Mehr Güter auf die Bahn-Schiene: Ein Blick auf die Herausforderungen des deutschen Güterverkehrs

20 August, 2024

Der Güterverkehr auf der Schiene ist ein zentrales Thema für die zukünftige Mobilität in Deutschland. Trotz der Vorteile des Schienentransports, wie geringere CO2-Emissionen und eine bessere Entlastung der Straßen, stagniert der Anteil der Schiene am gesamten Warentransport. In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die gegenwärtige Situation, die Herausforderungen und mögliche Lösungen für den deutschen Güterverkehr auf Schiene.

Der aktuelle Stand des Güterverkehrs in Deutschland

Deutschland verfügt über ein umfangreiches Schienennetz von rund 39.000 Kilometern, was es zu einem der am besten ausgebauten Güterverkehrsnetze in Europa macht. Dennoch bleibt der Anteil der Schiene am gesamten Gütertransport unter 20 Prozent, während Lkw mehr als 70 Prozent des Transports ausmachen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass trotz der vorhandenen Infrastruktur der Schienentransport nicht die gewünschte Attraktivität erreicht.

Ein Vergleich mit anderen europäischen Ländern

Im Vergleich zu Deutschland schneiden andere europäische Länder deutlich besser ab. Länder wie Lettland und Litauen erreichen Quoten von bis zu 50 Prozent, während die Schweiz und Österreich bei etwa 30 Prozent liegen. Das Ziel der deutschen Bundesregierung, bis 2030 auf 25 Prozent zu kommen, scheint angesichts der aktuellen Entwicklungen weit entfernt.

  • Lettland: 50 Prozent
  • Litauen: 50 Prozent
  • Schweiz: 30 Prozent
  • Österreich: 30 Prozent

Die Preiserhöhung und ihre Auswirkungen

Ein zentrales Problem ist die geplante Erhöhung der Trassenpreise, die ab Dezember in Kraft treten soll. Diese Preiserhöhung wird als eine Art “Lkw-Maut auf der Schiene” beschrieben und könnte den Güterverkehr auf der Schiene weiter unattraktiver machen. Die Trassenpreise sollen sich verdoppeln, was in einem politischen Kontext, der mehr Güter auf die Schiene bringen möchte, widersprüchlich erscheint.

Die Reaktion der Politik

Die Reaktion der politischen Akteure auf diese Problematik war bisher enttäuschend. Während das Bundesverkehrsministerium die Kürzungen bei den Trassenpreisen auf Haushaltsprobleme zurückführt, bleibt unklar, wie die Bundesregierung die angestrebten Klimaziele erreichen will, wenn der Schienentransport teurer wird.


Die Herausforderungen im deutschen Güterverkehr

Die Probleme im deutschen Güterverkehr sind vielfältig und reichen von der maroden Infrastruktur bis hin zu unzureichenden Investitionen. Ein Hauptproblem ist, dass alle Züge die gleiche Infrastruktur nutzen, was zu Verspätungen und ineffizienten Abläufen führt. Zudem ist die Elektrifizierung des Schienennetzes unzureichend, was die Flexibilität und Effizienz des Gütertransports einschränkt.

Die Rolle der Infrastruktur

Die Infrastruktur ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Schienentransports. In Deutschland hat sich das Schienennetz in den letzten 30 Jahren verkleinert, während die Nachfrage nach Gütertransporten steigt. Ein gut ausgebautes und gewartetes Schienennetz ist unerlässlich, um den Güterverkehr auf der Schiene zu fördern.


Internationale Benchmarks: Schweiz und Österreich

Ein Blick auf die Schweiz und Österreich zeigt, dass dort bereits seit vielen Jahren in die Schieneninfrastruktur investiert wird. Die Schweiz hat einen bundesweit abgestimmten Fahrplan implementiert, der seit den 1980er Jahren kontinuierlich verbessert wird. Österreich hingegen hat einen höheren Anteil an Schienentransporten, da sie frühzeitig in die Schiene investiert haben und innovative Systeme wie das European Train Control System (ETCS) nutzen.

Investitionen in die Zukunft

Eine der Hauptursachen für den Erfolg dieser Länder ist die Bereitschaft, in die Schieneninfrastruktur zu investieren. In der Schweiz werden pro Kopf etwa fünf- bis sechsmal so hohe Ausgaben für die Schiene getätigt wie in Deutschland. Diese Investitionen führen zu einer besseren Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit des Schienentransports.


Potenzielle Lösungen für Deutschland

Um den Güterverkehr auf der Schiene zu fördern, müssen mehrere Maßnahmen ergriffen werden. Eine Möglichkeit wäre, die Trassenpreise nicht zu erhöhen, um den Güterverkehr nicht weiter zu belasten. Darüber hinaus ist es entscheidend, mehr Geld in die Schieneninfrastruktur zu investieren und innovative Lösungen zu fördern.

Beispiele erfolgreicher Unternehmen

Einige Unternehmen in Deutschland zeigen bereits, dass es möglich ist, den Güterverkehr auf der Schiene zu fördern. Die Warsteiner Brauerei hat beispielsweise einen eigenen Gleisanschluss gebaut und transportiert ihr Bier erfolgreich per Bahn. Auch BASF und andere Unternehmen nutzen die Schiene für den Transport ihrer Waren.

  • Warsteiner: Eigener Gleisanschluss
  • BASF: Hoher Schienenanteil

Zusammenfassend …

Insgesamt zeigt sich, dass Deutschland viel zu tun hat, um den Güterverkehr auf der Schiene zu fördern. Die Herausforderungen sind groß, aber nicht unüberwindbar. Mit den richtigen Investitionen, einem klaren politischen Willen und innovativen Ansätzen könnte Deutschland seine Ziele im Bereich des Güterverkehrs erreichen.

Es bleibt zu hoffen, dass die politischen Entscheidungsträger die Bedeutung des Schienentransports erkennen und die notwendigen Schritte einleiten, um den Güterverkehr auf der Schiene zu revitalisieren und somit einen Beitrag zur Verkehrswende zu leisten.

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