Portugal: Zwischen Tourismusboom und Wasserknappheit

18 August, 2024

Nach Spanien hat auch das Nachbarland Portugal mit Wasserknappheit zu kämpfen. Nicht ganz unschuldig daran sind die Touristenscharen die nach Portugal strömen.

Portugal hat sich in den letzten Jahren zu einem der beliebtesten Reiseziele entwickelt, insbesondere für deutsche Touristen. Während die Schönheit des Landes und seine reiche Kultur viele Besucher anziehen, bringt der steigende Tourismus auch erhebliche Herausforderungen mit sich. In diesem Artikel beleuchten wir die Auswirkungen des Massentourismus auf die Wasserressourcen, die Umwelt und die lokale Bevölkerung in Portugal.

Der Anstieg des Tourismus in Portugal

In den letzten fünfzehn Jahren hat sich die Anzahl der Touristen in Portugal verdoppelt. Dies hat für das Land immense wirtschaftliche Vorteile, da über eine Million Portugiesen direkt vom Tourismus leben. Städte wie Lissabon sind Hotspots für Urlauber, die die charmanten Straßen und die vielfältige Kultur erleben möchten. Doch dieser Anstieg hat auch seine Schattenseiten.

Die Stadt Lissabon, die jährlich fast fünf Millionen Touristen anzieht, hat nur etwa 500.000 Einwohner. Dies führt zu einem Phänomen, das als Overtourism bekannt ist, was bedeutet, dass die Anzahl der Besucher die Kapazitäten der Stadt übersteigt. Die Bewohner sind zunehmend genervt von überfüllten Straßen, lautem Verkehr und steigenden Lebenshaltungskosten aufgrund des Tourismus.

Die Wasserknappheit: Ein drängendes Problem

Ein zentrales Anliegen, das mit dem Anstieg des Tourismus einhergeht, ist die Wasserknappheit. Portugal leidet zunehmend unter Dürreperioden, und die Wasserressourcen sind stark belastet. Der Tourismus, der oft mit hohen Wasserverbrauch verbunden ist, steht im Widerspruch zu den Bemühungen, Wasser zu sparen und nachhaltige Lösungen zu finden.

Die Regionalregierung hat die Hotels verpflichtet, ihren Wasserverbrauch um 15% zu senken. Dies ist eine Reaktion auf die alarmierende Situation, in der die Wasserknappheit die Lebensqualität der Einheimischen gefährdet. In vielen Regionen, wie der Algarve, mussten bereits Strandduschen und andere Wasserverbraucher abgeschaltet werden.

Die Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung

Die steigenden Touristenzahlen und die damit verbundene Wasserknappheit haben auch direkte Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung. Viele Einwohner berichten von einem zunehmenden Druck auf die Wasserressourcen. In ländlichen Gebieten, in denen die traditionelle Landwirtschaft praktiziert wird, kämpfen Landwirte mit den Folgen des Wassermangels.

Ein Beispiel dafür ist der Anbau von Eukalyptus, der in Portugal immer beliebter wird. Diese Industriepflanze benötigt große Mengen Wasser und steht in direkter Konkurrenz zu den einheimischen Korkeichen, die seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle in der portugiesischen Kultur spielen. Die Korkeichen sind nicht nur ein wirtschaftlicher Faktor, sondern auch ein Teil des natürlichen Erbes des Landes.

Der Luxus-Tourismus und seine Folgen

In Regionen wie Comporta, wo Luxusresorts und Ferienwohnungen entstehen, wird der Wassermangel besonders deutlich. Diese Resorts, die oft Pools und andere Wasseranlagen bieten, ziehen Touristen an, die ein hohes Maß an Komfort erwarten. Doch die Realität sieht anders aus: Die Wasserressourcen sinken, und viele Seen und Flüsse trocknen aus.

Ein Beispiel ist ein See in Comporta, der einst ein beliebtes Ziel für Schwimmer war, aber mittlerweile vollständig ausgetrocknet ist. Die Anwohner berichten von der Besorgnis über die rasante Entwicklung und den damit verbundenen Wasserverbrauch der Luxusresorts. Es wird deutlich, dass der Luxus-Tourismus nicht nur ökologische, sondern auch soziale Probleme verursacht.

Nachhaltige Ansätze im Tourismus

Es gibt jedoch auch positive Ansätze in der Tourismusbranche, die versuchen, die negativen Auswirkungen zu minimieren. Einige Resorts setzen auf nachhaltige Praktiken, um ihren Wasserverbrauch zu reduzieren. Dazu gehört die Nutzung von Regenwasser für die Bewässerung und die Aufbereitung von Abwasser.

Ein Beispiel ist das Sublime Resort, das innovative Lösungen entwickelt hat, um den Wasserverbrauch zu minimieren. Sie verwenden aufbereitetes Wasser zur Bewässerung ihrer Gartenanlagen und setzen auf heimische Pflanzen, die weniger Wasser benötigen. Solche Initiativen zeigen, dass es möglich ist, den Tourismus nachhaltig zu gestalten, ohne die Umwelt weiter zu belasten.

Die Rolle der Landwirtschaft

Die Landwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle im Wassermanagement in Portugal. Traditionelle Anbaumethoden, die weniger Wasser benötigen, könnten eine Lösung für die aktuellen Herausforderungen sein. Einige Landwirte setzen auf regenerative Praktiken, um den Wassermangel zu bekämpfen und gleichzeitig die Biodiversität zu fördern.

Die Herausforderungen in der Landwirtschaft sind jedoch groß. Intensive Anbaumethoden, die auf den Export von Früchten wie Avocados und Beeren ausgerichtet sind, erfordern enorme Mengen Wasser. Dies steht im Widerspruch zu den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung und der Umwelt. Die Frage bleibt, wie viel Wasser für die Landwirtschaft und den Tourismus nachhaltig entnommen werden kann.

Innovative Lösungen für die Wasserknappheit

Um die Wasserknappheit in Portugal zu bekämpfen, sind innovative Ansätze erforderlich. Ein Beispiel ist das Projekt “Live Niblasz”, das Nebelfänger nutzt, um Wasser aus der Luft zu gewinnen. Diese Technologie könnte eine wertvolle Ergänzung zu den bestehenden Wasserressourcen darstellen und dazu beitragen, die Wasserversorgung in trockenen Regionen zu sichern.

Die Nebelfänger fangen Wassertröpfchen aus der Luft und leiten sie in Wassertanks, die dann zur Bewässerung der Pflanzen genutzt werden. Solche Technologien könnten nicht nur der Landwirtschaft, sondern auch dem Tourismus zugutekommen, indem sie nachhaltige Wasserquellen bereitstellen.

Ein Balanceakt zwischen Tourismus und Nachhaltigkeit

Portugal steht an einem Scheideweg. Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle, aber die damit verbundenen Herausforderungen dürfen nicht ignoriert werden. Die Wasserknappheit ist ein drängendes Problem, das innovative Lösungen erfordert. Es ist entscheidend, dass alle Akteure – von der Regierung über die Tourismusbranche bis hin zu den Landwirten – zusammenarbeiten, um nachhaltige Praktiken zu entwickeln.

Die Zukunft Portugals hängt davon ab, wie gut es gelingt, den Tourismus mit den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung und der Umwelt in Einklang zu bringen. Nur so kann das Land seine Schönheit und seine Ressourcen für kommende Generationen bewahren.

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