Angst vor Russlands nächstem Ziel
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine wächst bei den Menschen in der Republik Moldau, dem kleinen Nachbarland, die Angst, dass ihr Land Putins nächstes Ziel sein könnte. Diese Gefahr sieht auch Maia Sandu, die proeuropäische Präsidentin des Landes: “Wir haben militärische Aktivitäten unweit der Grenzen der Republik Moldau. Das ist eine dramatische Situation für unser Nachbarland. Für uns ist es äußerst bedrohlich.”
Die Sorge ist begründet. Seit 1992 kontrolliert Moskau die abtrünnige Region Transnistrien im Osten Moldaus und hat dort Truppen stationiert. Seit dem Angriff auf die gesamte Ukraine schicken russische Politiker und Propagandisten unverblümte Drohungen auch in Richtung Moldau, sogar Ankündigungen einer bevorstehenden russischen Invasion.
Moldau zwischen Ost und West
Moldau ist ein Land zwischen den Fronten. Seit der Unabhängigkeit 1991 ist es gespalten zwischen einer proeuropäischen und einer prorussischen Ausrichtung. Lange Zeit waren in Chisinau, der Hauptstadt, fast durchgehend prorussische Regierungen an der Macht. Erst seit kurzem hat Moldau eine proeuropäisch orientierte Staatsspitze unter Präsidentin Maia Sandu.
Ihr wichtigstes Wahlversprechen war, gegen Korruption und Armut vorzugehen – zwei der brennendsten Probleme des Landes. Doch die Umsetzung gestaltet sich schwierig. Moldau ist eines der ärmsten Länder Europas und leidet stark unter den Auswirkungen des Ukraine-Krieges. Steigende Preise für Gas, Strom und Lebensmittel treffen die Bevölkerung hart.
Gespaltene Gesellschaft
Der Krieg in der Ukraine und die russische Propaganda haben im letzten Jahr die Gesellschaft in Moldau zunehmend gespalten. Im Herbst 2022 brachen prorussische Proteste gegen die proeuropäische Regierung aus, die eine sichere Mehrheit im Parlament hat. Anscheinend finanziert von Menschen, die das Land systematisch destabilisieren wollen.
Die Proteste werden von der moskautreuen Opposition orchestriert und zielen darauf ab, die proeuropäische Regierung zu stürzen. Die Demonstranten folgen der russischen Propaganda und machen nicht den Krieg, sondern die Regierung für die Wirtschaftskrise verantwortlich.
Transnistrien – ein Sicherheitsrisiko
Eine besondere Herausforderung für Moldau ist die abtrünnige Region Transnistrien im Osten des Landes. Seit 1992 kontrolliert Moskau dieses Gebiet und hat dort Truppen stationiert. Transnistrien orientiert sich politisch und wirtschaftlich an Russland und stellt eine ständige Bedrohung für die Stabilität Moldaus dar.
Das Munitionsdepot in Cobasna gilt als eines der größten Waffenlager Osteuropas. Niemand weiß, ob Russland plant, diese Waffen eines Tages einzusetzen. Moldau fordert seit Jahrzehnten den Abzug der russischen Truppen, doch Moskau weigert sich bislang.
Wirtschaftliche Herausforderungen
Neben der politischen Spaltung und der Bedrohung durch Russland kämpft Moldau auch mit massiven wirtschaftlichen Problemen. Die Inflation liegt bei über 30%, die Energiepreise sind explodiert. Viele Unternehmen können ihre Betriebe kaum noch aufrechterhalten.
Hinzu kommt die Versorgung von über 100.000 ukrainischen Flüchtlingen, die seit Kriegsbeginn in dem kleinen Land Zuflucht gefunden haben. Für Moldau, eines der ärmsten Länder Europas, eine enorme Herausforderung.
Hoffnung auf EU-Beitritt
Um diese Krisen zu bewältigen, hat Moldau kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine die EU-Mitgliedschaft beantragt. Seit Juni 2022 ist das Land offizieller Beitrittskandidat. Präsidentin Maia Sandu sieht in der EU-Integration den einzigen Weg zu Wohlstand, Frieden und Stabilität für ihr Land.
Doch der Weg in die EU ist noch weit. Moldau muss zunächst seine Demokratie festigen, Korruption bekämpfen und die Wirtschaft reformieren. Angesichts der russischen Einflussnahme und der gespaltenen Gesellschaft eine enorme Herausforderung für das kleine Land.
Ausblick: Moldau am Scheideweg
Moldau befindet sich an einem Scheideweg. Einerseits drängt Russland darauf, den Einfluss in der Region zu halten und die proeuropäische Regierung zu stürzen. Andererseits strebt Moldau einen Beitritt zur EU an, um sich langfristig aus der russischen Einflusssphäre zu lösen.
Der Ausgang dieses Konflikts ist ungewiss. Klar ist nur, dass Moldau in den nächsten Monaten und Jahren um seine Zukunft kämpfen muss – zwischen Ost und West, zwischen Krieg und Frieden.
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