Parteitags-Bilanz der US Demokraten: Hält die Harris Euphorie an?

24 August, 2024

Der Parteitag der US-Demokraten in Chicago ist Geschichte. Vier Tage lang erlebten die Teilnehmer ein Feuerwerk der Euphorie, das von prominenten Gästen und Politikern geprägt war. Unser USA-Korrespondent Benjamin Alvarez Gruber war vor Ort und zieht Bilanz über die Ereignisse und die Stimmung, die während dieser intensiven Tage herrschte.

Die Euphorie der Parteitagsteilnehmer

Benjamin, was bleibt dir am meisten hängen aus den vier Tagen?

„Einerseits natürlich die Euphorie, die du eben genannt hast. Es waren vier Tage mit sehr vielen Besuchern und Rednerinnen und Rednern, die aus dem ganzen Land angereist sind. Auch die vielen Delegierten, die sich hier in Chicago Zeit genommen haben, um an diesem Parteitag der Demokraten teilzunehmen, waren bemerkenswert. Es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, was in den letzten Wochen für eine Achterbahn für die Demokratische Partei stattfand. Nach der desaströsen Debatte von Präsident Biden wurden die Stimmen innerhalb der Partei immer lauter, dass er nicht mehr antreten sollte. Schließlich kündigte er seine Unterstützung für seine Vizepräsidentin Kamala Harris an, und in den Tagen danach folgten viele große Namen, darunter Ex-US-Präsident Barack Obama, der hier im Stadion eine sehr starke Rede gehalten hat“, berichtet Benjamin.

Kamala Harris und ihre Rede

Die Rede von Kandidatin Harris war als Höhepunkt des Parteitags gesetzt und stellte das große Finale dar. Viele Teilnehmer äußerten sich begeistert über die Ansprache von Kamala Harris. Besonders interessant war, wie stark sie außenpolitische Themen ansprach und sich von ihrem republikanischen Kontrahenten Donald Trump distanzierte. Sie sprach über die Unterstützung der Ukraine und der NATO, nannte den Artikel 5 und thematisierte die Situation in Israel und Gaza. Dies führte zu starkem Applaus im Stadion.

„Es ist bemerkenswert, dass in einer Zeit, in der Innenpolitik wie Inflation und Migration sehr wichtig sind, auch internationale Themen in ihrer Rede angesprochen wurden. Kamala Harris und Tim Walz, der Gouverneur von Minnesota, versuchen, die Wähler mit einer klaren Positionierung zu gewinnen. Sie zeigen Profil und das ist besonders wichtig, da Harris zuletzt oft dafür kritisiert wurde, zu wenig zu zeigen, wofür sie steht“, fügt Benjamin hinzu.

Herausforderungen und Kritik

Ein weiteres Thema, das angesprochen wurde, war die Kritik, dass Kamala Harris längere Fernsehinterviews geben sollte. Diese Kritik kommt nicht nur aus dem republikanischen Lager, sondern auch aus den eigenen Reihen der Demokraten. „Es wird erwartet, dass sich dies ändern wird, besonders mit den bevorstehenden Debatten, die anstehen“, sagt Benjamin.

Tim Walz und seine Rolle

Tim Walz, der als bodenständiger Typ vorgestellt wurde, spielt eine entscheidende Rolle in der Kampagne. Er wird als Lehrer und ehemaliger Coach vorgestellt und wird von vielen als eine intelligente Wahl für das Ticket angesehen. „Die Demokraten setzen auf diesen bodenständigen Ansatz und versuchen, Wählergruppen gezielt anzusprechen“, erklärt Benjamin.

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Die Bedeutung von Persönlichkeiten

Auf dem Parteitag sprach auch Oprah Winfrey, die für viele Schwarze als Vorbild gilt. „Die Unterstützung von Persönlichkeiten wie Winfrey ist entscheidend, um die Stimmen der afroamerikanischen Wähler zu gewinnen“, sagt Benjamin. „Dies zeigt, wie anders der Wahlkampf in den USA im Vergleich zu Deutschland geführt wird. Persönlichkeiten haben hier ein enormes Gewicht.“

Einbindung der jüngeren Wählerschaft

Ein bemerkenswerter Trend war die Einbindung von Influencern und jungen Menschen. „Es waren viele 20- bis 22-Jährige hier, die eingeladen wurden, um ihre Follower zu zeigen, was an einem Parteitag passiert. Die Demokraten möchten die jüngere Generation für ihre Politik begeistern“, berichtet Benjamin.

Die Wählergruppen im Fokus

Die Demokraten legen großen Wert auf Erstwähler und Jungwähler, die in Zeiten der Polarisierung des Landes von großer Bedeutung sind. „Es gibt Kampagnen, die gezielt Latinos und Hispanics ansprechen, insbesondere zu Themen wie Migration“, erklärt Benjamin. „Es ist wichtig, verschiedene Generationen anzusprechen, und die Präsenz von ehemaligen Präsidenten wie Barack Obama und Bill Clinton spielt dabei eine wichtige Rolle.“

Die Herausforderungen der kommenden Monate

„In den nächsten drei Monaten kann viel passieren. Die Herausforderung für die Demokratische Partei besteht darin, diese Euphorie aufrechtzuerhalten und mit Inhalten zu unterfüttern. Themen wie Abtreibung, Inflation und Migration müssen klar kommuniziert werden“, sagt Benjamin. „Die Wähler sind oft unsicher, für wen sie wählen sollen, und die Demokraten müssen Lösungen anbieten.“

Abschlussgedanken

„Insgesamt war der Parteitag ein wichtiger Moment für die Demokraten, um sich zu positionieren und die Wähler zu mobilisieren. Die kommenden Monate bis zur Wahl werden entscheidend sein, und es bleibt abzuwarten, ob die Euphorie anhält und in Stimmen umgesetzt werden kann“, schließt Benjamin.

Vielen Dank, Benjamin Alvarez Gruber, für deine Einblicke und die Zusammenfassung des Parteitags der Demokraten. Die Entwicklungen in den kommenden Monaten werden mit Spannung verfolgt werden.

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