Von der Kohle zur Sonne: Wie ein Dorf seine Energiewende meistert

10 Juli, 2024

Die Energiewende ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Angesichts der Klimakrise und der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen müssen wir uns dringend auf erneuerbare Energien umstellen. Doch wie können wir das konkret umsetzen? Das Beispiel des rheinischen Braunkohlereviers zeigt, dass der Weg zur Energiewende nicht einfach, aber durchaus machbar ist.

Vom Kohlerevier zum Energiedorf

Lange Zeit war das rheinische Braunkohlerevier geprägt von der Förderung und Verbrennung fossiler Brennstoffe. Ganze Dörfer mussten weichen, um den Abbau der Kohle zu ermöglichen. Doch mit dem Braunkohleausstieg hat sich das Blatt gewendet. Nun sollen fünf Dörfer, die eigentlich abgebaggert werden sollten, erhalten bleiben. Für die Bewohner ist das eine Chance, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.

Eine Vorreiterin ist Barbara Ziemann-Oberherr. Sie hat große Pläne für ihr Dorf Keyenberg: “Wir werden aus diesen 5 Dörfern energetische Vorzeigedörfer machen.” Ihr Ziel ist es, Keyenberg komplett autark mit Strom und Wärme zu versorgen. Dafür setzt sie auf erneuerbare Energien wie Photovoltaik.

Windkraft statt Kohle

Auch in anderen Regionen Deutschlands haben Bürger erkannt, dass erneuerbare Energien die Zukunft sind. Im Norden, in der Gemeinde Klixbüll, haben die Einwohner schon vor 30 Jahren auf Windkraft gesetzt. Heute produziert Klixbüll rund 20-mal so viel Strom, wie die Gemeinde selbst verbraucht. Bürgermeister Werner Schweizer erklärt: “Wir haben tatsächlich dieses Gottesgeschenk des Windes. Und wir haben etwa 20-mal so viel Strom, wie Klixbüll verbraucht.”

Der Schlüssel zum Erfolg ist, dass die Windräder in Bürgerhand sind. Jeder kann sich mit 1.000 Euro beteiligen und profitiert so von den Erträgen. “Das muss eine Gemeinschaftsgeschichte sein”, betont Schweizer. “Windräder, die sich in Klixbüll drehen, sind komplett in Bürgerhand. Und in Gemeindehand.”

Energie sparen, Energie erzeugen

Doch nicht überall ist es so einfach. Viele Hausbesitzer im rheinischen Braunkohlerevier stehen vor großen Herausforderungen. Ihre Häuser sind schlecht gedämmt und die Heizungen veraltet. Energieberater Gerhard Weiß sagt: “Weil man davon ausgehen kann, dass fast jedes Haus einen großen Bedarf hat, was zu machen und den Energieverbrauch zu senken.”

Für die Bewohner bedeutet das hohe Kosten. Bäcker Patrick Laumanns berichtet: “Früher hatte man im Einkaufswagen ungefähr für die Woche 80 Euro. Mittlerweile bezahlt man 100, 120 Euro für den Wochenbedarf, den man so braucht.” Viele fürchten, die Energiekosten nicht mehr stemmen zu können.

Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer. Bäcker Roland Schüren hat seinen Betrieb komplett auf erneuerbare Energien umgestellt. Seine Bäckerei ist zu 98% CO2-neutral. Und er hat sogar eine riesige Ladestation für Elektroautos gebaut. “Ich finde, die Bäckerei ist die beste Tankstelle der Zukunft”, sagt Schüren.

Biogas statt Erdgas

Auch Landwirt Bernhard Schültken setzt auf alternative Energien. In seiner Biogasanlage produziert er Strom und Wärme aus Gülle und Mist. “Wir nutzen die Scheiße von anderen Landwirten, machen da Energie raus”, erklärt er. Doch leider werden Biogasanlagen durch Gesetze oft daran gehindert, ihre volle Leistung auszuschöpfen.

Wirtschaftsministerin Mona Neubaur verspricht Abhilfe: “Es wird für den Landwirt die Möglichkeit geben, den vorhandenen Deckel, weil er weggenommen ist, auszunutzen und mehr zur produzieren.” Schnelle Änderungen im Energiesicherungsgesetz sollen es ermöglichen, dass Biogasanlagen mehr Energie erzeugen können.

Gemeinsam die Energiewende meistern

Die Beispiele zeigen: Die Energiewende ist möglich, wenn alle an einem Strang ziehen. Sei es durch Bürgerwindparks, Photovoltaikanlagen auf den Dächern oder Biogasanlagen auf den Höfen – jeder kann einen Beitrag leisten. Auch wenn der Weg nicht einfach ist, lohnt es sich, ihn gemeinsam zu gehen. Denn am Ende profitieren wir alle von einer sauberen, unabhängigen Energieversorgung.

Barbara Ziemann-Oberherr ist fest entschlossen, diesen Weg mit ihren Nachbarn in Keyenberg zu beschreiten: “Wir werden aus diesen 5 Dörfern energetische Vorzeigedörfer machen.” Wenn es gelingt, können andere Regionen daraus lernen und die Energiewende bundesweit vorantreiben.

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