In den Gemüsekammern Süditaliens herrscht eine moderne Form der Sklaverei. Hunderttausende Erntearbeiter aus Afrika und Osteuropa werden auf den Feldern ausgebeutet, leben unter menschenunwürdigen Bedingungen und werden von kriminellen Arbeitsvermittlern, den sogenannten “Caporali”, kontrolliert und missbraucht. Doch einer hat sich entschlossen, diesem System den Kampf anzusagen: Yvan Sagnet.
Von der Ernte zur Rebellion
Yvan Sagnet, ein gebürtiger Kameruner, kam 2007 zum Studieren nach Italien. Doch als er sein Stipendium verliert, findet er sich plötzlich in einer völlig anderen Welt wieder: Er landet in Nardo im Süden Italiens, wo er für die Tomatenernte schuften muss. Vier Tage lang arbeitet er unter der brutalen Kontrolle eines “Caporale” auf den Feldern, für eine 350-Kilo-Kiste Tomaten erhält er gerade einmal 14 Euro – wovon er 10 Euro an den “Caporale” abgeben muss.
Dieses Erlebnis verändert Ivans Leben für immer. Er organisiert den ersten Streik der Erntearbeiter, der erfolgreich ist. Seitdem hat er sich dem Kampf gegen die Ausbeutung und Sklaverei auf den italienischen Feldern verschrieben.
Das System der “Caporali”
Die “Caporali” sind kriminelle Arbeitsvermittler, die die Erntearbeiter kontrollieren und ausbeuten. Wenn Landwirte Arbeitskräfte für die Felder brauchen, rufen sie die “Caporali” an. Diese bringen dann die Arbeiter – oft unter unmenschlichen Bedingungen – auf die Felder und kassieren einen Großteil des Lohns ein.
Die Arbeiter leben in sogenannten “Ghettos”, elenden Unterkünften ohne fließendes Wasser, Strom oder Sanitäranlagen. Hier hausen bis zu 40 Personen auf engstem Raum, ohne jeglichen Komfort. Viele der Arbeiter sind illegal in Italien, was die “Caporali” zusätzlich ausnutzen.
Ivans Kampf für Menschenrechte
Yvan Sagnet hat sich zum Ziel gesetzt, diese Strukturen aufzubrechen und die Rechte der Erntearbeiter zu verteidigen. 2017 gründete er die Organisation “NoCap”, die ein Zertifizierungssystem für ethisch korrekt produzierte Lebensmittel entwickelt. Landwirte, die ihre Arbeiter fair behandeln und ihnen menschenwürdige Bedingungen bieten, können so ihre Produkte mit dem “NoCap”-Siegel auszeichnen lassen.
Ivans Engagement bringt ihm nicht nur Anerkennung, sondern auch massive Bedrohungen ein. Die “Caporali” und ihre Hintermänner sehen in ihm ihren größten Gegner und versuchen, ihn einzuschüchtern. Doch Yvan lässt sich davon nicht abschrecken. Gemeinsam mit Gewerkschaften und Kleinbauern kämpft er weiter für die Rechte der Erntearbeiter.
Ein Meilenstein im Kampf gegen die Sklaverei
Ivans Einsatz zahlt sich aus: 2017 werden neun “Caporali” und drei italienische Landwirte wegen Sklaverei verurteilt. Auch wenn das System der Ausbeutung damit nicht von heute auf morgen zusammenbricht, ist dies ein wichtiger Schritt in Ivans Kampf. “Wenn du nicht kämpfst, wird sich nie etwas ändern”, sagt er. Und so setzt er seinen Einsatz für Menschenrechte und Gerechtigkeit unermüdlich fort.
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