Was wissen wir über die Explosionen der Nord Stream Pipelines?
Am 26. September 2022 rissen vier Explosionen die Nord Stream Pipelines in 70 Metern Tiefe in Stücke. Seitdem fragt sich die Welt, wer dafür verantwortlich ist. In mehreren Staaten laufen Ermittlungen, die bislang aber keine Klarheit schaffen. Heute wollen wir den Hinweisen nachgehen, die in Richtung Ukraine deuten.
Was ist die Andromeda-Spur?
Die Andromeda-Spur ist vor allem die Geschichte einer Jacht, der Andromeda. Es wird vermutet, dass der Anschlag mit diesem kleinen Segelboot verübt wurde. Aber kann das wirklich sein? Was ist über die Personen hinter der Andromeda bekannt?
Was wissen wir über die Route der Andromeda?
Die Andromeda segelte am 7. September 2022 von Rostock-Warnemünde los. Zuerst ging es nach Wiek auf Rügen. Ein Hafenmeister in Wiek berichtet, dass die Besatzung aus fünf Männern und einer Frau bestand. Am selben Tag wurde auf Rügen ein Auto mit ukrainischem Nummernschild geblitzt. Die Crew segelte weiter zu einer kleinen dänischen Insel und legte am 12. September an. Zeugen sagen, die Leute an Bord haben Ukrainisch gesprochen.
Wie sieht die Crew der Andromeda aus?
Über die Crew wissen wir nicht viel, aber das, was wir wissen, ist spannend. Ein Pass wurde bei der Anmietung des Bootes gezeigt und kopiert. Den Inhaber haben wir in der Republik Moldau ausfindig gemacht. Er hatte nichts mit Nord Stream zu tun. Seine Daten waren geklaut. Das Passfoto zeigte Valerica, einen ukrainischen Soldaten. Ermittler sind ihm auf den Fersen.
Was hat das Bundeskriminalamt an Bord der Andromeda gefunden?
Das Bundeskriminalamt fand Spuren von Militärsprengstoff HMX, auch Oktogen genannt. Genau dieser Sprengstoff wurde an den kaputten Pipelineröhren gefunden. Sonnencreme, Taucherbrille, Militärsprengstoff – eins davon nimmt man nicht mit auf einen erholsamen Segeltörn. Irgendwas hat die Andromeda also wahrscheinlich mit dem Anschlag zu tun.
Ist es möglich, dass ein kleines Team so viel Sprengstoff transportiert hat?
Laut den Ermittlern entsprechen die Erschütterungen einer Sprengkraft von 500 Kilo TNT. Viele fragen sich, wie sollen 500 Kilo Sprengstoff von so einem kleinen Team unerkannt transportiert werden? Es wurde aber HMX genutzt, und davon braucht es weniger. Experten sprechen von 40 Kilo Sprengstoff pro Explosion. Das kann man als Gepäck dabeihaben.
Wie schwierig ist es, die Sprengsätze anzubringen?
Wir haben den Taucher Kremers gefragt. Es ist eine schwierige Aufgabe, mehrere Sprengpakete abzusetzen. Jede Niederlegung von Sprengstoff könnte ein eigener Tauchgang gewesen sein. Kremers schätzt, dass es mehrere Tage gedauert hat, die Sprengsätze anzubringen. Die Sichtweiten dort unten sind sehr gering.
Was wissen wir über die Personen hinter der Andromeda?
Bei unseren Recherchen sind wir auf ein Reisebüro namens Ferial Wova gestoßen. Es hat die Andromeda gemietet. Das Reisebüro ist eine Briefkastenfirma. Eine Ukrainerin soll Eigentümerin der Firma sein, aber deutsche Sicherheitsbehörden glauben, dass sie eine Strohfrau ist. Die Kollegen von Zeit, SZ und Tagesschau haben einen möglichen Hintermann gefunden, einen ukrainischen Geschäftsmann aus Kiew.
Gibt es Hinweise auf die Beteiligung von ukrainischen Soldaten?
Das Passfoto auf dem gefälschten Pass zeigt Valerica, einen ukrainischen Soldaten. Ermittler haben eine Verbindung nach Deutschland gefunden. Valericas frühere Partnerin lebt in Frankfurt an der Oder. Im Mai 2023 wurde ihre Wohnung durchsucht. Ob es einen Treffer gab, ist bislang nicht bekannt.
Was ist über die anderen Crewmitglieder bekannt?
Über die anderen Crewmitglieder wissen wir noch weniger. IP-Adressen und andere technische Daten zeigen, dass sie vor und nach der Sabotage in der Ukraine waren. Die Mails an den Bootsverleih kamen aus der Ukraine, genau wie die Miete für das Schiff. Zeugen berichten, dass sie Ukrainisch gesprochen haben.
Wie geheim sind die Ermittlungen?
Die Ermittlungen sind unglaublich abgeschottet. In den Behörden sollen nur sehr wenige Leute einbezogen sein. Das könnte damit zu tun haben, dass die Spuren in die Ukraine führen. Die Bundesregierung warnt vor voreiligen Schlüssen. Informationen dringen nur wenig nach außen.
Kann es wirklich sein, dass die Ukraine die Pipelines gesprengt hat?
Es gibt viele Hinweise, die in die Ukraine führen. Aber ein klares Urteil können wir noch nicht fällen. Wenn es die Ukraine gewesen sein sollte, was würde das für unser Verhältnis bedeuten? Deutschland hat viel militärische Hilfe geleistet und viele Geflüchtete aufgenommen.
Was wären mögliche Motive der Ukraine?
Es gibt mehrere denkbare Motive. Ein Signal der Stärke Richtung Moskau. Nord Stream war der Ukraine von Anfang an ein Dorn im Auge. Früher konnte die Ukraine an Gaslieferungen mitverdienen. Nach dem Start von Nord Stream konnte Putin die Ukraine politisch erpressen. Ein harter Winter und schwindende Gasvorräte hätten die Stimmung in Deutschland schnell drehen können.
Wie könnte die Geheimhaltung erklärt werden?
Wäre es die Ukraine gewesen, erklärt das die krasse Geheimhaltung. Die Unterstützung von Deutschland und Europa könnte auf der Kippe stehen. Die Bundesregierung will das nicht öffentlich diskutieren. Geheimdienstliche Erkenntnisse sind geheim und sollen es bleiben.
Was sagen andere Experten dazu?
Roderich Kiesewetter von der CDU meint, die Indizienkette könnte auch nach Russland führen. Die Strohfrau des Reisebüros war öfters in Russland. Sie hat einen ukrainischen und einen russischen Pass. Bei den Fake-Wahlen auf der Krim saß sie in einer Wahlkommission, die nur aus Russland-Freunden bestand.
Könnte es auch eine russische Operation sein?
Es ist möglich, dass russische Geheimdienstler ukrainische Soldaten anwerben und gezielt falsche Spuren in die Ukraine legen. Es gibt bisher keine große Spur, aber vielleicht sehen wir nur einen Ausschnitt. Ein klares Ergebnis haben wir noch nicht.
Was erwartet uns in Zukunft?
Entscheidende Beweise fehlen. Die Ermittlungen könnten niemals den Beweis liefern, wer den Auftrag gegeben hat. Was glaubt ihr? Erfahren wir bald mehr? Wird jemand angeklagt? Schreibt uns eure Meinung in die Kommentare.
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