E-Mobilität – Was macht China anders als der Westen?

6 Juli, 2024

Chinas Elektrofahrzeugindustrie steht an einem entscheidenden Wendepunkt. Einerseits liefern sich die einheimischen Hersteller einen brutalen Preis- und Technologiewettbewerb, andererseits sehen sie sich zunehmenden globalen Bedrohungen durch hohe Zölle und Subventionen ausgesetzt. Die EU und die USA versuchen, die chinesischen E-Auto-Hersteller auf dem Weltmarkt zu bremsen. So legte die EU hohe Strafzölle auf E-Autos aus China fest. Doch der chinesische EV-Markt ist riesig – der größte der Welt. Nur wenige Unternehmen wie Tesla, BYD und Leuto können bisher Gewinne erwirtschaften. Was ist mit den vielen Verlierern in diesem hart umkämpften Markt?

Der Aufstieg der chinesischen E-Auto-Industrie

Chinas Elektrofahrzeugindustrie hat in den letzten Jahren einen enormen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz erlangt. Der Schlüssel dazu war eine gezielte Industriepolitik der Regierung. Bereits 2009 startete China ein Pilotprojekt zur Förderung der Entwicklung von Elektrofahrzeugen. In den folgenden Jahren wurden die Subventionen massiv ausgebaut, um Unternehmen zum Einstieg in den E-Auto-Sektor zu ermutigen und gleichzeitig den Aufbau einer umfassenden Industriekette für Batterietechnologien und Rohstoffe zu unterstützen.

Allein 2019 waren die chinesischen Subventionen etwa dreimal so hoch wie die der USA und mehr als 15-mal so hoch wie in Deutschland. Zwar sind die Subventionen in den letzten Jahren zurückgegangen, doch die Regierung hat damit einen entscheidenden Grundstein für den Aufstieg der chinesischen E-Auto-Industrie gelegt.

Überkapazitäten als Folge der Industriepolitik

Die massive Förderung durch die chinesische Regierung führte jedoch auch zu erheblichen Überkapazitäten in der Branche. Fast jede Provinz und Stadt in China hat mittlerweile ihren eigenen Autohersteller aufgebaut, oft ohne Rücksicht auf Marktkräfte. Mehr als 100 Unternehmen produzieren derzeit Elektrofahrzeuge in China – ein Vielfaches dessen, was der Markt tatsächlich braucht.

Kritiker argumentieren, dass diese Überkapazitäten durch die staatlich gelenkte Industriepolitik entstanden sind und den fairen Wettbewerb auf dem internationalen Markt beeinträchtigen. Auch die EU und die USA sehen in den chinesischen Subventionen einen Grund, Gegenmaßnahmen wie Strafzölle zu ergreifen.

Gewinner und Verlierer im chinesischen E-Auto-Markt

Während der massive Wettbewerb und Preiskampf in China dazu geführt hat, dass über 400 Elektrofahrzeugfirmen in den letzten Jahren verschwunden sind, konnten sich einige wenige Giganten wie Tesla, BYD und Leuto durchsetzen. Ihr Erfolgsrezept: vertikale Integration, Skaleneffekte und frühzeitige Fokussierung auf Batterietechnologie.

Viele andere Hersteller scheiterten jedoch, da sie die Kosten für die Autoherstellung unterschätzt hatten. Experten sind sich einig, dass nur eine viel kleinere Zahl von Unternehmen langfristig überleben wird – möglicherweise 20 bis 30 statt der aktuell über 100 Anbieter.

Chinas globale Ambitionen im E-Auto-Sektor

Trotz der Rückschläge für einige Hersteller blickt China optimistisch in die Zukunft. Das Land hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte bei der Elektromobilität gemacht und ist heute der weltweit größte Exporteur von Autos. 2023 exportierte China über 5 Millionen Fahrzeuge und wurde damit zum größten Autoexporteur der Welt.

Allerdings könnte die zunehmende Abschottung von Märkten wie den USA und Europa den weiteren globalen Expansionskurs der chinesischen Hersteller bremsen. Gleichzeitig bleibt der chinesische Markt für ausländische Hersteller von entscheidender Bedeutung – ein Rückzug würde die deutschen Autobauer hart treffen.

Fazit: Chinas Weg zur Elektroauto-Supermacht

Chinas Elektrofahrzeugindustrie steht an einem Scheideweg. Einerseits haben die massiven staatlichen Förderungen und eine gezielte Industriepolitik den Aufstieg einheimischer Hersteller ermöglicht. Andererseits führten diese Maßnahmen auch zu Überkapazitäten und Wettbewerbsverzerrungen, die international auf Kritik stoßen.

Während einige wenige Unternehmen wie BYD als Gewinner aus diesem Prozess hervorgehen, mussten viele andere Hersteller den Markt wieder verlassen. Die Konsolidierung ist noch nicht abgeschlossen, doch China hat seinen Weg zur Elektroauto-Supermacht eingeschlagen. Die Frage ist, ob das Land seine globalen Ambitionen trotz zunehmender Handelskonflikte umsetzen kann.

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