschaften sind in Gefahr. Die Gesellschaft muss sich klar gegen alle Bestrebungen positionieren, die die Rechte von Frauen und Mädchen einschränken.
Fazit
Die geplante Änderung des Personenstandsgesetzes im Irak ist ein kritisches Thema, das nicht nur Frauen und Mädchen betrifft, sondern die gesamte Gesellschaft. Es ist entscheidend, dass die Diskussion über die Rechte von Minderjährigen und die Gleichstellung der Geschlechter in den Vordergrund gerückt wird.
Die Stimme der Zivilgesellschaft ist gefragt, um sicherzustellen, dass die Errungenschaften der Frauenbewegung nicht verloren gehen. Es braucht eine klare Haltung gegen die Legalisierung von Kinderehen und für die Rechte der Frauen im Irak.
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