Mehrere hundert deutsche Staatsbürger kämpfen im Ukrainekrieg auf russischer Seite. Was motiviert diese Männer, für Putin in den Krieg zu ziehen? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf einige dieser Kämpfer und ihre Geschichten.
Der Fall Nikolaj B.
Nikolaj B., ein 30-jähriger Mann aus Essen, verließ Deutschland, um für Putin zu kämpfen. Sein Kampfname: “Stierlitz”, benannt nach einem Undercover-Agenten einer russischen TV-Serie. Seit 2014 reist er mehrfach zwischen der Front und Deutschland hin und her.
Nikolaj B. kam 2002 als russlanddeutscher Spätaussiedler mit seiner Mutter aus Kasachstan nach Deutschland. 2012 brach er die Schule ab und versuchte, einen Schulabschluss nachzuholen, scheiterte jedoch erneut. Er heiratete eine Psychologiestudentin, lebte aber von staatlichen Transferleistungen.
Für seine Donbass-Einsätze wählte Nikolaj B. den Kampfnamen Stierlitz. Im russischen Fernsehen ist Stierlitz ein Serienheld, den Nikolaj B. bewundert. In den sozialen Medien postet er seine Erlebnisse von der Front.
Der Ultranationalist Igor Girkin
Igor Girkin, ein russischer Ultranationalist und ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter, führte eine berüchtigte Einheit der sogenannten Separatisten in der Ostukraine an. Er brüstet sich damit, 2014 den Donbas-Krieg entfacht zu haben. Nikolaj B. kämpfte in seiner Einheit.
Im Juli 2014 wurde die Passagiermaschine MH17 der Malaysia Airlines abgeschossen. Alle 298 Insassen starben. Die Einheit von Igor Girkin war die erste an der Absturzstelle. Nikolaj B. postete Fotos vom Tagebuch eines verunglückten Passagiers auf seinem Social Media Account.
Der Rekrutierer Mikhail Polynkov
Mikhail Polynkov ist ein weiterer wichtiger Akteur im Netzwerk russischer Kämpfer. Er soll Kämpfer aus dem Ausland rekrutieren und nutzt dazu Plattformen wie VK und Telegram. Auch er hat Verbindungen zu Nikolaj B.
Polynkov verbreitet die von Putin vorgegebene Idee von Novorussia, einem großrussischen Reich. Er nutzt weibliche Profile, um ausländische Kämpfer wie Nikolaj B. zu erreichen.
Der Fall Viktor K.
Viktor K., ein 37-jähriger Mann aus Hamburg, schloss sich 2017 den prorussischen Separatisten an. Er kämpft in der Piata Naschka Brigade, in der hauptsächlich ausländische Söldner sind. Auf die Frage, warum er für Russland kämpft, antwortet er, dass normale Jobs nicht zu ihm passen.
Viktor K. berichtet, dass er in der Brigade viele Deutsche getroffen hat. Er beschreibt, wie junge Frauen als Lockvogel eingesetzt werden, um Kämpfer anzuwerben.
Nikolaj B. in Syrien
2015 reiste Nikolaj B. nach Syrien und präsentierte später die geborgene Blackbox eines abgeschossenen russischen Flugzeugs in einer Kreml-nahen Nachrichtenagentur. Dies führte dazu, dass deutsche Behörden auf ihn aufmerksam wurden und ein Ermittlungsverfahren einleiteten.
Die Polizei durchsuchte seine Wohnung, konnte jedoch keine Verbindungen zum russischen Militär nachweisen. Nikolaj B. gab an, als Journalist tätig gewesen zu sein.
Der Fall Alexander F.
Alexander F., ein 40-jähriger Mann aus Frankfurt am Main, kämpfte ebenfalls auf russischer Seite. Er wurde verwundet und geriet in ukrainische Kriegsgefangenschaft. Wir konnten per Telefon mit ihm sprechen und er erklärte, dass er gegen den Faschismus kämpfen wollte.
Alexander F. bereut seine Entscheidung nicht und möchte nach seiner Genesung wieder in den Krieg ziehen. Er wurde im Frühjahr 2023 im Zuge eines Gefangenenaustauschs zurück nach Donezk geschickt.
Rückkehrer in Deutschland
Die Rückkehrer könnten eine Gefahr für Deutschland darstellen, da sie oft traumatisiert oder kriminalisiert sind. Dies teilt auch Roderich Kiesewetter, ein Sicherheitsexperte. Nikolaj B. zog 2021 nach Stendal und lebt dort von staatlichen Transferleistungen.
In den sozialen Medien prahlt er damit, bei einem NATO-Manöver Statist gewesen zu sein. Die alten Ermittlungsakten gegen ihn wurden mangels Beweisen eingestellt.
Was deutschen Sicherheitsbehörden bekannt ist
Die deutschen Sicherheitsbehörden haben nur wenige Erkenntnisse über die Kämpfer. Laut Bundespolizei sollen es etwa 30 deutsche Söldner sein, die auf russischer Seite kämpfen. Die Dunkelziffer ist vermutlich höher.
Viele der Kämpfer besitzen mehrere Staatsbürgerschaften und können ungehindert nach Deutschland ein- und ausreisen. Die Gesetzeslage ist schwammig, sodass sie wegen ihrer Kampfeinsätze kaum zu bestrafen sind.
Fazit
Die Geschichten von Nikolaj B., Viktor K. und Alexander F. zeigen, wie russische Propaganda und Rekrutierungsmethoden funktionieren. Die Rückkehrer stellen eine potenzielle Gefahr für Deutschland dar. Es bleibt abzuwarten, wie die deutschen Behörden in Zukunft mit diesem Problem umgehen werden.
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