Die Panzergrenadiertruppe spielt eine entscheidende Rolle in der Verteidigungsstrategie der Bundeswehr. In diesem Artikel werden die zukünftige Struktur, Ausrüstung und die anstehenden Rüstungsprojekte der Panzergrenadiere detailliert beleuchtet. Dabei wird auf die aktuellen Herausforderungen und die geplanten Maßnahmen eingegangen, um die Einsatzfähigkeit der Truppe zu gewährleisten.
Aktuelle Struktur der Panzergrenadiertruppe
Die Bundeswehr verfügt derzeit über neun aktive und zwei nichtaktive Panzergrenadierbataillone. Diese sind strategisch verteilt und unterstehen verschiedenen Brigaden. Im August 2022 wurde das Zielbild Einsatzkräfte veröffentlicht, das weiterhin neun aktive Panzergrenadierbataillone vorsieht.
- Panzerlehrbrigade 9: Panzergrenadierbataillon 33 und 92
- Panzergrenadierbrigade 41: Panzergrenadierbataillon 401 und 411 sowie das nicht aktive Panzergrenadierbataillon 908
- Panzerbrigade 12: Aktuell Panzergrenadierbataillon 112 und 122, wobei letzteres der neu aufzustellenden Panzerbrigade 45 unterstellt wird.
- Panzergrenadierbrigade 37: Verfügt über drei aktive Bataillone und ein nicht aktives Bataillon.
Ein Panzergrenadierbataillon besteht in der Regel aus etwa 650 Soldaten, die in vier Kompanien organisiert sind. Diese Kompanien setzen sich aus einer Stabs- und Versorgungskompanie sowie drei Kampfkompanien zusammen. Einige Bataillone haben zusätzlich eine fünfte Kompanie zur Ausbildung von Rekruten.
Ausrüstung der Panzergrenadiertruppe
Aktuell verfügt die Panzergrenadiertruppe über 350 Schützenpanzer Puma und etwa 365 Schützenpanzer Marder in verschiedenen Versionen. Die Zahl der Schützenpanzer ist jedoch nicht konstant, da einige Fahrzeuge an die Ukraine abgegeben wurden.
Von den 350 Puma sind bereits 40 Stück auf den VJTF-Stand modernisiert worden. Ein Rahmenvertrag zur Konsolidierung der Nachrüstung von bis zu 297 Puma wurde 2021 geschlossen. Aufgrund knapper Haushaltsmittel wurde zunächst die Modernisierung von 145 Puma für eine Milliarde Euro beauftragt, die bis 2026 zur Verfügung stehen sollen.
Modernisierungsprojekte
Im April 2023 wurde ein weiterer Auftrag zur Modernisierung der restlichen 143 Puma erteilt, wofür 770 Millionen Euro benötigt werden. Bis 2029 sollen alle Puma des ersten Loses modernisiert sein. Der Puma S1 bietet im Vergleich zum Basis-Puma einige Verbesserungen, wie ein integriertes Panzerabwehrsystem und verbesserte Kommunikations- und Navigationssysteme.
Bedarf an weiteren Schützenpanzern
Der aktuelle Bestand an Schützenpanzern reicht nicht aus, um alle Panzergrenadierbataillone vollständig auszustatten. Das Heer hat einen Bedarf von weiteren 111 Puma und plant, zwei der mit Marder ausgestatteten Bataillone mit Radschützenpanzern auszustatten.
Ein Rahmenvertrag für 229 Schützenpanzer Puma im S1-Konfigurationsstand wurde am 10. Mai 2023 genehmigt. Die Auslieferung soll zwischen 2025 und 2027 erfolgen. Aufgrund der finanziellen Rahmenbedingungen könnte es jedoch zu Verzögerungen kommen.
Radschützenpanzer und deren Beschaffung
Für die Radschützenpanzer hat das Heer einen Bedarf von 148 Fahrzeugen formuliert. Der zukünftige Radschützenpanzer wird auf Basis des GTK Boxers realisiert. Ursprünglich standen zwei Missionsmodule zur Auswahl, aber die Entscheidung fiel auf den RCT 300 Turm von KMW.
Die Beschaffung dieser Radschützenpanzer soll noch in diesem Jahr formalisiert werden, mit einer geplanten Auslieferung bis 2030. Die Niederlande haben ebenfalls Interesse an diesem System bekundet, was zu einer möglichen gemeinsamen Beschaffung führen könnte.

Das Soldatensystem Infanterist der Zukunft
Zusätzlich zu den Schützenpanzern verfügt die Panzergrenadiertruppe über das Soldatensystem Infanterist der Zukunft (IdZ). Dieses System umfasst drei Hauptkomponenten: Bekleidung, Schutz und Trageausstattung, Kommando-, Steuer-, Computer-, Kommunikations- und Informationssysteme sowie Waffenoptik und Optronik.
Bis 2021 wurden insgesamt 68 Zug-Systeme beschafft, allerdings sind diese Zahlen nicht ausreichend, um eine Vollausstattung der Kampftruppen zu gewährleisten. Das Heer benötigt zusätzlich 123 weitere Systeme, um alle geplanten Divisionen bis 2025 auszustatten.
Quantitative Lücken in der Ausstattung
Die Panzergrenadiertruppe hat eine moderne und leistungsfähige Ausrüstung, jedoch gibt es signifikante quantitative Lücken. Um die vollständige Ausstattung zu erreichen, sind 111 weitere Puma, 148 Radschützenpanzer und 294 IdZ-Systeme notwendig. Bisher wurden jedoch nur 50 Puma und 14 IdZ-Systeme bestellt.
Finanzierung und Herausforderungen
Die Schließung dieser Lücken erfordert erhebliche zusätzliche Haushaltsmittel, die derzeit nicht vorhanden sind. Eine dauerhafte Erhöhung des Verteidigungshaushalts auf mindestens 2% des Bruttoinlandsprodukts wird als notwendig erachtet.
Alternativ könnte eine Verpflichtungsermächtigung wie bei der Bestellung der Leopard 2 Panzer in Betracht gezogen werden, um die notwendigen Mittel schnell verfügbar zu machen. Die militärische Notwendigkeit für eine solche Erhöhung ist unbestritten, doch die Umsetzung könnte haushaltspolitisch umstritten sein.
Zusammenfassende Überlegungen
Die Zukunft der Panzergrenadiertruppe steht vor bedeutenden Herausforderungen, die sowohl struktureller als auch finanzieller Natur sind. Die geplanten Rüstungsprojekte und die Notwendigkeit zur Modernisierung der Ausrüstung sind entscheidend, um die Einsatzfähigkeit der Truppe sicherzustellen.
Die Bundeswehr muss entschlossen handeln, um die quantitativen Lücken zu schließen und die Truppe auf die zukünftigen Anforderungen vorzubereiten. Nur durch eine konsequente Umsetzung der geplanten Maßnahmen kann die Panzergrenadiertruppe ihren wichtigen Beitrag zur Sicherheit Deutschlands und der NATO leisten.
Made with VideoToBlog